Full text: Motive für die Berufswahl

1. Einleitung Wann sind wir uns sicher, welchen Beruf wir einmal ausüben werden? Wer oder was beeinflusst die Berufswahl? Mit diesen zentralen Fragen setzt sich die vorliegende soziologische Studie auseinander. Viele meiner GesprächspartnerInnen meinten, dass es sehr schwierig sein wird, sichere Erkenntnisse zum Thema „Motive zur Berufswahl“ zu gewinnen, zu unterschiedlich verlaufen die einzelnen Berufskarrieren. Es würden sich nur ohnehin bekannte Zusammenhänge nachweisen lassen. So wurde bereits wiederholt bestätigt, dass Kinder von Eltern mit Hochschulabschluss meist ebenfalls ein akademisches Berufsziel anstreben, während Kinder, deren Eltern einen Pflichtschulabschluss vorweisen, ihre beruflichen Ziele dementsprechend niedriger ansetzen. “Die Wahrscheinlichkeit, die Matura zu machen, liegt bei Eltern mit der Pflichtschule als höchstem Abschluss bei zehn Prozent, bei Eltern mit Lehre bei 17 Prozent, bei Eltern mit Matura bei 60 Prozent und bei Eltern mit Universitätsabschluss bei 79 Prozent” (Reinprecht, 2007). Da das Thema Berufswahl eine sehr breite Palette von vielen Handlungsmöglichkeiten umfasst, stellt eine Analyse dieser Frage zweifellos eine besondere Herausforderung dar. Bestimmte Verhaltensmuster liegen jedem sozialen Handeln zugrunde, umso mehr gilt dieser Grundsatz der Soziologie bei der wichtigen Wahl eines Berufes. Die Frage ist weniger, ob es soziale Zusammenhänge für eine bestimmte Berufswahl gibt, sondern ob sich daraus spezielle Verhaltensmuster ableiten lassen, die für bestimmte soziale Gruppen typisch sind. Wenn ich an meine eigene Berufskarriere denke, fällt mir auf, dass ich im Laufe meines Lebens schon einige Berufsziele hatte. Bis zum Ende meiner Volksschulzeit wollte ich unbedingt Landwirt werden, weil ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin. Ich kannte alle damit verbundenen Arbeiten und malte mir aus, wie ich die Landwirtschaft betreiben werde. Obwohl in unserer Familie längst klar war, dass mein zweitältester Bruder den Hof übernehmen wird, ließ ich mich von meinem Ziel nicht so leicht abbringen, ich konnte mir gut vorstellen, mit einem Heustadel und einer kleinen Wiese, die mir mein Vater überlassen würde, mein Auslangen zu finden, schließlich haben alle Bauern einmal klein angefangen. 4

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