Zeitgeschehen 1953 in der 1
Das Wort Karikatur hat seinen
Ursprung im italienischen Wort
„caricatura" und bedeutet soviel wie
Porträt, in welchem charakteristische
Züge ins Lächerliche übertrieben wer¬
den. Die politische. Karikatur ist also
ein Porträt der Zeit — ebenso cin-
rakteristisch und ebenso vergänglich
wie diese. Das Lächerliche, das durch
die gute Karikatur in bewußter Über¬
treibung dargestellt wird, soll uns
zum Lächeln und damit zum Ver¬
stehen bringen. Wo das Verstehen
beginnt, endet der Hall. Man kann
daher von der guten politischen
Karikatur sagen, daß sie nicht den
Haß schürt, sondern das gegenseitige
Verständnis weckt, und zwar auch
dort, wo anscheinend unüberbrück¬
bare Gegensätze bestehen.
V'
„Wie wär's mit einer Regierung aus allen ehemaligen Premier¬
ministern* Sie bekäme bestimmt die Majorität!"
„Der Spiegel", Hamburg, vom 14. Jänner 1953, zu den Regierungskrisen in Frankreich.
Endlich ein Fortschritt!
„Sie sind also damit einverstan¬
den, den Gefangenen in ein neu¬
trales Land zu schicken —? voraus¬
gesetzt, es nimmt ihn nicht?“
- „Ja, vorausgesetzt; er geht nicht
hin.“
Karikatur von David Low im „Man-
-cheste; Guardian"- über den Streit um
die Rückkehr der Kriegsgefangenen
des Koreakrieges.
„Wir haben in diesem Betrieb
die unnötigen Zeitverluste auf
ein Minimum reduziert!"
Das Organ der amerikanischen Eiek-
trikevgewerkschaft, „UE-News", New
York, vom 21; September 1953, charak¬
terisiert mit dieser Karikatur die
falschen Vorstellungen gewisser Un¬
ternehmer von einer Steigerung der
Produktivität; eine Angelegenheit, die
ja bekanntlich auch in Österreich zu
Ausein ander Setzungen Anlaß geboten
hat.
„Ihr Patient schreit so! Ich verstehe kein Wort von dem,
was Sie sagen!"
„The New York Times" New York, vom 30. August 1953, zur russischen Propaganda-
tatigkeit gegenüber Westdeutschland K
Seite 4 Nr. 206 SOLIDARITÄT
„Will er nur Auslagen anschauen, oder will
er wirklich kaufen?"
„New York Herald Tribüne", Paris, vom 14. Mai
1953, über den immer wieder verzögerten Abschluß
eines Staatsvertrages für Österreich.
Im Europa-Nebel
„Hallo — kommen wir hier zur Saar-
Lösung?" — „Keine Ahnung — wir suchen
die für Triest..."
• Karikatur von H. E. Köhler, „Deutsche Zeitung",
Stuttgart, vom 26. September 1953, zu gegenwärtigen
ungelösten Problemen der europäischen Politik.
de*8 Wehwoche" Zürich, von, 2. Oktober 1953, kritisiert damit die zwischen
den USA und Franco-Spamen am 29. September 1953 abgeschlossenen
militärischen und wirtschaftlichen Abkommen.