nicht ausreichen. Kursierende Vorschläge, vorhandenes Pro
duktionsvermögen, in welcher Form auch immer, unter der
Belegschaft zu verteilen, sind insofern problematisch, als
dadurch neue Privilegien entstehen werden, die als unge
rechtfertigt empfunden werden. Außerdem müssen die ent
sprechenden Kapital-, insbesondere Beteiligungsmärkte erst
geschaffen werden. Aus solchen Überlegungen läßt sich der
Schluß ziehen, daß der Staatsanteil an Wirtschaftsunterneh
mungen in Osteuropa zwar sinken wird, jedoch auf längere
Zeit noch erheblich größer sein dürfte als in Österreich, das
unter den westlichen Ländern den höchsten Staatsanteil
diesbezüglich aufweist. Umso wichtiger sind die Maßnahmen
zur "Demonopolisierung", d. h. zur Schaffung eines Wettbe
werbes zwischen den Unternehmungen, sowie die schritt
weise Liberalisierung des Außenhandels.
Überwiegend wird in den osteuropäischen Ländern für
eine Liquidierung des Comecon plädiert, dessen "System
und Philosophie kaputt ist" - wie es der Präsident der
ungarischen Nationalbank kürzlich ausdrückte. Wenn es
nach seiner Aussage langfristig nur mehr einen Grundtyp von
Wirtschaftssystem in Europa geben soll, so gibt es auch
keinen Grund mehr für ein spezifisches osteuropäisches
Wirtschaftsbündnis. Die Länder Osteuropas werden ihre
internationalen Wirtschafts- und v. a. Handelsbeziehungen
zunehmend nach Westen orientieren. Aber auch hier wird
diese Strukturverschiebung nur mittel- und langfristig
bewirkt werden können. Der Produktionsapparat läßt sich
nicht über Nacht umstellen, und vom Standpunkt des kom
parativen Vorteils wird es wahrscheinlich noch längere Zeit
sinnvoll sein, daß die osteuropäischen Länder mit Produkten,
die im Westen nicht wettbewerbsfähig sind, untereinander
Handel treiben. Rasch ändern werden sich die geschäftlichen
Formen, in denen sich dieser Handel vollzieht, langsamer die
quantitativen Anteile der Handelsströme.
Die unmittelbar ins Auge gefaßten Maßnahmen zur Einlei
tung der wirtschaftlichen Transformation ziehen kurzfristig
eine gewisse Senkung des Volkseinkommens und auch man
che soziale Härten nach sich. Sie enthalten auch nicht unbe
trächtliche Risken eines Fehlschlages. Geht man davon aus,
daß die angepeilten kurzfristigen Ziele erreicht werden, so
eröffnet sich langfristig eine Entwicklungsperspektive für
Osteuropa, in der sich die internationale Wettbewerbsfähig
keit dieser Länder stetig verbessert und jenes wirtschaftliche
Wachstum nachgeholt wird, mit dem in Westeuropa in den
fünfzig er und sechziger Jahren die Grundlagen für das heu
tige Wohlstandsniveau geschaffen wurden. Von einer solchen
Entwicklung Osteuropas sind auch wesentliche Impulse für
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