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im Konfliktfall auch schlichtend eingreift“, so
Thomas Ritt.
In der Seestadt gibt es zudem einen bun-
ten Mix von Geschäften und Arbeitsplätzen
in den Erdgeschoßzonen. Deshalb sind die
Straßen für die Menschen attraktiv, und sie
halten sich dort gerne auf. Nicht ganz glatt
läuft das auf den Bombardiergründen, dort
kommt um 20 Uhr ein Wächter einer Secu-
rity-Firma, der alle Anwesenden wegweist,
auch die BewohnerInnen des Baus.
Falsche Erwartungen
Die Ursachen für mehr oder weniger
Zufriedenheit im Zusammenleben in einer
Wohnanlage sind oft nicht eindeutig zu
identifizieren. Es scheint jedoch auch am
Bewusstsein der einzelnen AkteurInnen des
Gebietes zu liegen. Und natürlich an deren
Erwartungen. In das Sonnwendviertel zie-
hen eher BewohnerInnen, die davon aus-
gehen, dass sie in einem urbanen Gebiet
leben. Bei den Bombardiergründen war
das möglicherweise anders. Gleich dane-
ben liegt eine Kleingartensiedlung, die
von hohen Zäunen umgeben ist und sich
dadurch von allen Problemen des Grätzels
abschottet. Einige haben sich vielleicht eine
ähnliche Wohn situation erwartet.
Was viele nicht wissen, ist, dass die drei
unterschiedlichen Bauträger für die Errich-
tung der Wohnbaugenossenschaftsanlage
die Auflage hatten, einen gemeinsamen
Platz zu schaffen. Dafür gab es auch Förde-
rungen von Seiten der Stadt. „Vielen Mit-
bewohnerInnen ist gar nicht bewusst, dass
sie davon durch billigere Mieten profitie-
ren“, sagt Frau S., „für uns war der güns-
tige Preis doch ein gutes Argument.“
Aktiv mitmachen
Das Jugendzentrum auf der Donau-
felderstraße ist bemüht zu vermitteln. „Wir
wären kein Jugendzentrum, würden wir
nicht um die Konflikte am Spielplatz ums
Eck Bescheid wissen“, konstatiert die
Leiterin der mobilen Jugendbetreuung,
Birgit Koska. Ihr Bemühen war es immer,
auf die Kinder beruhigend einzuwirken.
Mittlerweile jedoch spielen ohnedies nur
mehr Kinder der direkten AnrainerInnen
dort. Die anderen Kinder glauben leider,
so die Jugendbetreuerin, dass sie die
Anlage nicht betreten dürfen, weil sie
schon zu oft vertrieben wurden. Um die
Stimmung im Grätzel zu verbessern, ist ihr
wichtig, ein Nachbarschaftsfest zu orga-
nisieren. Sie mobilisiert BewohnerInnen,
die aktiv mitmachen. Eine Mieterin küm-
mert sich darum, dass die Heizbetriebe
Wien die Hüpfburg zur Verfügung stel-
len, eine andere, dass der Kasperl kommt,
und viele weitere Menschen der Umge-
bung sind eingebunden. Das Nachbar-
schaftsfest fand bereits das sechste Mal
statt. Alle finden, es ist ein voller Erfolg.
Auch Herr B. ist vom Grätzelfest angetan.
Irgendwie geht’s also doch.
ES SCHEINT EIN ERFOLGSREZEPT ZU SEIN, DASS ES BEI GRÖßEREN
BAUVORHABEN JEMANDEN GIBT, DEN DIE ANRAINERINNEN ANSPRE-
CHEN KÖNNEN UND DER IHRE PROBLEME ERNST NIMMT
Wem gehört die Stadt? Spielplätze und Fußballkäfige sind für manche eine Lärmbelästi-
gung. Haben Kinder das Recht herumzutoben oder gibt es für Ältere das Recht auf Ruhe?
Was wollen Kinder (und
Erwachsene)?
Kindern ist es wichtig,
selbstständig unterwegs
zu sein. Sie wollen mit
allem, was Räder hat, ins-
besondere mit Rollern oder
Scootern, fahren. Die Wege
müssen breit genug sein,
damit alle – nicht nur Kinder
– Platz haben. Kinder wol-
len nicht nur Spielplätze, sie
eignen sich unterschiedliche
Orte (zB eine Ecke unter den
Stiegen) spielerisch an. Aber
das gilt wahrscheinlich für
alle Alters gruppen.