18 infobrief eu & international Ausgabe 3a – Sondernummer Brexit | Juli 2016
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I pressum: Herausgeber und Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, 1040 Wien, Prinz Eugen Strasse 20-22 •
Redaktion: Elisabeth Beer, Éva Dessewffy, Lukas Oberndorfer, Iris Strutzmann Norbert Templ, Valentin Wedl • Kontakt:
Lukas Oberndorfer (lukas.oberndorfer@akwien.at) Layout und Satz: Julia Stern • Verlags- und Herstellungsort: Wien •
Erscheinungsweise: zweimonatlich • Kostenlose Bestellung unter: http://wien.arbeiterkammer.at/euinfobrief
Editorial
Liebe Les rin! Lieber Leser!
Vor Ihnen liegt doppelt Neues.
Durch professionelles Layout
erscheinen wir in neuem Gewand.
Auch inhaltlich haben wir uns
bemüht, die i ternationalen Brenn-
punkte durch neue Formate besser
zu fokussi ren: Langbeiträge als
Raum für grundlegen e Analysen.
Damit starten Markus Marterbauer
und Lukas Oberndorfer. Ersterer
zeigt auf, dass simultanes Kon-
solidieren die EU in de nächsten
Abschwung führe könnte. Zweiterer
setzt sich mit dem Monti-Bericht –
dem Versuch eines neuen Konsen es
für eine angebotseitige Binnen-
marktpolitik – auseinander. Produk-
tion von Konsens und Dissens darin
spielen Bücher ine wichtig Roll .
Daher eröffnen wir mi zwei Rezensi-
onen eine neue Rubrik: Die Buc be-
sprechung. Di beka nten Stärken
unserer Zeitschrift bleiben erhal-
t n: aktuelle Themen informativ &
prägnant aufbereitet. Das zeigen
Elisabeth Beer, Norbert Templ, Iris
Strutzmann, Walter Sauer & Susa
Leather mit ihren Beiträgen zu
Investitionsschutzabkommen,
W chs umshindernissen, Handels-
politik (EU – Kanada) und HIV/Aids.
Ebenso setzt Claudia Schürz unseren
China-Schwerpunkt fort. Diesmal:
WanderarbeiterInnen.
Ihr AK Redaktionsteam
S it Beginn d r Finanz- und Wirtschaftskrise ist es
de EU gelungen, durch pragmatisch Notfallmaßnahmen das
Banken system, di Konjunktur u d den Markt für Staatsschuld-
verschreibungen zu stabilisieren, jedo h sind die grundlegenden
Probleme nicht bewältigt.
Europas Wirtschaft
An einer entscheidenden
Weggabelung
Die w itere Konjunkturentwicklung
hängt davon ab, ob die von Asien
ausgehenden Auftriebskräfte oder
die Dämpfung durch die simultane
Budgetko solidierung in der EU stär-
ker wirken. Die Bewältigung der ho-
hen Staatsschulden bleibt ein zent-
rales Th ma, für dessen B wältigung
unko ventionelle An ätze notwendig
sind.
EU-Wir schaftspolitik schafft
Stabilisi ru g n Die wirtschaftliche
Krise at in der Europäisch n Uni-
on in den letzten Wochen ihr drittes
Stadium erreicht:
n Die Krise ging zunächst in d n
Jahren 2007 und 2008 vo d n
Finanzmärkten und Banken us,
das weltweite Finanzsystem ge-
riet mehrmals an den Rand des
Zusamm nbruchs.
n Dadurch wurde von Mitte 2008
bis Mitt 2009 ein tiefer Einbruch
der Realwirtschaft ausgelöst. Das
Bruttoinlandsprodukt ging 2009
real um 4,2% zurück, die saison-
bereinigte Zahl der Arbeitslosen
stieg vom Tiefstand im Frühjahr
2008 bis Mai 2010 von 16 Mio auf
23 Mio.
n Als Folge des durch den finanz-
und realwirtschaftlichen Einbruch
ntstandenen Ausfalls an Steu-
ereinnahmen und der zusätzli-
chen Staatsausgaben entwickelte
sich ab dem Frühjahr 2010 eine
Staatsschuldenkrise.
