Studie ________________________________________________________________________________________
2. FALLSTUDIE: SCHWEDEN WASSER
Vorbemerkung
Die Datenlage bezüglich der Auswirkungen von Deregulierung und Privatisierung im
Sektor Wasserwirtschaft in Schweden ist extrem schlecht. Unsere Anfrage bezüglich
eines Gesprächs mit einem Vertreter der Gewerkschaft wurde bis zum Abschluss der
Untersuchung nicht beantwortet. Über die Auswirkungen der bisherigen Schritte zur
Liberalisierung und Privatisierung der Wasserwirtschaft liegen daher keine Informatio-
nen vor.
2.1. Liberalisierung der Wasserwirtschaft in Schweden
Die schwedische Wasserwirtschaft besteht nach Angaben der Swedish Water and
Wastewater Association (Gustafsson 2001) aus 2.000 gemeindeeigenen Wasserwerken
und 2.000 gemeindeeigenen Abwasserwerken. Nach Angaben von Jan Erik Gustafsson
(2001) arbeiten etwa 6.000 Personen in der schwedischen Wasserwirtschaft. Etwa ein
Drittel der Belegschaft arbeitet direkt in den Wasser- und Abwasserwerken, ein Drittel
ist mit Instandhaltungsaufgaben des Netzes beschäftigt und ein weiteres Drittel in der
Verwaltung. Aufgrund unterschiedlicher Maßnahmen zur Rationalisierung und Effi-
zienzsteigerung, die natürlich mit den langsamen Deregulierung des Sektors in Verbin-
dung gebracht werden müssen, wurden anscheinend bereits etwa 4.000 Personen abge-
baut. Befürchtungen werden laut, dass es in Zukunft schwierig werden könnte, qualifi-
ziertes Personal für den Sektor zu finden.
Nach Gustafsson (2001) begann die Kommerzialisierung der schwedischen Wasserwirt-
schaft 1991, wobei erwähnt werden muss, dass einige Kommunen bereits in den 70er
Jahren die gemeindeeigenen Wasser- und Abwasserwerke ausgliederten, um ihnen
größere ökonomische Freiheiten zu geben. Durch die Novellierung des schwedischen
Gemeindegesetzes aus dem Jahr 1991 erhielten die Kommunen größere Freiheiten zur
Organisierung ihrer Infrastrukturen. Diese Reform stand ganz im Lichte der
neoliberalen Schlagworte Kundenorientierung, Dezentralisierung und Wettbewerb.
Gemeindeeigene Wasser- und Abwasserbetriebe sollten ihre Praktiken dem Privatsektor
annähern.
Nach Gustafsson (2001) bestand einer der zentralen Aspekte der Ausgliederung der
Wasser- und Abwasserbetriebe aus dem öffentlichen Sektor im Ende der Transparenz,
zu der Privatunternehmen im Gegensatz zu Organisationen der öffentlichen Hand in
Schweden in geringerem Ausmaß/nicht verpflichtet sind. Damit ist das Unternehmen
aber auch nicht mehr in erster Linie der Öffentlichkeit verpflichtet. D.h. Dokumente und
Unterlagen dieser Unternehmen sind fortan nicht mehr von jeder/m BürgerIn einsehbar.
Der nächste Schritt nach der Auslagerung von gemeindeeigenen Infrastrukturbetrieben
wie Wasser- und Abwasserwerke ist die Ausschreibung dieser Aufgaben. Erste Versu-
che dieser Art gab es in Gemeinden unter konservativer Kontrolle bereits in der zweiten
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