Volkswirtschaftliche Effekte der Liberalisierung des Eisenbahnpersonenverkehrs
42 Arbeiterkammer Wien
7.1.2 Umsatz, Wertschöpfung und Beschäftigte
Im Rahmen der Erstellung von volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen werden von den nationalen
Statistikinstitutionen auch sogenannte Input-Output-Tabellen publiziert. Diese stellen den
volkswirtschaftlichen Kreislauf von Waren und Dienstleistungen sowie die Generierung von
Einkommen im Produktionsprozess in einem geschlossenen und abgestimmten System dar. Mit
Hilfe dieser Tabellen kann geschätzt werden, welche Wertschöpfung in einem Unternehmen selbst
(direkter Effekt) generiert wird und welche Wertschöpfung bei den Zulieferern dieses Unternehmens
und deren Zulieferern (indirekter Effekt). Die zugrundeliegende Tabelle (Statistik Austria 2012)
bezieht sich auf das Jahr 2009. Bei allen mit dem System Bahn verbundenen Unternehmen
entstehen durch die Wertschöpfung Einkommen in Form von Löhnen, Gehältern und Gewinnen.
Diese wiederum fließen zu einem großen Teil als Nachfrageimpuls in die Wirtschaft zurück und
lösen damit ihrerseits wieder Wertschöpfung aus (induzierter Effekt). Schlussendlich kann somit
geschätzt werden, wie viel Wertschöpfung in der Volkswirtschaft mit der des Bahnsektors verbunden
ist und wie viele Arbeitsplätze dadurch gesichert werden.
Laut der Studie „Der ökonomische Fußabdruck des Systems Bahn“, die anlässlich des
Jubiläumsjahres „175 Jahre Eisenbahn für Österreich“ von der Industriellenvereinigung in Auftrag
gegeben wurde (Helmenstein 2013), generiert das System Bahn18 in Österreich mit rund 54.000
Beschäftigten einen Umsatz in Höhe von rund 8,4 Mrd. Euro pro Jahr. Daraus resultiert eine
Bruttowertschöpfung von rund 4,1 Mrd. Euro, das sind rund 1,4 Prozent des österreichischen
Bruttoinlandsproduktes im Jahr 2011.
Ausgehend von Helmenstein (2013) wurden mit Hilfe einer Input-Output-Rechnung die indirekten
und induzierten Effekte auf Wertschöpfung und Beschäftigung in Österreich geschätzt. Nach dieser
Schätzung erzeugt das System Bahn zusätzlich zu seinen direkten Effekten noch weitere rund 4,8
Mrd. Euro an Wertschöpfung und sichert rund 76.000 weitere Arbeitsplätze.
In Summe erzeugt das System Bahn damit eine Inlandswertschöpfung von rund 8,9 Mrd. Euro und
sichert die Arbeitsplätze von rund 128.000 Beschäftigten in Österreich. Es sei betont, dass die hier
angewandte Methode deutlich gröber ist als beispielsweise die Simulation durch das MultiREG
Modell von WIFO und Joanneum Research, das eine regionale Feingliederung erlaubt und auch
steuerliche Effekte berechnen kann. Es sollten die hier dargestellten Ergebnisse daher nicht
ausschließlich in ihrer absoluten Höhe interpretiert, sondern vor allem als Veranschaulichung der
Dimension verstanden werden.
7.2 Volkswirtschaftliche Auswirkungen des vierten Eisenbahnpakets in
Österreich
Die Ergebnisse der Fallstudien Großbritannien, Schweden und Deutschland haben bereits klar
belegt, dass Bahnsysteme mit Liberalisierung, Privatisierung und Ausschreibungswettbewerb nicht
systematisch leistungsfähiger und wirtschaftlich effektiver sind als Systeme mit Direktvergabe. An
dieser Stelle muss jedoch festgehalten werden, dass keines dieser Systeme in seiner Gesamtheit
unmittelbar mit Österreich vergleichbar ist. Die Gegebenheiten der einzelnen Länder sind signifikant
unterschiedlich und das System Bahn insgesamt sehr komplex. Die folgenden Ausführungen sind
deswegen als Annäherung zu verstehen.
18 Das System Bahn setzt sich aus den Eisenbahnverkehrsunternehmen des Personen- und Güterverkehrs sowie
aus den Unternehmen der Bahnindustrie zusammen.