ben Stichen in den Unterleib stürzt
Geyer blutüberströmt zu Boden.
Lebensgefährlich verletzt bringt
man ihn dann in ein Spital.
In allen diesen Fällen, die sich
innerhalb kurzer Zeit ereignet ha¬
ben, waren es also junge Men¬
schen, die sich im edelsten und
höchsten Sinne als Menschen be¬
währt haben. Dieses Vorbild, das
da die Jugend bietet, muß uns zu
denken geben. Ist es nicht ermuti¬
gend, zu sehen, daß es in der
heranwachsenden Generation so
viele wertvolle junge Menschen
gißt? Lebensretter werden in nor¬
malen Zeiten immer vereinzelt blei¬
ben, weil es glücklicherweise nur
vereinzelt vorkommt, daß jemand
gerettet werden muß. Entscheidend
ist nur, daß gerade im richtigen
Augenblick der Retter zur Stelle ist.
Die Beispiele, die wir angeführt
haben, zeigen, daß das der Fall
ist, und so ist die Schlußfolgerung
gewiß nicht unbegründet, daß es
unter unserer Jugend noch sehr
viele gibt, die im entscheidenden
Augenblick ebenso gehandelt hät¬
ten. Was wir einer solchen Jugend
schulden, haben wir bereits in der
vorigen Nummer der „Solidarität",
an gleicher Stelle, zum Ausdruck
gebracht. Es gilt ja vor allem, die
guten Anlagen, die so viele junge
Menschen besitzen, zu fördern und
zur vollen Entfaltung zu bringen.
Dies aber ist nur möglich, wenn wir
der Jugend Berufsziel und damit
Lebensinhalt zu geben vermögen.
Aus dem Vorbild an Selbstlosig¬
keit, das die Jugend uns gibt,
können auch wir Erwachsene ler¬
nen. Nur der Dumme und Unreife
hält sich für vollkommen. Seien wir
ganz ehrlich: Gibt es nicht unter
den Erwachsenen viel zu viel Egois¬
mus, denken nicht sehr viele aus¬
schließlich an sich selbst, haben
nicht allzu viele nur ihre eigenen,
engherzigen Interessen im Auge?
Gewiß mag man darauf entgeg¬
nen können, dies sei in der heuti¬
gen Welt notwendig, es sei einfach
der Selbsterhaltungstrieb in einer
Welt des Egoismus, der zu einer
solchen Einstellung zwingt.
Wir sind alles nur nicht welt¬
fremd und verstehen solche Ein¬
wände sehr gut; dennoch können
wir sie nicht gelten lassen, denn
die zwangsläufige Folge eines sich
immer mehr steigernden Egoismus
wäre das völlige Chaos, in wel¬
chem einer den andern erschlägt,
um die eigenen Interessen zu wah¬
ren.
Nein, wir Arbeiter und An¬
gestellte haben eine bessere Mög¬
lichkeit, unsere Interessen zu wah¬
ren :unsereGewerkschaft!
Die Gewerkschaft ist die Gemein¬
schaft aller jener unselbständig Er¬
werbstätigen, die sich selbstbewußt
zum sozialen, das heißt mensch-
licheji Fortschritt bekennen, und die
auf ihre eigene Arbeitsleistung
stolz sind. Wie jede Gemeinschaft
aber bedarf auch die Gewerk¬
schaft der Opferwilligkeit und
Selbstlosigkeit vieler, ja mehr noch
als jede andere Gemeinschaft be¬
darf sie der Solidarität.
Wer in der Gewerkschaft nur
einen Lohnautomaten erblickt, wer
immer nur die eine Frage hat
„Was krieg' ich?", der hat das
Wesen einer Gewerkschaft ebenso
wenig verstanden wie die Voraus¬
setzungen zum menschlichen Fort¬
schritt. Nur wenn jeder sein Bestes
gibt, nur wenn jeder sich auch im
AHtag bewährt, so wie es uns das
Beispiel der Jugend lehrt, dann
wird auch für jeden der höchste
Nutzen erreicht.
Export und Preise
Exportförderung
Die Steigerung der Exportleistungen
unserer Wirtschaft sind von zwei Ge¬
sichtspunkten aus von größter Bedeu¬
tung: Erstens werden wir mit dem all¬
mählichen Zurückgehen und endlichen
Aufhören der Auslandshilfe nur dann
in der Lage sein, die notwendigen Im¬
porte auch weiterhin zu bezahlen,
wenn uns aus den Exporten genügend
Devisen erlöse zur Verfügung stehen,
zweitens aber könnten wir in den
besonders lohnintensiven Export¬
industrien durch eine Ausfuhrsteige¬
rung den Beschäftigtenstand heben
und dadurch der Arbeitslosigkeit ent¬
gegenwirken.
