lionen Köpfe. Elitenkommunikation
wandelte sich zur Massenkommunika-
tion. Wissen verbreitete sich schneller
und weiträumiger. „Gutenbergs Erfin-
dung setzte die radikalste Umformung
der Bedingungen des intellektuellen
Lebens in der Geschichte der westli-
chen Zivilisation in Gang“ (S. 586).
Roeck bietet eine Erfolgsgeschichte
dar, jedoch keine Heilsgeschichte. Die
dunklen Seiten von all den Neuerun-
gen und deren Konsequenzen werden
nicht verschwiegen. Gedruckt wurden
nicht nur die Bibel und wissenschaftli-
che Texte, sondern auch der „Hexen-
hammer“. Und die Atlantikfahrten des
Kolumbus, die durch navigationstech-
nische Innovationen und Neuerungen
im Schiffbau ermöglicht wurden, hatten
für die indigene Bevölkerung Amerikas
katastrophale Folgen, um nur zwei Bei-
spiele zu nennen.
Alle, die sich in Roecks Werk fallen
lassen, werden belohnt durch eine lan-
ge, an Überraschungen und Abenteu-
ern reiche Zeitreise und die Ausleuch-
tung eines ganz Europa einschließen-
den Panoramas beeindruckender Brei-
te und Tiefe sowie erstaunlicher Vielfalt
und werden daraus bereichert wieder
auftauchen: um ein neues oder jeden-
falls tieferes Verständnis davon, wie
wir EuropäerInnen zu dem wurden,
was wir heute sind.
Martin Mailberg
Literatur
Conrad, Sebastian; Osterhammel, Jürgen
(Hrsg.), Geschichte der Welt 1750-1870.
Wege zur modernen Welt (München
2016); Rezension in: Wirtschaft und
Gesellschaft 43/2 (2017) 318-324.
Reinhard, Wolfgang (Hrsg.), Geschichte
der Welt 1350-1750. Weltreiche und
Weltmeere (München 2014); Rezension
in: Wirtschaft und Gesellschaft 42/4
(2016) 696-700.
Anmerkung
1 Siehe bspw. die von Wolfgang Reinhard
(2014) bzw. von Sebastian Conrad und
Jürgen Osterhammel (2016) herausge-
gebenen Sammelbände in der sechs-
bändigen „Geschichte der Welt“ der Ver-
lage C.H. Beck und Harvard University
Press.
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44. Jahrgang (2018), Heft 3 Wirtschaft und Gesellschaft