In der nächsten Nummer:
Neues
Preisausschreiben
Mit Bildbeilage — Vbb
mit vielen wertvollen Gewinnen
ZENTRALORGAN DES ÖSTERREICHISCHEN GEWERKSCHAFTSBUNDES
II. MAI 1953 i NR. 190 PREIS 25 GROSCHEN
Solidarität schafft gemeinnützige Werke
Bundespräsident Dr. Theodor Körner eröffnet das 7. Jugendheim des ÖGB
gen, daß kein Teil der heranwachsen-
den Generation, mit den Krankheits¬
keimen des Müßiggangs und der Hoff¬
nungslosigkeit behaftet werde. Hof¬
fentlich wird die Lösung dieser wich¬
tigen Aufgabe ebenso glücken, wie
den Schöpfern der Jugendheime ihr
Werk gelungen ist.
Das Mooshamer Heim ist das
In den Jahren 1945 und 1946 war jeder zweite Jugendliche in Österreich
erholungsbedürltig. Die Reihenuntersuchungen der Krankenkasse brachten
alarmierende Ergebnisse. Die Sorge um die arbeitende Jugend wurde zu einem
vordringlichen Problem. Der Generalsekretär des österreichischen Gewerk¬
schaftsbundes, Nationalrat Anton Proksch, der der Jugendfürsorge von jeher
ein ganz besonderes Augenmerk zuwendet, war der Initiator eines gro߬
angelegten Jugendheimbaues,
Mit dem am 3. Mai 1953 von unse¬
rem Bundespräsidenten eröffneten
Jugendheim in Moosham bei Tams-
weg, das mit Hilfe der Wiener Ar¬
beiterkammer und zu einem .Teil auch
mit Mitteln der. in Österreich durch¬
geführten Sammlung für den Kinder-
hilfs-Appell der Vereinten Nationen
erbaut wurde, stehen den erholungs¬
bedürftigen jungen Menschen nun
sieben Heime mit zusammen 1320 Bet¬
ten zur Verfügung.
In einem Jahr können also über
7000 Jugendliche und fast 3000
Kinder in den sauberen, herrlich
gelegenen, Heimen vier Wochen
hindurch Gesundheit und Erholung
finden.
In seiner Rede bei der Eröffnung
des Mooshamer Jugendheimes sagte
Bundespräsident Dr. Theodor Körner
unter anderem:
„Wenn wir dieses schöne, freund¬
liche Haus betrachten und an die un¬
beschwerte, fröhliche Jugend denken,
für die es bestimmt ist, dann wird
uns wieder einmal so recht bewußt,
welcher Wandel der Zeiten sich zwi¬
schen 1945 und heute schon voll¬
zogen hat.
In den Jahren vor 1945, in denen
es kein Österreich gab und Salzburg
bin sogenannter selbständiger Gau
war, standen an dieser Stelle die
Baracken eines Reichsarbeitsdienst-
lagers. Es war der Kasernenersatz für
die Jugend, die hier richtig gedrillt
und zu d e m umgemodelt wurde, was
man .brauchbares Menschenmaterial
für den Kriegsdienst' nannte.
Wie anders heute! Aus einem
verhaßten Lager des Zwanges ist
ein vorsorglich eingerichtetes Heim
für freie junge Menschen gewor¬
den. Aus einer scharf bewachten
Zwingburg der Plage und des
Drills wurde .eine Stätte der Erho¬
lung.
Aus einem Gefängnis mit Kasernen¬
disziplin schuf man eine lichte und
luftige Schule der soviel wertvolle¬
ren Selbstdisziplin.
Das ist der Unterschied: Der tota¬
litäre Staat denkt vor allem daran,
sich .die Jugend durch Drill unbedingt
untertan zu machen. Die Demokratie
trachtet, der Jugend um ihrer selbst
willen zu helfen, sie zu selbständigem
Denken und Handeln zu erziehen und
ihr das Leben lebenswert zu machen.
Aber darüber hinaus muß die Mög¬
lichkeit zur Arbeit allen unseren jun¬
gen Menschen gesichert werden. Dies
ist Gegenstand unserer dringendsten
Sorgen.