Die EU-Politik hat die Krisenzeichen
in allen drei Stadien spät erkannt,
sie hat – bedingt durch langwierige
Entscheidungsprozesse, vor allem
aber geprägt durch ein neoliberales
Weltbild, das den Märkten Effizienz
zuspricht und staatliche Eingriffe für
falsch hält – mit Zögern und Zaudern
reagiert. D nnoch ist es schließlich
in jedem Stadium der Krise gelun-
gen, durch Notfallmaßnahmen eine
Stabilisierung zu erreichen:
Europas Wirtschaft 1
Die faktische Macht
multinationaler Unternehmen 6
Wachstumshemmnisse 9
Analyse des Monti-Berichts 10
EU-Kanada Abkommen 15
China – Illegale im eigenen Land 17
HIV/Aids 18
Kritik des Kapitalismus 20
Die europäische Chance 21
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internationalinfobrief
Ausgabe 3 | Juni 2010
Aus dem Inhalt
Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, 1040 Wien, Prinz Eugen Strasse 20-22 •
Redaktion: Elisabeth Beer, Éva Dessewffy, Lukas Oberndorfer, Iris Strutzmann Norbert Templ, Valentin Wedl • Kontakt:
Lukas Oberndorfer (lukas.oberndorfer@akwien.at) Layout und Satz: Julia Stern • Verlags- und Herstellungsort: Wien •
Erscheinungsweise: zweimonatlich • Kostenlose Bestellung unter: http://wien.arbeiterkammer.at/euinfobrief
Editorial
Liebe Leserin! Lieber Leser!Vor Ihnen liegt doppelt Neues.
Durch profession lles Layout
erscheinen wir in neuem Gewand.
Auch inhaltlich hab wir uns
bemüht, die internatio alen Brenn-
punkte durch neue Formate besser
zu fokussieren: Langbeiträge als
Raum für grundlegende Analysen.
D mit starten Markus Marterbauer
und Lukas Oberndorfer. Ersterer
zeigt auf, dass s multanes Kon-
solidieren die EU in den nächsten
Abschwung führen könnte. Zweiterer
setzt sich mit dem Monti-Bericht –
dem Versuch eines neue Konsenses
für eine angebotseitige Binnen-
marktpolitik – auseinander. Produk-
tion von Konsens und Dissens darin
spielen Bücher eine wichtige Rolle.
Daher eröffnen wir mit zwei Rezensi-
onen ei e neue Rubrik: Die Buchbe-
sprechung. Die bekannt Stärken
unserer Zeitschrift bleiben erhal-
ten: aktuelle Themen informativ &
prägnan aufbereitet. Das zeigen
Elisabeth Be r, Norbert T mpl, Iris
Strutzmann, Walter Sauer & Susan
Leather mit ihren Beiträgen zu
Investitionsschutzabkommen,
Wachstumshindernissen, H ndels-
politik (EU – Kanada) und HIV/Aids.
Ebenso setzt Clau ia Schürz unseren
China-Schwerpunkt fort. Dies al: WanderarbeiterInnen.
Ihr AK Redaktionsteam
Seit Begi n der Finanz- und Wir schaftskrise ist es
der EU gelungen, durch pragmatisc e Notfallmaßn men das
Banken system, die Konjunktur und d n Markt für Staatsschuld-
verschreibungen zu stabilisieren, jedoch sind die grundlegenden
Pr bleme nicht bewältigt.
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Die weitere Konjunkturentwicklung
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ausgehenden Auftriebskräfte oder
die Dämpfung durch die simultane
Budgetkonsolidierung in der EU stär-
ker wirken. Die Bewältigung der o-
hen Staatsschulden bleibt ein zent-
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nkonventionelle Ansätze notwendig
sind.
