Vielleicht lohnt es sich, die un¬
organisierten Kolleginnen und Kol¬
legen, die sich so vor der Politik
fürchten, einmal zu fragen, was sie
für eine Antwort gegeben haben,
als man sie gegen ihren Willen in
„unpolitische" Zwangsorganisatio¬
nen wie die DAF „eingegliedert
hat.
Bleiben dann noch die Unorgani¬
sierten, die immer besorgt sind, was
mit den Gewerkschaftsbeiträgen
geschieht — sie selbst haben bis¬
her allerdings noch keinen geleistet.
Ihnen kann man sagen, daß der
Gewerkschaftsbund jährlich allein
für Streik-, Sterbefall-, Altersrent¬
ner-, Arbeitslosen-, Gemaßregelten-
und Rechtsschutzunterstützungen
30 bis 35 Millionen Schilling aus-
gibt. An sie kann man die Frage
stellen: Wer hilft jedes Jahr,
daß der Landaufenthalt für fast
10.000 Kinder und Jugendliche in
den Heimen des GGB durchgeführt
werden kann, und von wo kommen
die Mittel für die Kurse, Bibliothe¬
ken und kulturellen Veranstaltun¬
gen, die hunderttausenden Ge¬
werkschaftsmitgliedern Bildung,
Freude und Entspannung bringen?
Und dann schließlich noch eines:
1180 Kollektivverträge haben die
Gewerkschaften unter anderem in
den letzten drei Jahren abgeschlos¬
sen und viele Millionen Schilling
an rückständigen Löhnen für ihre
AAitglieder erkämpft. Fragen wir
einmal einen Unorganisierten, ob
er glaubt, daß solche Erfolge er¬
rungen werden können, wenn der
Gewerkschaftsbund nicht den star¬
ken Rückhalt eines Streikfonds hätte.
Eigentlich müßte es heute schon
müßig sein, immer wieder darauf
hinzuweisen, daß es die Gewerk¬
schaften waren, die den sozialen
Aufstieg der Arbeiterschaft er¬
kämpften, und daß ebenfalls sie es
sind, die diese Errungenschaften
schützen und ausbauen. Wenn in
Österreich mehr als 1,300.000 Ar¬
beiter und Angestellte den Wert
einer starken Organisation längst
erkannt haben, so müßte es daher
auch möglich sein, allmählich jene
mit dem Gewerkschaftsgedanken
vertraut zu machen, die noch im¬
mer grundlos abseits stehen.
Kann es also genügen, daß wir
nur Mitglieder der Gewerkschaft
sind und ihr die Treue halten?
Nein! Es wird notwendig sein, auch
die Unorganisierten aufzuklären
und sie, in unser aller Interesse, für
unsere große Organisation zu ge¬
winnen!
Die Arbeiterkösnstierwöhlesi als Willesis-
kundgebuag der arbeitenden Bevölkerung
Am 24. und 25. Oktober wählen die Arbeiter, Privatangestellten und öiient-
lich Bediensteten eines jeden Bundeslandes i h r Parlament. Die Bedeutung
dieser Wahlen darf aus vielen Gründen nicht unterschätzt werden. Rund
1 1 Millionen arbeitender Menschen in Österreich haben die Möglichkeit,
Zusammensetzung und Tendenz ihrer gesetzlichen Interessenvertretung zu
gestalten. Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, daß eine große
Beteiligung an den Kammerwahlen jedem Arbeitnehmer zugute kommt. Fünf
Jahre hindurch wird der Einfluß der Arbeiterkammern nicht zuletzt davon
abhäugen welches Gewicht ihnen die Kammerangehörigen bei der Wahl ver¬
leihen. Aber nicht nur daß, sondern auch wer gewählt wird, ist von ent¬
scheidender Bedeutung.
Eigentümer, Herausgeber und Verleger: öster¬
reichischer Gewerkschaftsbund. Redaktion:
Fritz Klenner und Franz Nekgla. Verantwort¬
licher Redakteur: Karl Franta. Für die Bild¬
beilage verantwortlich: Fritz Konir. Gestaltung
der Bildbeilage: August Makart. Alle Wien,
E, Hohenstaufengasse 10—12. Verwaltung und
Evoedition: Wien. III., Rennweg 1. Druck:
A'aldhcim-Eberle, Wien, VII., Seidengasse 3—11.
Bringt Ordnung
in die Holzwirtschaft
Vom Holz hängt ein großer Teil der
österreichischen Wirtschaft ab
Demokratische Aufklärungsarbeit
kann in dieser Hinsicht wesentlich
dazu beitragen, daß vor allem keine
Gewerkschaftsgegner Einfluß in den
Arbeiterkammern erhalten.
