Endbericht zur Arbeitssituation von LSBTI-Personen in Österreich Seite 6
SORA – Institute for Social Research and Consulting
Executive Summary
Lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und intersexuelle Beschäftigte im
Fokus
Auch wenn sich die öffentliche Akzeptanz und rechtliche Situation von LSBTI-
Personen in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert
haben, erleben Beschäftigte mit gleichgeschlechtlichen Orientierungen oder
einer abweichenden Geschlechtsidentität auch heutzutage oftmals noch
Schwierigkeiten und Benachteiligungen beim Zugang zu und in der Arbeit
selbst. Hinzu kommen nach wie vor erhebliche Erkenntnisdefizite zur Arbeits-
situation von LSBTI-Beschäftigten in Österreich, die daher in der von SORA
im Auftrag der Arbeiterkammer Wien durchgeführten Studie in den Fokus ge-
rückt wurde.
Ca. 200.000 bis 300.000 LSBTI-Beschäftigte in Österreich
Schätzungen zufolge arbeiten in Österreich zwischen 200.000 und 300.000
Beschäftigte, die mindestens einer der Kategorien der Abkürzung „LSBTI“ an-
gehören. Im Zuge der Studie wurden 1.268 Personen online u.a. zu ihrer
Erwerbs- und Arbeitssituation, zu erlebten Diskriminierungen und Benachteili-
gungen sowie zu möglichen Abhilfen und Unterstützungsbedürfnissen befragt.
Zentrale Merkmale der Zielgruppe betreffen zum einen die sexuelle Orientie-
rung, zum anderen die Geschlechtsidentität. Beide sind zwei nicht aufeinander
reduzierbare, unterschiedliche Dimensionen. Die deutliche Mehrheit der Be-
fragten lebt dabei cis-geschlechtlich, 8% sind trans*sexuell bzw. -ident, 1%
intersexuell. Eine gleichgeschlechtliche Orientierung geben 70% der Befrag-
ten an (40% schwul, 30% lesbisch), drei von zehn definieren sich
orientierungsdivers, z.B. bisexuell, queer oder pansexuell. Weitere zentrale
Merkmale der befragten LSBTI-Personen sind ein deutlich jüngeres Alter, ein
hohes formales Bildungsniveau und ein mehrheitlich urbanes Umfeld.
Trans*-Personen häufiger arbeitslos, Frauen häufiger atypisch beschäf-
tigt
Mit 60% ist die Mehrzahl der Befragten vollzeitbeschäftigt, 29% sind teilzeit-
beschäftigt. 17% gingen neben ihrer Erwerbstätigkeit noch einer Ausbildung
nach. 4% waren arbeitslos. Trans*-Befragte erleben häufiger Schwierigkeiten
beim Zugang zu Arbeit, im Vergleich zu den anderen Gruppen sind sie mehr
als doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen (9%). Darüber hinaus zei-
gen sich auch unter LSBTI-Befragten jene geschlechtsspezifischen
Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die charakteristisch für den ös-
terreichischen Arbeitsmarkt sind (höhere Teilzeitquote, geringeres
Einkommen, branchenspezifische Berufswahl von Frauen).