EU-Wirtschaftspolitik schafft
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n Die Krise ging zunächst in den
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bereinigte Zahl der Arbeitslosen
stieg vom Tiefstand im Frühjahr
2008 bis Mai 201 von 16 Mio auf
23 Mio.
n Als Folge des durch den finanz-
und realwirtschaftlichen Einbruch
ents ndenen Ausfalls an Steu-
erei nahmen und der zusätzli-
chen Staatsausgaben entwickelte
sich ab dem Frühjahr 2010 eine
Staatsschuldenkrise.
Die EU-Politik hat die Krisenzeichen
in allen drei Stadien spät erkannt,
sie hat – bedingt durch langwierige
Entscheidungsprozesse, vor allem
aber geprägt durch ein neoliberales
Weltbild, das den Märkten Effizienz
zuspricht und staatliche Eingriffe für
falsch häl – mit Zögern und Zaudern
reagiert. Dennoch ist es schließlich
in jedem Stadium der Krise gelun-
gen, durch Notfallmaßnahmen eine
Stabilisierung zu erreichen:
Europas Wirtschaft
1
Die faktische Macht multinationaler Unternehmen 6
Wachstumshemmnisse
9
Analyse des Monti-Berichts
10
EU-Kanada Abkommen
15
China – Illegale im eigenen Land 17
HIV/Aids
18
Kritik des Kapitalismus
20
Die europäische Chance
21
eu& international
i fobri f
Ausgabe 3 | Juni 2010
Aus dem Inhalt
Imp ressum: Herausgeber und Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, 1040 Wien, Prinz Eugen Strasse 20-22 •
Redaktion: Elisabeth Beer, Éva Dessewffy, Lukas Oberndorfer, Oliver Prausmüller, Norbert Templ, Alice Wagner, Valentin Wedl • Kontakt:
Lukas Oberndorfer, Norbert Templ, Alice Wagner • Layout und Satz: Julia Stern • Verlags- und Herstellungsort: Wien • Erschei-
nungsweise: 5 mal jährlich • Kostenlose Bestellung unter: http://wien.arbeiterkammer.at/euinfobrief
Editori l
Lieb Leserin! Lieber Leser!
Noch einmal vor der Somm r pause
widmen wir uns den aktuellen
Brennpunkten der europäi chen
Poli ik: P. Ebe hardt skizziert die
Einflussnahme der Wir schafts-
lobbys auf die Verhandlung des
EU-Indien Freihandelsabkommens.
L. Oberndorfer, N. Templ und C.
Schlager greifen in ihren Analyse
noch einmal neu Aspekte des viel
diskutiert n Economic Government-
Pakets auf, ergänzt um e nen
kritischen Blick auf die Aust ri-
tätsprogramme quer durch Europa
(G. Feigl), auf die sprunghaften
Preisanstiege an den Rohstoffbör-
sen (M. Maltschnig) sowie Aktuel-
lem zur Finanztra saktionssteuer
(V. Wedl). Das Ende er ungari-
schen EU Präsidentschaft nimmt
K. Lachmayer zum Anlass eine
g naueren Blick über die Grenze zu
werfen und analy iert die aktuellen
Verfassungsreformen in unsere
Nachbarland. Weitere Themen der
Ausgabe sind die Reformvorhaben
im EU-Vergaberecht (S. Wixforth),
di Strat gie zur legalen Zuwande-
rung in die Union (C. Cesnovar) so-
wie di revidierten OECD-Leitsätze
für multinationale Unternehmen (E.
Beer). Abgerunde mit Buch- und
Veranstaltungstipps wünschen wir
eine anregende Lektüre im Juni.
