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Das Wichtigste in Kürze
Die BAK begrüßt grundsätzlich die Etablierung eines Ethikunterrichts, in dem eine
pluralistische Wertevermittlung stattfindet und gesellschaftliche, soziale, ökologische,
ökonomische, politische und kulturelle Verhältnisse thematisiert werden. Auch in der
Wirtschafts- und Arbeitswelt spielen ethische Fragen eine große Rolle.
Aus Sicht der BAK bedürfen einige Punkte im Entwurf aber noch einer Überarbeitung bzw
Ergänzung:
? Als BAK ist es uns ein Anliegen, dass die Schule die jungen MitbürgerInnen bestmöglich
auf das Leben in unserer Gesellschaft vorbereitet. Die Diskurse und
Aushandlungsprozesse um die Werte und Grundlagen des Zusammenlebens sollten
jedoch gemeinsam als Klasse geführt werden, egal ob jemand katholisch, evangelisch,
jüdisch, muslimisch oder konfessionsfrei ist. In einer aufgeklärten, pluralistischen
Gesellschaft ist ein neutraler Rahmen, in dem junge Menschen mit Andersdenkenden
diskutieren und reflektieren, unerlässlich. Das Unterrichtsfach Ethik für alle kann genau
diesen Rahmen bieten. Aus diesem Grund greift der vorliegende Entwurf eines
Ethikunterrichts nur als Ersatz-Pflichtgegenstand für den bereits bestehenden
Religionsunterricht zu kurz. Denn dadurch ist genau dieser konfessionsübergreifende bzw
unabhängig von Konfessionszugehörigkeit stattfindende Dialog nicht möglich. Zudem wird
jenen SchülerInnen, die am Religionsunterricht teilnehmen, die Möglichkeit genommen,
mit konfessionslosen bzw KlassenkollegInnen anderer Konfessionen über ethische
Fragestellungen unter pädagogischer Anleitung zu diskutieren.
? Um einen gemeinsamen Unterricht qualitätsvoll umzusetzen, bedarf es einer fundierten
LehrerInnenausbildung in einem entsprechenden Lehramtsstudium, vorzugsweise im
Bereich der Philosophie. Im Bewusstsein der langjährigen Übung in Österreich und
internationaler Verpflichtungen sei angemerkt, dass die Wertevermittlung in einer
säkularen, aufgeklärten und pluralistischen Gesellschaft unter Berücksichtigung der
Religionsgemeinschaften, aber nicht ausschließlich durch VertreterInnen dieser erfolgen
kann.
? Die BAK sieht die aktuell vorgesehene nicht gemeinsame Einführung des
Unterrichtsgegenstands Ethik und des damit verbundenen Lehramtsstudiums kritisch.
Denn somit ist Ethik zwar formal Unterrichtsfach, von pädagogisch-didaktischer Seite
allerdings weiterhin noch nicht den anderen Fächern gleichgestellt. Zurzeit gibt es für das
Fach Ethik noch keine ausreichende Anzahl ausgebildeter Lehrkräfte. Die durch das
BMBWF veranlasste „Aufschulung“ von Lehrkräften für das Unterrichten des Faches
Ethik, etwa durch Lehrgänge an den Pädagogischen Hochschulen, ist zwar
begrüßenswert. Es bedarf aber nicht nur einer flächendeckenden Weiterbildung der
Lehrkräfte, sondern auch der Einrichtung eines eigenständigen Lehramtsstudiums,
welches laut BMBWF erst mittelfristig (frühestens mit Beginn des Studienjahres 2022/23)