In einem Staat, in dem das Volk in
freier und geheimer Abstimmung Ab¬
geordnete in das Parlament und Ver¬
treter in andere Körperschaften ent¬
sendet, sind Wahlen auch ein Anlaß
für die Wähler, über Art, Sinn und
Bewährung des Wahlkörpers selbst,
und ihr Verhältnis zu ihm, nachzu¬
denken. Gerade die Vorbereitungs-
arbeit zu den Arbeiterkammerwahlen,
zeigte, wie wenig die Kammerangehö¬
rigen bisher von der vielfältigen
Arbeit, ihrer gesetzlichen Interessen¬
vertretung wußten. Die Gewerk¬
schaftsfunktionäre sollten in Verbin¬
dung mit ihren Erfahrungen die Kolle¬
gen auf den Zweck der Arbeiterkam¬
mern in eindringlicher Form hin-
weisen:
Aulgaben der Arbeilerkammcrn
Gesetze, Verordnungen und Er¬
lässe sind vor ihrem Wirksamwerden
den Arbeitnehmern zur Stellung¬
nahme zu übermitteln; dadurch ist
eine zeitgerechte Verbesserung oder
Ausschaltung von Verschlechterun¬
gen und klärten möglich.
Als Kontrollore aller sozialpoli¬
tischen Vorschriften sorgen die Ar¬
beiterkammern dafür, daß Recbts-
verbesserungen nicht ein Stück Pa¬
pier bleiben. Die Arbeiterkammern
sind Berater des Staates und der
öffentlichen Körperschaften, vor
allem aber der Gewerkschaften und
Betriebsräte. Sie sind ein Anwalt
der Rentner, der Arbeitslosen, der
berufstätigen Frauen, der Lehrlinge
und anderer Personen, die allein
und isoliert zu schwach wären, ihr
Recht wahrzunehmen.
In den''Arbeiterkammern haben die
Konsumenten die einzige öffentliche
Interessenvertretung, die aus den
widerstreitenden Zielsetzungen die
höherwertigen, dem Allgemeinwohl
dienenden Gesichtspunkte sachlich
überlegend auswählt und vertritt.
Im technisierten Zeitalter, das nur
mit einer Unzahl von Gesetzen und
anderen Vorschriften zu lenken ist,
hat die Arbeiterschaft der notwendi¬
gen Spezialisierung durch Schaffung
der Arbeiterkammern Rechnung ge¬
tragen.
Keine Doppelverfretung
Dies ist mit ein Grund, daß die Ar¬
beiter und Angestellten in Österreich
über zwei große Interessenorganisa¬
tionen verfügen. Die Unternehmer, die
aui diesen Umstand oft in feindseli¬
ger Absicht hinweisen, haben übri¬
gens eine weitaus größere Anzahl von
Vertretungen, wobei kaum anzuneh¬
men ist, daß dies dem Zufall oder rei¬
ner Verschwendungssucht entspricht.
Von einer Doppelvertretung der
Arbeitnehmer durch Arbeiterkam¬
mern und Gewerkschaften kann
eigentlich gar nicht gesprochen
werden. Die Gewerkschaften bedür¬
fen als Kampforganisationen der Un¬
abhängigkeit vom Staat und von an¬
deren Organisationen. Aut diese
Art ist ihnen jedoch der Einfluß in
gewissen Bezirken des öffentlichen
Lebens verschlossen. Hier springen
die Arbeiterkammern ein, die zwar
der öffentlichen Kontrolle unterlie¬
gen, dafür aber durch das Gesetz
eine bestimmte Einflußmöglichkeit
haben, die sie als Fachkörper¬
schaft nach besten Kräften wahr¬
nehmen.
Da die Mandatare der Gewerk¬
schaften und der Arbeiterkammern
weitgehend identisch sind, kann ge¬
sagt werden, daß die Gewerkschafts¬
funktionäre als Organe der Arbeiter¬
kammern sich gewissermaßen nur
jene Kleidung anziehen, in der sie
auch offiziell ein Mitspracherecht aus¬
zuüben berechtigt sind.
Die Kammerumlage
macht sich beiahll
Auch über die Kapimerumlage wer¬
den, besonders von einer böswilligen
p i e s s^^vret^rmnehuge^ Ansichten
verbreitet. Starke, schlagkräftige Ar¬
beitnehmerorganisationen brauchen
ein Minimum an finanziellen Mitteln.
