behalten. Während in den sechziger Jahren vor allem die
Verhinderung von Überhitzungserscheinungen für die
Wirtschaftspolitik ein schwieriges Problem darstellte und
für Rezessionen galt, daß »es einfach ist, in der Konjunk¬
turflaute eine expansive Politik zu verordnen«4, so ist die
Konjunkturpolitik seither wesentlich schwieriger gewor¬
den. Das »keynesianische« Instrumentarium der Wirt¬
schaftspolitik ist den neuen Aufgaben viel weniger ge¬
wachsen. Wenn die Konsequenzen daraus nicht notwendi¬
gerweise dramatisch sind, so zeichnet sich für die nächsten
Jahre ein von der bisherigen Entwicklung doch deutlich
unterschiedenes Bild ab. Der nächste Konjunkturauf¬
schwung. In den USA wird er für den Herbst erwartet, in
Frankreich, in Italien und in England wird sich ebenfalls
kaum vorher eine Wende ergeben. Das heißt, daß die Re¬
zessionsphase diesmal länger dauern wird als die vorher¬
gehende Aufschwungsphase, während bisher stets diese
den Konjunkturzyklus beherrschte und die Rezessionen
sowohl kurz als auch nicht sehr tief waren.
Die Konjunktur folgt einem anderen Muster, dessen
Gültigkeit nicht auf den derzeitigen Zyklus beschränkt
bleiben muß.
in.
Wenn auch heute mit einiger Sicherheit angenommen
werden kann, daß die gegenwärtige Abwärtsbewegung
sich nicht zu einer regelrechten Depression nach dem Mu¬
ster der Zwischenkriegszeit auswachsen wird, so gibt es
doch Gefahrenmomente, die in diesem Zusammenhang
nicht übersehen werden dürfen. Ihre Wurzeln liegen in
der Instabilität des Systems der internationalen Wirt¬
schaftsbeziehungen, die seit dem Zusammenbruch des
Währungssystems von Bretton Woods eher zu als abge¬
nommen hat.
Der Welthandel hat auch in den siebziger Jahren
schneller expandiert als die BNPs der einzelnen Staaten.
Die Befürchtung, daß sein Wachstum in den fünfziger und
sechziger Jahren vor allem auf der Stabilität der Wechsel¬
kurse beruht habe, so daß deren Wegfall zu einem Rück¬
gang oder zumindest zu einer Verlangsamung des Wachs¬
tums führen müsse, hat sich nicht erfüllt. Dies mag viel¬
leicht dadurch bedingt gewesen sein, daß sich zwar die
Austauschrelationen, ähnlich wie bei früheren Ab- oder
Aufwertungen grundlegend verändert haben, nach erfolg¬
ter Veränderung die Schwankungen jedoch eher milde
bleiben und das floating per se — wohl deswegen, weil es