Es ist daher zu begrüßen, wenn
sich die Regierung mit der Ausar¬
beitung von Maßnahme« befaßt,
durch die die Exporttätigkeit der
österreichischen Industrie gefördert
werden soll.
Zu solchen Maßnahmen gehört als
wichtigste eine Erhöhung der Umsatz¬
steuerrückvergütung für besonders
lohnintensive Fertigwarenexporte,
durch die die bisher noch auf den Ex¬
portgütern lastenden und sie verteu¬
ernden Umsatzsteuern vom Staat an
den Exporteur rückvergütet werden
sollen.
Leider werden aber die meisten Ex-
portförderungsmaßnahmen der öffent¬
lichen Hand zum Teil dadurch in ihrer
vollen Wirksamkeit gehindert, daß die
meisten anderen europäischen Staaten
der Einfuhr ausländischer Waren nur
schwer übersteigbare handelspolitische
Barrieren aufrichten. Man setzt sich
zwar in Ministerreden und Leitartikeln
für die freizügige Gestaltung des
Außenhandels, also für eine „Liberali¬
sierung“, ein, ersetzt dann aber die
Auflassung der Devisenbewirtschaf¬
tung und der Einfuhrkontingente
durch oft enorme Erhöhungen der
Zollsätze, um die importierten Güter
zu verteuern und daher unanbringlich
zu machen.
Es ist daher zu befürchte«, daß
die Erhöhung der Umsatzsteuerrück¬
vergütung für Exporte zum großen
Teil darauf hinauslaufen wird, daß
die in anderen Ländern erhöhten
Zölle durch die österreichische
Exportvergütung — zumindest teil¬
weise — kompensiert werden.
In einem derartigen restriktiven
handelspolitischen Klima kann sich
natürlich der intereuropäische Waren¬
austausch nur sehr zögernd entwickeln.
Dadurch sind aber auch den Export-
förderungsmaßnahmen — so notwen¬
dig sie im Einzelfalt auch sind — in
ihrer Auswirkung ziemlich enge Gren¬
zen gesetzt. Es scheint, als ob sich
Westeuropa auf handelspolitischem
Gebiet immer mehr von dem erstreb¬
ten Ziel der Integration der euro¬
päischen Wirtschaft entfernt.
Preisauszeuhnung
Tfi einer geordneten und funktionie¬
renden Wirtschaft sollen durch wohl¬
überlegte Einkäufe der Konsumenten
jene Impulse ausgestrahlt werden, die
Handel und Industrie veranlassen, nur
qualitativ einwandfreie und billige
Waren auf den Markt zu bringen.
Wohlüberlegte und ökonomische Ein¬
käufe kann der Konsument aber nur
dann tätigen, wenn er v o r dem Ein¬
kauf weitgehende Vergleichsmöglich¬
keiten zwischen gleichartigen Ar¬
tikeln verschiedener Herkunft hat,
um dann die ihm am besten zusagende
Ware wählen zu können. Deshalb muß
es dem Konsumenten ermöglicht wer¬
den, eine Marktübersicht zu gewinnen.
Eine wichtige Voraussetzung der
Marktübersicht ist es nun, daß sich
der Konsument bereits vor dem Ein-
kaui über die Preise der in Aus¬
lagen und Geschäften angebotenen
Waren informieren kann und daß
der Geschäftsmann verpflichtet ist,
die angeschriebenen Preise auch ein¬
zuhalten.
Seit dem Kriege ist nun bei uns das
ehemalige Teichsdeutsche „Preisaus¬
zeichnungsgesetz“ in Gültigkeit, das
die Geschäftsleute verpflichtet, die
Preise der zum Verkauf ausgestellten
Waren öffentlich auszuzeichnen und
sich an diese zu halten. Das deutsche
Gesetz, dessen Gültigkeit vorläufig
Ende September 1953 abläuft, ist sehr
zweckmäßig abgefaßt und hat seine
Aufgabe bisher zufriedenstellend er¬
füllt.
Nun wunde von Unternehmerseite
ein Entwurf zu einem österreichischen
„Preisausschreibungsges’etz" vorgelegt,
das das deutsche Gesetz ersetzen soll.
Dieser Entwurf zeichnet sich je¬
doch leider dadurch aus, daß er die
klaren Bestimmungen des bisher in
Gültigkeit gestandenen Gesetzes
stark vorwässer und den Geschäfts¬
leuten bei der Verpflichtung zur
Preisausschreibung und der Einhal¬
tung der Preise eine Reihe von Hin¬
tertürchen offen läßt, wodurch aber
der eigentliche Sinn dieser gesetz¬
lichen Regelung — den Konsumen¬
ten eine Marktübersicht und sichere
Preisvergleiche zu ermöglichen —
verloren geht.
