Bildung und Berufschancen von Frauen in Österreich 3
22 % üben eine Tätigkeit unter ihrem Bildungs- bzw.
Qualifikationsniveau aus. Bei MigrantInnen stehen
die Chancen auf eine adäquate Beschäftigung noch
schlechter: Hier sind sogar 33 % unter ihrem Bildungs-
niveau beschäftigt.
Oberflächlich betrachtet, trifft das für Frauen und
Männer im gleichen Ausmaß zu. Allerdings zeigen sich
wesentliche Unterschiede nach Abschluss.
Mit einem mittleren Abschluss finden Frauen häufiger
eine Beschäftigung entsprechend ihrem Ausbildungs-
niveau als Männer. So finden sich Absolventinnen einer
Berufsbildenden Mittleren Schule (BMS) nur zu 9 % in
einer Tätigkeit unter ihrer formalen Qualifikation, wäh-
rend das für 20 % ihrer männlichen Kollegen der Fall
ist. Auch Frauen mit Lehrabschluss werden deutlich
weniger oft unter ihrem Ausbildungsniveau eingesetzt
(17 %, Männer 24 %). Dieser Befund ist jedoch mit
Vorsicht zu genießen: Frauen haben nur etwa halb
so oft einen Lehrabschluss und sind aufgrund der
geschlechterstereotypen Lehrstellenwahl sehr häufig
in den Dienstleistungsberufen Einzelhandel, Friseurin,
Gastronomie zu finden. Eine Tätigkeit, die ein höheres
Ausbildungsniveau erfordert, geht bei Frauen daher
nicht automatisch mit einem höheren Entgelt einher:
So verdienen Frauen, die einen Lehrabschluss haben
und in ihrem Beruf arbeiten, wie etwa eine ausgebildete
Einzelhandelskauffrau, 9,50 Euro brutto in der Stunde,
während ein un- oder angelernter Hilfsarbeiter durch-
schnittlich einen Stundenlohn von 10,30 Euro erhält
(Statistik Austria, Verdienststrukturerhebung 2010).
Für MaturantInnen beiderlei Geschlechts ist es am
schwierigsten, eine ihrer Ausbildung entsprechende
Arbeitsstelle zu finden. Frauen mit Matura müssen sich
mehrheitlich(!) mit einer Beschäftigung begnügen, die
nicht ihrem Qualifikationsniveau entspricht: Das ist bei
rund 57 % der AHS- und BHS-Absolventinnen der Fall.
Männer mit einem AHS-Abschluss sind dahingegen
mit 48 % stark, aber deutlich seltener, davon betroffen.
Jene mit einer BHS-Matura nur zu 30 % – was ver-
mutlich die größere Nachfrage am Arbeitsmarkt nach
technischen Ausbildungen widerspiegelt.
Jene Arbeitsplätze, die formal eine akademische Aus-
bildung verlangen, werden zu 85 % mit einer Person mit
entsprechendem Abschluss besetzt. Das trifft ebenso
WUSSTEN SIE, DASS nur zwei Drittel der Beschäftigten
eine Tätigkeit ausüben, die ihrer Qualifikation ent-
spricht, aber 22 % für ihren Job überqualifiziert sind?
Abbildung 2: Matching von Arbeitsplatz und Ausbildung – Frauen und Männer 2010 (in Prozent)
In welchem Ausmaß werden Jobs mit passend qualifizierten Leuten besetzt?
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Quelle: MZ-AKE 2010, AK-Berechnungen
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