Wirtschaft und Gesellschaft
Organisationsformen und einem gut
ausgebildeten Personal zu den wichtig
sten Faktoren für die Wettbewerbsfä
higkeit von Unternehmen geworden
sind und daß in Österreichs Industrie
gerade bei der Entwicklung und Anwen
dung neuer Technologien ein Nachhol
bedarf besteht (3).
1.2 Die Performance des
Österreichischen und Wiener
Innovationssystems im Überblick
Österreichs Wirtschaft hat zwar in
den letzten Jahren eine Reihe von Po
sitiva, z.B. in der Arbeitsproduktivität,
aufzuweisen . Dies ist erstaunl ich inso
fern, als die Forschungsquote noch
deutlich unter dem OECD-Durch
schnitt, der Anteil der selbstfinanzierten
Industrieforschung sehr gering, der An
teil des Forschungspersonals in der In
dustrie ebenfalls gering und die Patent
bilanz äußerst negativ ist. Der geringe
finanzielle Input der Industrie in den in
novatorischen Prozeß begründet sich
u.a. aus der Größe der Betriebe und
aus der Branchenstruktur. Während der
"TOP-1 0-Durchschnitt" i n Österreich
1 2 .000 Beschäftigte hat, liegt dieser
Durchschnitt in Schweden bei 49.000,
in der Schweiz bei 60.000, in Japan bei
1 07.000, in der BRD bei 1 77.000 und in
den USA bei 3 1 1 .000 Mitarbeitern. Das
Fehlen von großen Unternehmen wirkt
sich insofern negativ auf die F&E-Quo
te aus, als weltweit, und dies konnte
auch für Österreich gezeigt werden,
eine positive Korrelation von F&E-In
tensität und Betriebsgröße nachweis
bar ist (4). Hinzu kommt, daß die Struk
tur des produzierenden Sektors in
Österreich noch immer durch hohe
Grundstoffnähe, Halbfertigwaren und
relativ einfache Konsumgüter gekenn
zeichnet ist. Dementsprechend domi
nieren ressourcenintensive Güter den
Export bei einem gleichzeitigen Außen
handelsdefizit bei technologieintensi
ven Produkten (5).
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23 . Jahrgang ( 1 997), Heft 3
Für die Wettbewerbsfähigkeit von
Unternehmen wird es heutzutage im
mer wichtiger, systematisch Zugang
zur Wissensproduktion zu haben, um
bei Innovationsvorhaben auf dem inter
national aktuellen Stand neuer Techno
lagien bzw. von Forschung und Ent
wicklung aufzubauen. Dementspre
chend ist auch die Wettbewerbsfähig
keit eines ganzen Wirtschaftsstand-or
tes nicht alleine eine Funktion der Wett
bewerbsfähigkeit seiner Unternehmen,
sondern das Resultat der Performance
des gesamten nationalen bzw. regiona
len lnnovationssystems. Dabei verste
hen die Technologieforscher unter ei
nem nationalen bzw. regionalen Inno
vationssystem die Gesamtheit aller pri
vaten und öffentlichen Institutionen und
Unternehmungen, deren Aktivitäten
und Interaktionen die Schaffung und
Ausbreitung (Anwendung) von Techno
lagien und technologischem Wissen
beeinflussen (6).
Ein wichtiges Element jedes nationalen
Innovationssystems ist das Wissen
schaftssystem. Das Österreichische
Wissenschaftssystem ist, im internatio
nalen Vergleich , mit sehr geringen Fi
nanzmitteln ausgestattet und nach wie
vor stark durch die Universitäten ge
prägt. Rund 60% der Mittel der öffentli
chen Hand, die für F&E aufgewendet
werden, fließen der universitären For
schung zu . Demgegenüber liegt der
OECD-Durchschnittswert dieses Indi
kators bei 30% (7). Betrachtet man den
unmittelbar wirtschaftsrelevanten Be
reich der Universitäten genauer, der für
das Österreichische Innovationssystem
auch kurz- bis mittelfristig von Bedeu
tung ist, so zeigen sich folgende bei
spielhaft aufgezählte Fakten (8):
* Trotz zahlreicher Kooperationen zwi
schen Universitäten und der Wirt
schaft zeigt sich eine deutliche Dis
krepanz zwischen dem Kooperations
angebot der einzelnen Universitätsin
stitute und der Kooperationsnachfra
ge der Wirtschaft.