Unter dem Dampfkessel lodert das Feuer, dröhnende Motoren speisen
wir mit Strom, Benzin oder öl. Wir wissen genau, wie wir am ratio¬
nellsten feuern und welches öl unser SpezicAbrenner am besten aus¬
nützt. Eigene Heizungstechniker stehen uns hiefür zur Verfügung.
Der wichtigste Bestandteil eines Betriebes ist und bleibt aber doch
der Mensch. Und genau so, wie die Maschinen und Motoren bedarf
auch er des richtigen Brennstoffes, um leistungsfähig zu bleiben. Es
ist keinesfalls gleichgültig, womit der arbeitende Mensch „geheizt",
das heißt ernährt, wird; gibt es doch keine technische Maschine, die
nur annähernd ähnliche Leistungen zu vollbringen imstande ist wie
der Mensch.
Gerade deshalb ist es verwun¬
derlich, daß man sich bisher um
die „Betriebsstoffe" des Menschen
eigentlich recht wenig Gedanken
gemacht hat, obwohl sich in den
letzten Jahren in Zeitungen, in
den Volkshochschulen und auch
in Kursen jene Themen, die
das Gebiet der „Gesunden Ernäh¬
rung" behandeln, mehren. Bedenkt
man, daß 85 Prozent aller Krank¬
heiten Stoffwechselkrankheiten
sind, somit ihre Ursache in un¬
richtiger Ernährung zu suchen ist,
dann steht es anscheinend doch
dafür, sich einmal mit diesem Pro¬
blem ein wenig zu beschäftigen.
Daß alle Tage von tüchtigen Ärz¬
ten hunderte Magen und Gallen
herausgeschnitten werden, ist
sicherlich ein großer Erfolg der
Chirurgie, bekömmlicher für den
Betreffenden wäre es jedoch, von
Jugend an vernünftiger zu essen.
Wieviel sollen wir essen?
Wir brauchen eine gewisse
Menge von Eiweiß, 50 bis 70 g
teil bedeutet, ist unbestritten.
Meist werden Einrichtung, Heiz¬
material und Arbeitslöhne aus
Betriebsmitteln verrechnet, so daß
der eingenommene Betrag nur für
die Beschaffung der Lebensmittel
verwendet werden kann, manch¬
mal erfolgt auch hiefür noch eine
Betriebszubuße.
In manchen Betrieben wurde
der Werkküchensatz seit Jahren
— trotz diverser Lohn- und Preis¬
abkommen — nicht erhöht, und es
ergeben sich für die Werk¬
küchenleitung oft recht schwie¬
rige Probleme, um so mehr, als die
Ansprüche begreiflicherweise im¬
mer größer werden. Im eigensten
Interesse wäre nun ein geringer
Mehrbetrag begrüßenswert. Vor¬
schläge in dieser Beziehung wer¬
den aber meist abgelehnt. Viele
Betriebsangehörige sind nämlich
ohneweiters bereit, am Büfett für
10 dkg Wurst einen Betrag auszu¬
legen, den sie sich für ein kom¬
plettes Mittagessen niemals lei-
Es ist in diesem Rahmen nicht
möglich, alle Gebiete der Ernäh¬
rungslehre eingehend zu behan¬
deln, nur auf einige wichtige
Punkte der Werkküchenverpfle¬
gung soll hier eingegangen wer¬
den.
Was sollen wir essen?
Das Werkküchenessen sollte
etwa ein Drittel des täglichen Ka¬
lorien-, Eiweiß- und Vitaminbedar¬
fes decken, das heißt, daß die
Werkküchenverpflegung etwa 600
bis 1000 Kalorien, 15 bis 18 g
Diätküche
In einem großen Betrieb Ober¬
österreichs hat man vor zwei
Jahren eine sogenannte Diätküche
neben der normalen Werkküche
eingerichtet, in der die Mittag¬
mahlzeit nach biologischen Ge¬
sichtspunkten erstellt wurde. An¬
fangs waren 'die Teilnehmer sehr
skeptisch und nur drei Prozent
der Arbeiter verlangten Bons mit
dem Aufdruck D (Diät). Nach
einem halben Jahr wählten be¬
reits über 85 Prozent diese Ver-
pflegsart und fühlten sich bedeu-
Unser Bild zeigt Männer aus Kaprun beim Mittagessen. Die üblichen Werk-
küchenporlionen reichen da nicht aus. Das Mittagmahl muH mindestens*'»»^
1300 Kalorien (das ist ungefähr ein Drittel der für Schwerarbeit notwendigen
Kalorienanzahl) enthalten, um den Hunger dieser hart arbeitenden Kollegen
i
zu stillen.
