Imp ressum: Herausgeber/Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien, 1040 Wien, Prinz Eugen Strasse 20–22 •
Redaktion: Elisabeth Beer, Thomas Delapina, Éva Dessewffy, Frank Ey, Lukas Oberndorfer, Oliver Prausmüller, Nikolai Soukup, Norbert
Templ, Alice Wagner, Valentin Wedl • Kontakt: Lukas Oberndorfer, Norbert Templ, Alice Wagner • Layout/Satz: Julia Stern • Verlags- und
Herstellungsort: Wien • Erscheinungsweise: 5 mal jährlich • Kostenlose Bestellung unter: http://wien.arbeiterkammer.at/euinfobrief
Editorial
Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Die Politik des eisernen Sparens
hat zu folgenschweren Verwer-
fungen insbesondere in den Kri-
senländern Südeuropas geführt.
Ruth Simsa skizziert, wie sich die
Lebensbedingungen in Spanien
verschlechtert haben. Über
die schwierigen Verhandlungen,
die die griechische Regierungs-
partei Syriza mit der EU-Troika
führen muss, informiert Lukas
Oberndorfer. Michael Mesch
beschäftigt sich mit der Lohn-
politik in der Krise, die zu einer
Demontage der Tarifautonomie
der KollektivvertragspartnerInnen
geführt hat. Einen Einblick zu den
Praktiken der Steueroasen, die
eine steuerschonende Behand-
lung von Unternehmensgewin-
nen und Vermögen ermöglichen,
gibt Gertraud Lunzer. Frank Ey
schildert, wie es um die Trans-
parenz beim Lobbying auf EU-
Ebene bestellt ist. Elisabeth Beer
berichtet über die letzten Ent-
wicklungen zu Investitionsschutz
und Investor-Staat-Streit bei-
legungsmechanismus im EU-
USA-Handelsabkommen TTIP.
Die Kampagne No2ISDS setzt
dazu neue Aktivitäten.
Ihre Redaktion
Spanien ist von einer gravierenden ökonomischen, sozialen
und politischen Krise betroffen. Zum Teil ist dies Folge
der europäischen Politik. Die zunehmende Orientierung an Wirt-
schaftsinteressen statt an sozialen Standards, die Unterordnung des
Gemeinwohls unter individuelle Interessen, die Individualisierung
von Gewinnen und Kollektivierung von Risiken der Finanzmärkte
führen zu wachsender Ungleichverteilung und Exklusion. Ruth Simsa
Spanien
Überleben in der
Krise mit Hilfe
sozialer Netzwerke
Folgen sind in vielen Ländern Politik-
verdrossenheit oder ein Zulauf der
Krisenverlierer zu nationalistischen
und rechtspopulistischen Strömun-
gen. In Spanien dagegen kam es in
Folge einer breiten Protestbewegung
zu einer Stärkung der Zivilgesell-
schaft, des politischen Engagements
und der Solidarität. Infolge der Be-
wegung wurden neue Parteien ge-
gründet, die hohe Erfolgsaussichten
bei den nächsten Wahlen haben.1
Hintergründe: die Wirtschafts-
krise und ihre Folgen n Die Fi-
nanzkrise und durch sie verursachte
Liquiditätsengpässe von Banken tra-
fen Spanien nach einem Jahrzehnt
des Baubooms, der durch lockere
Kreditvergabe und niedrige Zinsen
verursacht und durch Spekulationen
verstärkt worden war. Bis dahin er-
lebte Spanien goldene Jahre und den
Aufstieg zur fünftgrößten Volkswirt-
schaft Europas. Spanien hatte vor
der Finanzkrise eine mit 39,4 % im
Jahr 2008 deutlich niedrigere Staats-
verschuldung als etwa Österreich
(68,5 %), war aber u.a. aufgrund
des hypertrophen Bausektors beson-
ders verwundbar. Mit der Finanzkri-
se platzte die Immobilienblase. Der
Staat fing die von Kreditausfällen
betroffenen Banken auf, verschul-
dete sich stark, Unternehmen gin-
gen in Konkurs, die Arbeitslosigkeit
stieg. Die Staatsverschuldung stieg
bis 2014 auf geschätzte 98,1 %2
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internationalinfobrief
Ausgabe 2 | Mai 2015
IS
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Aus dem Inhalt
»
Spanien – Überleben in der Krise 1
Steuerflucht und Steueroasen 5
Lohnpolitische Diktate der Troika 9
Transparenzregister: Lobbying-
praktiken auf EU-Ebene 11
Investitionsschutz: Nein zu ISDS 14
Griechenland: Kompromiss
in letzter Minute? 17
Buchbesprechung 22