Der seit den 70er Jahren regelmäßig
stattfindende Flohmarkt am Nasch-
markt stößt auf reges Interesse bei
den Besucher:innen. Er ist eine wich-
tige Ergänzung zur eigentlichen Markt-
funktion. Doch fast zur Gänze befindet
sich am sogenannten Naschmarkt-
parkplatz zwischen Kettenbrücken-
gasse und Rüdigerhof asphaltierte
Fläche, die mehrheitlich als Parkplatz
verwendet wird. Durch die durchgän-
gige Versiegelung entsteht im Sommer
eine der größten Hitzeinseln der Stadt.
Der 6. Bezirk, zu welchem diese Fläche
gehört, aber auch der angrenzende 4.
Bezirk weisen als dichte innerstädti-
sche Gründerzeitgebiete eine deut-
liche Unterversorgung an freizugäng-
lichen Grün- und Erholungsflächen
auf. Eine Neugestaltung, insbeson-
dere unter dem Aspekt der Schaf-
fung eines klimafitten Stadtraums
mit möglichst viel Grün und hoher
Aufenthalts qualität ohne Konsum-
zwang, ist höchst an der Zeit.
Im vergangenen Jahr wurde von Sei-
ten der Stadtregierung eine zukunfts-
fähige, klimafitte Neugestaltung der
ca 12.000 Quadratmetern großen
Fläche beschlossen und erst kürzlich
ein Ideenwettbewerb gestartet. Eine
umsichtige Neugestaltung des Areals
am Naschmarkt sollte Raum für Be-
gegnungen für alle Wiener:innen
schaffen und somit auch einer Ver-
drängung des Flohmarkts durch
kommerzielle Gastronomie- und Tou-
rismusbetriebe Einhalt gebieten. Eine
respektvolle Erhaltung und adäquate
Nutzung des wirtschaftlich, sozial und
stadtökologisch wertvollen und in
Wien einmaligen Flohmarkts über
dem Wienfluss muss das Ziel sein.
Zeit wird’s, gemma’s an. o
Wohnen muss leistbar bleiben
Warum die Mieten so rasch steigen
Extreme Energiekosten, steigende Lebensmittelpreise und noch zusätzlich ab 1. April
eine Erhöhung der Richtwertmieten um 5,85 Prozent. „Diese Mieterhöhung ist vollkommen
entbehrlich“, meint Thomas Ritt, AK-Wohnexperte. „Die Einnahmen der Vermieter:innen
von privaten Altbauwohnungen haben sich von 2008 bis 2020 dreimal so stark entwi-
ckelt wie die Inflation. Das hat der Immobilienbranche zusätzliche Einnahmen von 140
Mio Euro verschafft“, so Ritt. Die Ursachen für die schnell steigenden Mieten sind darin
zu suchen, dass mittlerweile drei Viertel (73 %) aller Mietverträge nur befristet vergeben
werden, wodurch Mieter:innen mit jedem Neuvertrag erpressbar werden. Außerdem sind
unrechtmäßige Zu- und Aufschläge bei rund 90 Prozent der befristeten Verträge die Regel.
Dadurch verdienten die Vermieter:innen im befristeten Altbau rund 123 Mio Euro nicht
gerechtfertigt hinzu. „Es ist höchste Zeit“, so Ritt, „den Wildwuchs bei Zu- und Abschläge
bei Mietverträgen gesetzlich zu regeln.“ o
Kommentar
Flohmarkt der Ideen
Frankfurt am Main
Shakespeare für
Obdachlose
In Frankfurt am Main gibt es
die Straßen-Uni. So werden
die Bildungsveranstal-
tungen für Wohnungs- und
Obdachlose bezeichnet.
Expert:innen erklären dabei
Aspekte ihres Fachgebiets.
In der Straßen-Uni geht es
um grundsätzliche Themen:
Vom Verhältnis von
Judentum und Christentum,
über Shakespeare und
seine Zeit bis zur Schulden-
krise (es gab schon Vortra-
gende von der Deutschen
Bundesbank). Daneben
gibt es auch frankfurt-
spezifische Vorlesungen
oder auch Exkursionen,
etwa zur Stadtgeschichte.
Viel Wert wird dabei auf
die Diskussion gelegt, die
wird auch leidlich genutzt.
Angesprochen durch diese
Veranstaltungen werden
besonders Besucher:innen
von Hilfseinrichtungen. Sie
haben auch ein Vorschlags-
recht für Themen. o
London
Exklusives Dauer-
parken
London bleibt ein teures
Pflaster. Ein Makler bietet
derzeit einen Dauerparkplatz
für 250.000 Pfund an. Der
Stellplatz liegt in einer Tief-
garage in der Basil Street im
Londoner Stadtteil Knights-
bridge. Das exklusive Kauf-
haus Harrods liegt in der
Nachbarschaft. Den Park-
platz kann man für dieses
Geld nicht kaufen, sondern
nur auf 87 Jahre pachten.
Immerhin wird dann das
Auto 24 Stunden überwacht,
dafür fällt aber eine jährliche
Servicegebühr von 780
Pfund an.
Bisher konnte noch kein
Käufer gefunden werden.
Expert:innen sagen, das liegt
nicht unbedingt am Preis,
sondern an der Stellplatz-
Größe. Mit seinem Maßen
15,2 Fuß mal 15 Fuß (4,62
mal 4,57 Meter) ist er für
einen durchschnittlichen
Rolls-Royce oder Bentley zu
klein. o
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Wir wollen
es wissen.
Parkplatz zu klein für Bentleys
Christian Pichler, Abteilung
Kommunalpolitik und Wohnen der AK Wien
Die Mieteinnahmen wachsen 3 x
so schnell wie die Wirtschaft
(2008–2020)
Der schnelle Anstieg von
befristeten Mietverträgen
Illegale
Zu- und Aufschläge
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AK Stadt · Seite 5 wien.arbeiterkammer.at/meinestadt