Eine Werkküche soll nicht nur vorbildlich eingerichtet sein, sondern der
Speisezettel muß auch nach modernen ernährungswissenschaftlichen Grund¬
sätzen zusammengestellt werden. Nur so kann eine Werkküche^ ihre wichtige
soziale Aufgabe erfüllen.
etwa, 40 bis 60 g Fett und 300 bis
500 g Kohlehydrate, das sind
stärke- und zuckerhaltige Nah¬
rungsmittel. Der Kalorienbedarf
beträgt für die sitzende Büroange¬
stellte zirka 2.400 Kalorien und
steigt, je nach Arbeitsleistung, bis
4.500 Kalorien für den Schwenst-
arbeiter.
Daß die Werkküche für die Be¬
legschaft einen wesentlichen Vor-
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sten würden. Man sollte nicht
übersehen, daß das in die Werk¬
küche investierte Geld den Teil¬
nehmern wirklich hundertpro¬
zentig zugute kommt.
Nun kann man für den gleichen
Betrag ein biologisch wertvolles
Essen’ herstellen, man kann'aber
'auch durch unrichtige Speisen¬
zusammenstellung das Gegenteil
erreichen.
biologisches Eiweiß und etwa
20 mg Vitamin C enthalten sollte.
Außerdem wäre den Speisen
noch etwa 1 g Trockenhefe zuzu¬
setzen, eine Menge, die von den
Verpflegsteilnehmern nicht be¬
merkt wird, aber lebenswichtige
Vitamine, vor allem die der
B-Gruppe, enthält.
Vorteilhaft ist es auch, das Soja¬
mehl als wertvollen Eiweißträger
der Werkküchenverpflegung zu¬
gänglich zu machen. Es entspricht
im Nährwert dem Trockenei, und
es ist bedauerlich, daß es für
unsere Ernährung so wenig Ver¬
wendung findet.
Auch wäre auf das große Heer
der Magenkranken bzw. Magen-
schwachen Rücksicht zu nehmen.
Daß nur leicht verdauliche Fette,
vor allem öl, in den Werkküchen
Verwendung finden sollten, ist
eine alte biologische Forderung.
Schwer verdauliche Speisen, wie
fettes Schweinefleisch, wären für
die „Schonköstler" gegen weiches
Rindfleisch, Hülsenfrüchte gegen
Reis oder Teig waren auszutau¬
schen.
Vor allem während der warmen
Jahreszeit sollte statt der Suppe
eine reichliche Portion von grü¬
nem Salat oder anderem Roh¬
gemüse gegeben werden, über¬
haupt wäre der Vitamin-C-Frage
ein erhöhtes Augenmerk zuzu¬
wenden.
tend wohler und arbeitsfreudiger
als vorher. Der Unterschied in,
der Verpflegung ist gar nicht so
wesentlich und bedingt auch für
das Küchenpersonal keine nen¬
nenswerte Mehrarbeit.
Ferner ist zu beachten, daß die
Mittagsmahlzeit nicht zu hastig
eingenommen wird, denn auch bei
der Werkküchenverpflegung gilt
das alte Sprichwort: „Gut gekaut,
ist halb verdaut."
Zum Essen selbst sollte wo¬
möglich nicht, keinesfalls aber zu
kalt g-trunken werden. In einem
kleinen Küchengarten müßten stets
reichlich grüne Petersilie und
Schnittlauch zur Verfügung ste¬
hen; fein gehackt, sollten sie auf
keinem Tisch fehlen, sie stellen
wertvollste Vitamin-C-Quellen
dar.
Nur einige wenige Punkte soll¬
ten mit diesem Artikel einmal zur
Diskussion gestellt werden, und es
wäre zu begrüßen, wenn die Werk¬
küchen praktisch Gebrauch davon
machen würden.
Der gehobene Gesundheitszu¬
stand und die dadurch bedingte
größere Arbeitsleistung durch er¬
höhte Arbeitsfreudigkeit wären
das sicherste Resultat.
Produktivität ist die große Pa¬
role. Hiezu gehören aber vor allem
gesunde, richtig ernährte Men¬
schen, Ing. MaxMarketan