Die Konsumenten haben daher grö߬
tes Interesse daran, daß das bisher an¬
gewendete Gesetz, das seine Aufgaben
zweckentsprechend erfüllt hat, in sei¬
ner Geltungsdauer verlängert und
nicht durch ein neues, jedoch un¬
zweckmäßiges Gesetz ersetzt wird.
ERSPARNISSE
OBER DIE MAN IMMER VERFÜGEN KANN UND
DIE SICHER ANGELEGT SIND, ERWIRBT MAN
DURCH ZEICHNUNG DER WERTGESICHERTEN
ENERGIE-ANLEIHE 1953
SIE IST DIE BESTE GELDANLAGE, BRINGT HOHE
ZINSEN, STEUERBEGÜNSTIGUNG, HOHE GE¬
WINSTCHANCEN UND SICHERT DIE ZUKUNFT
Kein „gutes Geschäft”!
Am 1. Juni wurde in der Tschecho¬
slowakei die Währung abgewertet.
300 Kronen mußten im Verhältnis 5 : 1
umgetauscht werden, der Rest im
Verhältnis 50 : 1. Bei Spareinlagen
schwankt die Abwertung zwischen
diesen beiden Relationen. Alle seit
1945 ausgegebenen Wertpapiere wur¬
den zur Gänze entwertet.
Gleichzeitig wurden die Löhne im
Verhältnis 5 ; 1 reduziert, also um
80 Prozent gesenkt, und die regulären
Preise den Schwarzmarktpreisen an¬
geglichen. Bei Lebensmittel betragen
die Preiserhöhungen 31 Prozent, bei
Industrieartikel 37 Prozent. Diese
skrupellose Ausplünderung bezeich-
nete die kommunistische „Volks¬
stimme" am 3. Juni mit nicht mehr zu
überbietender Unverfrorenheit als ein
„gutes Geschäft für die Ar¬
beiter!“
Der offene Widerstand in zahl¬
reichen tschechischen Betrieben und
die Unruhen in der CSR zeigen, wie
sehr sich die Bevölkerung gegen die
Abwertung der Währung zur Wehr
setzt, denn sie bedeutet nichts ande¬
res, als eine Abwertung der Arbeits¬
kraft. Die Arbeitskraft ist aber für
viele Menschen der einzige Besitz und
die Grundlage ihrer Existenz.
Was wäre wohl, wenn bei uns in
Österreich, acht Jahre nach Kriegs¬
ende, eine derartige einschneidende
Maßnahme durchgeführt würde? Mit
Recht hält man das bei uns für un¬
möglich. Wir wollen daiür Sorge
tragen, daß das bei uns auch weiter¬
hin als unmöglich angesehen wird
Österreichs Arbeiter und Angestellte
wollen von den „Segnungen" der
Volksdemokratie v^ßcnonf memeftr-
denn für sie wäre die Volksdemokra¬
tie ganz gewiß kein „gutes Geschäft"!
Von der Wiege bis zur Bahre . ..
Die kommunistische MiltagszeiJung
„Der Abend" veröffentlichte am
3. Juni das Bild eines alten chinesi¬
schen Waldarbeiters und schrieb zu
diesem Bild:
„Fu Tsai ist 124 Jahre alt, aber er
ist noch immer als Waldarbeiter im
Dorf Hsinshan im Yunyki-Distrikt in
der Provinz Kirin im Nordosten
Chinas tätig. Heute, da mehr aufge¬
forstet als geschlägert wird, ist er mit
doppelter Freude bei der Arbeit."
Daß man mit 124 Jahren noch im
Wald arbeitet, das glauben einem in
Österreich nur die Chineser. öffenbar
handelt es sich hier um eine
der typischen Propagandameldungen,
durch die man in den Volksdemokra¬
tien zu verstärkter Arbeitsleistung
angetrieben wird.
Bisher haben sich solche Propa¬
gandameldungen nur auf Produktions¬
erfolge von Stoßarbeitern und Stacha-
nowisten beschränkt. Welchen Zweck
mag nun diese Meldung haben, die
dem volksdemokratischen Arbeiter
zeigt, daß man schließlich auch noch
mit 124 Jahren „mit doppelter Freude"
arbeiten kann?
ARBEITERBANK
AKTIENGESELLSCHAFT WIEN
Prompte und gediegene Dur<&taiming aller
bankmäßigen Geschäfte. — Entgegennahme
von Spareinlagen. — Finanzielle ße'etung
WIEN I
SEITZERGAS'SE 2-4
TELEPHON, R 50-5-40 SERIE
ZWEIGSTELLE WIENZEILE,
WIEN. IV.. RECHTE WIENZEILE 37
TELEPHON, B 26-0-91
FILIALEN,
GRAZ, ANNENSTRASSE 24.
KLAGENFURT. BAHNHOFSTR. 44,
LINZ. WEINGARTSHOFSTRASSE 3
Seile 2 Nr. 193 SOLIDARITÄT