Immer größer wird in den kom¬
menden Jahren die Zahl der Schul¬
entlassenen werden, immer ernster
lastet auf der Gesamtheit die Ver¬
antwortung, sie rechtzeitig in den
Arbeitsprozeß einzugliedern, ihnen
die Wege in den Beruf und zur
Verdienstmöglichkeit zu eröffnen.
Arbeitslosigkeit der Jugend ist
eine schwere Gefahr. Keine Mühe
darf uns zu groß, kein Opfer zu
schwer sein, um mit ihr fertig zu
werden. Die Jugend ist nichts ande¬
res als unsere Zukunft. Um dieser
Zukunft willen müssen wir dafür sor-
Musterbeispiel einer gastlichen
Stätte, die dem Glück der Jugend
geweiht ist. Als Bundespräsident
will ich allen danken, die dazu bei¬
getragen haben: dem Gewerk¬
schaftsbund als Bauherrn, der Ar¬
beiterkammer Wien und nicht zu¬
letzt auch den Kinderhilfs-Appell
der Vereinten Nationen als tat¬
kräftigen Helfern. Dieser Dank ge¬
bührt auch allen, die daran mit¬
gebaut haben."
Aktuelle Wirt¬
schaftsprobleme
Von Generalsekretär Anton Proksch
Seit dem früh einselzenden und
starken Anstieg der Arbeitslosigkeit
im vergangenen Winter kämpften
Gewerkschaftsbund und Arbeiter¬
kammern für die Anerkennung des
Grundsatzes, daß die staatlichen
Stellen und die Organisationen der
Wirtschaft in dieser ernsten Situa¬
tion alles daransetzen müssen, um
die Arbeitslosen wieder in Arbeit zu
bringen und so eine gefährliche Ent¬
wicklung abzustoppen. Besonders
die Finanzpolitik des Staates muß
auf die Wiedererreichung der Voll¬
beschäftigung ausgerichtet sein.
Schon die gemeinsame Konferenz
des Vorstandes des Gewerkschafts¬
bundes und der Präsidenten der
Arbeiterkammern am 15. Jänner
1953 und auch der 22. Arbeiter-
kamrnertag in Linz am 15. und
16. April 1953 haben die rascheste
Überwindung der Arbeitslosigkeit
als oberstes Gebot der österreichi¬
schen Wirtschaftspolitik bezeichnet.
Was Staat und Organisationen
der Wirtschaft dazu tun können?
Nach unserer Meinung sehr viel. Es
müßten zunächst alle verfügbaren
öffentlichen Mittel für Investitionen
eingesetzt werden; zusätzliche Mit¬
tel können aus Anleihen und dem
Counterpart-Fonds, den aus der
amerikanischen Wirtschaftshilfe
rückfließenden Schillingbeträgen,
geschaffen werden. Der Wohnungs¬
bau, der bekanntlich besonders
viele Arbeitsmöglichkeiten bietet,
wäre zu forcieren und die Export¬
industrie zu fördern. Dabei wird zu
prüfen sein, ob die Praxis der Zoll¬
erhöhungen, wie sie fallweise das
Finanzministerium in letzter Zeit be¬
treibt, diesem Bestreben nicht wider¬
spricht.
Es sinJ zwar nicht nur die Zoll¬
erhöhungen, welche die Besorgnis
der Arbeitnehmerorganisationen
über die Finanz- und Wirtschafts¬
politik des Finanzministeriums her-
vorrufen. Im Vorjahr wurde die Ein¬
schränkung der öffentlichen Investi¬
tionen mit der Begründung einge¬
leitet, die konsumnahen Industrien
müßten auf Kosten der langfristigen
Investitionen gefördert werden. Die
Statistiken zeigen aber, daß die
durchschnittliche Arbeitslosenzahl
von 116.271 im Jahre 1951 auf
157.947 im Jahre 1952, also um rund
ein Drittel, stieg. Niederösterreich
und Burgenland waren dabei arn
stärksten betroffen. Heuer war die
Entwicklung noch besorgniserregen¬
der. Ende April waren bei den
österreichischen Arbeitsämtern im-