31. Jahrgang (2005), Heft 2 Wirtschaft und Gesellschaft
Die Qualität der Arbeit:
Ökonomische Theorie und
wirtschaftspolitische Implikationen
Christian Ragacs, Monika Riedel, Ulrich Schuh, Caroline Wörgötter
1. Einleitung1
Die Verbesserung der Qual ität von Arbeitsplätzen stellt seit dem Jahr
2000 einen Kernbestandteil der EU-Beschäftigungs- und Wohlfahrtspoli
tik dar, wobei d ie Europäische Kommission in d ie Qualitätsverbesserung
hohe Erwartungen setzt: "Die Verbesserung der Arbeitsplatzqual ität geht
Hand in Hand mit Vollbeschäftigung, höherem Produktivitätswachstum und
größerem sozialen Zusammenhalt."2 Hierbei bildet ein mehrdimensiona
ler Qual itätsansatz d ie Grund lage der Kommissionsstrateg ie. Eine
Zwischenbi lanz über die Implementierung des Qual itätsansatzes durch
die Mitgliedstaaten fällt jedoch bescheiden aus.3 Große länderspezifische
Unterschiede in der Schwerpunktsetzung und im Fortschritt bei der Im
plementierung des Qualitätskonzepts werfen Fragen hinsichtlich der Ko
härenz des Qualitätsansatzes und einer zielgerechten Umsetzung durch
die Mitg l iedstaaten auf.
Ziel dieses Beitrages ist es, durch Zusammenführung der ökonomischen
Forschung zur Arbeitsplatzqual ität das Potenzial des Qualitätsansatzes
der Kommission zu d iskutieren. Der EU-Ansatz stellt ein ambitioniertes,
multidisziplinäres Konzept mit unterschiedlichsten Ansatzpunkten dar: Die
Europäische Kommission unterg l iedert d ie Qual ität der Arbeit in zwei
Hauptkategorien:4 Einerseits in spezifische Merkmale des einzelnen Ar
beitsplatzes und andererseits in Arbeitsumfeld und Bedingungen auf dem
Arbeitsmarkt, also in Aspekte des globaleren Arbeitsumfelds. ln der Fol
ge werden die einzelnen Elemente, die in diesen beiden Hauptkategorien
Platz finden, als "Qual itätskomponenten" und synonym dazu als "Kate
gorien" oder "Bestimmungsfaktoren" von Arbeitsplatzqual ität bezeichnet.
Hierbei weist die Europäische Kommission selbst allerdings schon auf d ie
Schwierigkeit der Gewichtung zwischen diesen beiden Hauptkategorien
und den einzelnen Komponenten der Qual ität der Arbeit hin .5 Darüber hi
naus werden von der Europäischen Kommission zwar potenziel le Ziel-
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