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Naturschutzes. Letztere sind wichtige Voraussetzungen für den Erhalt eines dynamischen
Wirtschaftsstandortes bzw. eines qualitätsorientierten Tourismus. Nachhaltigkeit kann somit über
abgestimmte Reformen/Innovationen in den Bereichen der sozialen Versorgung (Wohlfahrtsstaat),
der Ökologie (Umwelt und erneuerbare Energie), und der Wirtschaft (Tourismus, Gewerbliche
Produktion, Kultur, Kreativindustrie ….) sicher gestellt werden.
Gemeinschaftlich organisierte mobile Fahrtendienste könnten auch zur Ergänzung des öffentlichen
Verkehrsnetzes eingesetzt werden, um weniger ‚mobilen‘ potenziellen Arbeitskräften den Zugang zu
weiter entfernten Arbeitsmöglichkeiten zu erleichtern. Mobilität wird zu einem Kernkriterium für die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, d.h. einer beruflichen Entfaltungsmöglichkeit von Frauen und
Männern, in denen die Arbeitszeit den eigenen Wünschen entspricht und nicht von rigiden
Öffnungszeiten der verschiedenen Versorgungseinrichtungen aufoktroyiert wird. Dies gilt, wie die
ExpertInnengespräche gezeigt haben, nicht nur für den ländlichen Raum sondern auch für urbane
Gebiete.
Flexible Spezialisierung auch im urbanen Raum
Um „economies of scale“ (Skalenerträge) und eine Professionalisierung der sozialen Dienste sicher zu
stellen, macht es nicht nur in ländlichen Gemeinden Sinn, sich zusammen zu schließen; sondern auch
im städtischen Raum. Eine größer angelegte arbeitsteilige Organisationsform schafft Arbeitsplätze für
eine Vielfalt von Kompetenzen, die in ihrem Zusammenwirken eine umfassende Betreuung und/oder
Förderung der Betroffenen sicher stellen. Damit ist eine qualitativ hochwertige Versorgung bei
gleichzeitiger Effizienzsteigerung möglich. Gleichzeitig wird über ein arbeitsteiliges Verfahren die
Professionalisierung der sozialen Dienste im weitesten Sinn ermöglicht und die Verbesserung der
Arbeitsbedingungen der Arbeitskräfte in diesen Beschäftigungsbereichen.
Umsetzung und Finanzierung
Für die Umsetzung einer Strukturreform in Richtung integrative soziale Infrastruktur, die auf die
Erhaltung der Umwelt und des Wirtschaftsstandortes Rücksicht nimmt, braucht es eine start?up
Finanzierung. Der Zusammenschluss von Gemeinden bedarf wohl einiger finanzieller Anreize, etwa
Förderbeiträge in Abhängigkeit von einer regionalen Integration und Spezialisierung. Für die
Umsetzung wäre eine Bund?Länderaktion vorstellbar, die einen Innovationsfonds für die Schaffung
eines integrierten Sozialsystems speist, aus dem Gemeinden unter bestimmten Auflagen
Förderungen erhalten können. Dabei kann es sich um rückzahlbare Kredite ebenso handeln wie um
Investitionsförderungen. Auch die EU?Regionalförderung kann in ein derartiges dezentrales
regionales Entwicklungsszenarium eingebunden sein, etwa ELER (Europäischer Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums), darunter der Schwerpunkt 4 LEADER. Ebenso ergeben sich
aus den ESF?Förderungen Möglichkeiten für eine Ko?Finanzierung der innovativen Gestaltung
gewisser sozialer Dienste.
Das Land Tirol plant das Pilotprojekt in Osttirol mit der Schaffung einer Beschäftigungsgesellschaft für
Frauen zu unterstützen, nicht zuletzt auch um die hohe Zahl der langzeitarbeitslosen Frauen zu
verringern. In Schwechat wiederum bietet das AMS eine Anbindung an das im Jahr 2010 eröffnete
Frauenberufszentrum an.