Der Großteil der Kammerumlage
kommt dem Kammer- und Gewerk¬
schattsangehörigen kurziristig wie¬
der zugute. Oft bringt eine e i n-
z i g e Maßnahme, die durch das
Eingreifen der Arbeiterkammern er¬
zwungen wird, mehr ein als die
Kammerumlage in einem längeren
Zeitraum ausmacht. Selbstverständ¬
lich erhalten die Leistungen der Ar¬
beiterkammern auch Menschen, die
weniger als andere Kollegen an
Umlage bezahlen oder die von der
Umlagepflicht gänzlich befreit sind;
hier sei nur an Arbeitslose, Rentner
oder Lehrlinge erinnert.
Das Sotidaritätsgetühl in der Ar¬
beiterklasse ist jedoch noch nicht
erloschen, um einen derartigen Aus¬
gleich nicht verstehen und billigen
zu können. Schließlich dari nicht
vergessen werden, daß auch Un¬
organisierte an den Lasten der All¬
gemeinheit beitragen wenn sie
Kammerumlage bezahlen, wodurch
die Gewerkschaftsmitglieder nicht
allein die Kosten der Arbeitnehmer¬
organisationen zu tragen haben.
Gerade anläßlich der Arbeiterkanv
nierwahlen soll kein aktiver Gewerk-
st haftet der Diskussion aus dem
Wege gehen und falsche Vorstellun¬
gen, Irrtümer und Feindseligkeit, die
in seiner Umgebung spürbar sein mö¬
gen, gelangweilt abtun. Das gro߬
artige Geflecht an sozialpolitischen
Schutzeinrichtungen, über das die Ar¬
beitnehmer heute verfügen, wurde
nur durch anhaltendes Bemühen der
organisierten Arbeiter und Ange¬
stellten errungen. Das Erreichte ist
zu sichern, Neues gilt es aber zu er¬
kämpfen.
Die Arbeilerkammerwahlen sind
ein gegebener Anlaß, daran zu den¬
ken, was noch alles zu geschehen
hat: Zahlreiche sozialpolitische
Probleme sind in einem fortschritt¬
lichen Geiste zu lösen, die Wirt¬
schaft, die unter beträchtlichen
Opfern der arbeitenden Bevölke¬
rung wiederaufgebaut wurde, ist
nun zu einem krisenfesten Organis¬
mus zu gestalten, mit Vollbeschäfti¬
gung, gerechtem Anteil der arbei¬
tenden Bevölkerung am Arbeitspro¬
dukt und Erhöhung der Massen¬
kaufkraft.
Unirogbor hohe Holzexporle ge¬
fährden die Rohsioffbasis gewisser
Industrien
Die Überschlägerung
bringt Wassermangel,
schädigt die gesamte
des Waldes
Lawinen und
Bevölkerung
Die Verwirklichung dieser Forde¬
rungen liegt nicht in weiter Ferne,
sondern ist rasch und mit relativ
einfachen Mitteln möglich, wenn
die bewährten Gewerkschafter so
wie bisher mit Herz und Verstand
den zwei Millionen Arbeitnehmern
in Österreich den Weg weisen.
CMerdeA
’Ztpe
CzHsOH
Es gibt ein sehr einfaches Verfah-
ren, sich langsam, aber ' nteli na *?-
gründe zu richten: Man nehme regel¬
mäßig — sagen wir bei jeder Tohn-
auszahlung — entsprechende Mengen
von CüHnOH zu sich. C2H5OH ist in
jedem Wirtshaus, in jeder Branntwein¬
stube und in jeder Kantine erhältlich.
Es kostet nur das schwerverdiente
Geld, auf das daheim schon Frau und
Kinder warten oder das man sonst sehr
gut verwenden könnte. C-rHriOHMW
nämlich die chemische Formel für
Alkohol, also für das, was Bier,
Wein, Schnaps usw. so „berauschend
macht.
Im Volksmund heißt es: „Wer nie-
mals einen Rausch gehabt, der ist
kein rechter Mann!" Diesen gehirn¬
schwachen Ausspruch müßte man er¬
gänzen mit der Feststellung: „Wer
immer wieder einen Rausch nach
Hause bringt, der ist erst recht
kein Mann, sondern ein haltloser
Schwächling!“ Ein solcher Mensch
kümmert sich auch gewöhnlich nicht
um seine Gewerkschaft, also
nicht um seine ureigensten Interessen.
Deshalb: Wenn es schon sein muß,
dann mit Maß und Ziel, aber aui keinen
Fall ständige Selbstvergiftung durch
GUI-OH!
Die Holzwirtschaft geht also nicht
nur Waldbesiizer und Exporteure
etwas an, sondern uns alle
Seite 2 Nr. 22ö SOLIDARITÄT