Ihr AK Redaktionsteam
eit 2007 verhandeln Indie und die EU ein weit reichendes
Freihandelsabkommen. Es umfasst alle relevanten Wirtschafts-
bereiche – von Industrie, La dwirtschaft und Dienstleistungssekto-
ren bis hin zu P t nten, der öffentlichen Auftragsvergabe und der
A sbeutung von Rohstoffen. Demnächst sollen die Gespräche abge-
schlossen werden. D
ei weiß in Europa und Indien kaum jemand
twas darüber. Nur Konzerne und ihre Lobbyverbände sind bestens
in die Verhandlung n eingebunden.
Pia Eberhardt
In den Freihandelsverhandlu gen mit Indien
arbeiten EU-Kommission, Mitgliedstaaten und
Konzernlobbies eng zusa men
F i d iche Übernahme
Die bruchstückhaften Informationen
über die Verhandlungen, die bisher
an die Öffentlichkeit gesickert sind,
haben soziale Bewegungen, Ge-
werks aften, Entwicklungs-, Frau-
en- und Gesundheitsorganisationen
alarmiert. Si befürchten, dass das
EU-Indien
Freihandelsabkommen
Armut, soziale Ungleichh it und den
ökologischen Raubbau in I dien ver-
schärfen wird. Auch Arbeitsrechte
und der Z gang zu Medikamenten
seien durch das Abkommen bedroht,
und zw r nicht nur in Indien, son-
dern weltweit. Wiederholt haben da-
her hunderte zivilgesellschaftliche
Organisationen aus Europa und In-
dien zu einem sofortigen Stopp der
Verhandlungen aufgerufen.1
Ganz anders die europäischen Kon-
ze ne und ih e Verbände: Für Busi-
nessEurope, den europäischen
Arbeitgeberv rband, ist das EU-Indi-
en-Freihandelsabkommen das wich-
tigste, das die EU derzeit verhandelt.
Ihm gehen die Gespräche zwar nicht
schnell genug, aber der Verband
ist hochzufrieden mit der Verhand-
lungsführung der EU-Kommission.
Und it ihrer Informationspolitik.
Kein Wunder.Symbiose zwischen Kommission
und Wirtschaft n Schon Monate
vor B ginn der offiziellen Gespräche
mit Indien begann die EU-Kommis-
sion, die europäische Wirtschaft zu
konsultieren. In einem detaillierten
Fragebogen wurde sie zu Proble-
men beim Export von Gütern und
Dienstleistungen, bei Filialeröffnun-
g n, beim Zugang zu Rohstoffen in
Indien etc. befragt. Drei Tage vor
Verhandlungsbeginn versicherte die
damalige EU-Agrarkommissarin,
Freihandel mit Indien
1
Economic Governance rechtswidrig? 7
EU-Wirtschaftsregierung
13
Verfassungsreform in Ungarn
15
Financial Transaction Tax
19
Finanzmärkte und Rohstoffbörsen 20
Sparpakete in Europa
22
Revidierte OECD-Leitsätze
24
Legale Zuwanderung
28
Grünbuch EU-Vergabepolitik
30
Buchtipps
33
u& international
infobrief
Ausgabe 3 | Juni 2011
Aus dem Inhalt
»
EU-Infobrief: Europa und
Internationales in kritischer
und sozialer Perspektive –
kostenlos beziehen
Der EU-Infobrief erscheint 5x jährlich im digitalen Format
und liefert eine kritische Analyse der Entwicklungen auf
europäischer und internationaler Ebene. Die Zeitschrift
der Abteilung EU & Internationales der AK-Wien fokussiert dabei
Themen an der Schnitt stelle von Politik, Recht und Ökonomie.
Anspruch ist nicht nur die Prozesse in den europäischen
Institutionen zu beschreiben, sondern auch Ansätze zur
Überwindung des Neoliberalismus zu entwickeln. Kurze Artikel
informieren in prägnanter Form über aktuelle Themen.
Langbeiträge geben den Raum für grundlegende Analysen,
Buchbesprechungen bieten eine kritische Übersicht einschlägiger
Publikationen.