Bildungserträge 5
Vorwort
Dass Aufwendungen für Bildung, seien es private oder mehr noch öffentlich finanzierte, getätigt
werden, hat bis vor einiger Zeit keiner bzw. weniger Legitimation bedurft. Aktuelle Entwicklungen
und Diskurse über Budgetzwänge und verstärkte Verteilungskämpfe bringen die Kosten und auch
die Finanzierung von Bildung in den Fokus insbesondere der politischen Diskussionen. Auch für
den Bildungsbereich wird mittlerweile ein Nachweis darüber erwartet, dass bereitgestellte Res-
sourcen nutzenstiftend eingesetzt werden. Bildungsausgaben wird ein investiver Charakter zuge-
schrieben. Diese gegenwärtigen Überlegungen stellen die Diskussionen primär in einen bil-
dungsökonomischen Zusammenhang.
Diese Diskurse, die sowohl für den Hochschulbereich als auch für den Bereich der beruflichen
oder berufsbezogenen Weiterbildung besonders intensiv geführt werden, zeichnen sich aber
durch eine sehr weite Verwendung von Begriffen und oftmals durch einen Verzicht auf empirische
Fundierung aus. Diesem Umstand trägt das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung
seit längerem Rechnung und arbeitet an einer bildungswissenschaftlichen Durchdringung dieses
schillernden Fragenkomplexes. Bildungsforschung durchzieht als eine Querschnittsmaterie eine
Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen und wendet eine breite Palette von Methoden an. Ziel
der Bildungsforschung muss es weiters sein, neben empirischer Forschungstätigkeit, isoliert und
bruchstückhaft vorliegende Forschungsergebnisse aus verschiedenen Disziplinen zusammenzu-
fügen und so ein umfassendes Bild der komplexen Bildungswirklichkeit zu zeichnen.
Der vorliegende Bericht von Judith Veichtlbauer über die nationale und internationale wissen-
schaftliche Diskussion hinsichtlich von Bildungserträgen ist ein Ergebnis dieser Auseinanderset-
zung. Ziel war es, neben einer Abbildung von rein bildungsökonomischen Diskursen auch bil-
dungssoziologische und in gewissen Sinne komparatistische Zugänge, hinsichtlich unterschiedli-
cher traditioneller Verständnisse von Bildung, zu berücksichtigen. Diese Auseinandersetzung
wurde im Rahmen eines auch mit Mitteln des Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank1
finanzierten Projektes ermöglicht. Die Arbeit reiht sich in die Forschungstätigkeit des Institutes
ein, das in den letzten Jahren über Bildungsfinanzierungsmechanismen und deren Auswirkungen
auf Bildungsbeteiligung, Verteilungseffekte und anderes ebenso arbeitet wie über Bildungsko-
stenentwicklungen, oder die Finanzierungsstrukturen von Bildungssektoren beleuchtet.
Die hier dokumentierten Ertragsdiskussionen weisen eine deutliche Bandbreite auf. Humanisti-
sche Entwürfe von Bildung als Mittel zur Subjektwerdung – denen allerdings das Wort „Ertrag“
fremd scheint – stehen neben Bildungsökonomie im engeren Sinn, die den finanziellen Ertrag von
Bildung auf mikro- und makroökonomischer Ebene quantifiziert und Ansätzen US-amerikanischer
Provenienz, die bildungsinduzierte Faktoren wie Gesundheit und verbesserte Familienplanung als
monetären Ertrag erfassen wollen. Die in der Literatur – explizit und implizit – genannten Erträge
1 Jubiläumsfondsprojekt Nr. 7424