Erschreckende Unfollziffern
In Österreich ereignen sich jährlich
aut dem Weg von und zur Arbeits¬
stätte und auf dem Arbeitsplatz mehr
als 130.000 Unfälle. Diese alarmie¬
rende Tatsache hat oie Sicherheits-
techniker im Unfallverhütungsdienst
der Allgemeinen Unfallversicherungs-
anstält veranlaßt, eine Fachtagung
und eine Ausstellung „Neue Wege
der Sicherheitstechnik“ im Techni¬
schen Museum in Wien zu veranstal¬
ten.
Prominente Sicherheitstechniker
und Fachleute haben dort ihre Erfah¬
rungen ausgetauscht und die ein¬
drucksvolle Ausstellung hat dem
Publikum gezeigt, welche Vorkeh¬
rungen jeder einzelne treffen kann,
um einen Unfall zu verhüten.
Ein breiter Raum in der Ausstel¬
lung war den Motorradfahrern einge¬
räumt. Zahlreiche neue Modelle von
Sturzhelmen wurden gezeigt, die sie
vor der am meisten vorkommenden
Verletzung bei Verkehrsunfällen -
dem Schädelgrundbruch — schützen
sollen.
Viele Vorschläge und Anregungen
für wirksame Sicherheitsvorrichtun-
gen kommen vielfach von den Arbei¬
tern und Angestellten selbst. So war
in der Ausstellung eine von einem
Werkmeister konstruierte Holzkreis¬
säge zu sehen, die .feine vollkommen
gefahrlose und raschere Arbeit er¬
möglicht.
In einem Referat auf der Tagung
wurde besonders auf die Gefahren
der technisierten Land- und Forst¬
wirtschalt hingewiesen. Durch¬
schnittlich 400 Todesopfer, das sind
so viele wie in den gesamten ande¬
ren Industriezweigen, sind jährlich
zu beklagen. Auch die Zahl der Un¬
fälle zeigt in der Land- und Forst-
wirtschaft eine steigende Tendenz.
Sie wird im Jahre 1954 auf rund
50.000 geschätzt. (1951: 40.016.)
Neuartige Blinklaternen, die auch
als Warnsignale verwendet werden
können, Preßluftgeräte, für Atem-
schutz, neue Wundverbände, Gas¬
masken, Säureschutzanzüge und zahl¬
reiche Sicherheitsvorrichtungen bei
Pressen und Bohrmaschinen sollen mit¬
helfen, die oft mit dauernden Schä¬
den verbundenen Unfälle zu vermei¬
den. Ein wichtiger Faktor in diesem
Bestreben aber ist der Mensch selbst;
seine Aufmerksamkeit, sein Verant-
wortungsbewußtsein und sein fach¬
liches Können sind mit imstande, die
erschreckenden Unfallziffern auf ein
erträgliches Maß zu senken.
Arbeiten nach der Arbeitszeit
sind unfallgesichert
Der Facharbeiter Anton Gruber war
schon auf dem Heimweg, als ihm
plötzlich einfiel, daß seine Kollegen
im Betrieb eine ganz besonders heikle
Arbeit durchzuführen hatten. Er wollte
ihnen gerne helfen, und obwohl ihn
niemand dazu beauftragt hatte, ging
er noch einmal auf seinen Arbeits¬
platz zurück, um seinen Kollegen bei¬
zuspringen. Fast zwei Stunden lang
ging die Arbeit glatt vonstatten, da
geschah plötzlich das Unglück, und
der freiwillige Helfer Anton Gruber
erlitt bei seiner Tätigkeit einen
schweren Unfall.
Nachdem er einigermaßen wieder¬
hergestellt war, suchte er bei seiner
Unfallversicherungsanstalt um die
Verletztenrente an, wurde aber mit
der Begründung abgewiesen, daß der
Unfall erst zwei Stunden nach der
Arbeitszeit erfolgt sei und daher mit
der betrieblichen Tätigkeit nicht Zu¬
sammenhänge. Gegen diesen Be¬
scheid berief nun Kollege Gruber
beim Schiedsgericht der Sozialver¬
sicherungsanstalt für die Stadt Wien.
Er führte auch als Begründung an,
daß ihm die Firma für seine Arbeit
sogar Überstunden bezahlt ‘ habe und
daher von einer außerbetrieblichen
Tätigkeit nicht gesprochen werden
könne.
Das Schiedsgericht der Sozial¬
versicherung gab ihm recht und
führte aus, daß Anion Gruber wohl
ungerufen bei der Arbeit erschie¬
nen war, aber ohne Zweifel als Ar¬
beitskraft verwendet wurde. Aus
diesem Grunde sei seine Tätigkeit
unter dem Schutz der Unfallver¬
sicherung gestanden. Daher muß
die Anstalt eine Verletztenrente
gewähren.
(Erkenntnis des Schiedsgerichtes
der Sozialversicherung für die Stadt
Wien, vom 1. Februar 1954, ZI. 7U
2739/53.)
(Fortsetzung von Seite 2)
Renten
für Heimaiveiiriebene
Für Land- und Forstarbeiter die
Land- und Forstwirtschaftliche Sozial¬
versicherungsanstalt in Wien, IV.,
Mommsengasse 35, und ihre Landes¬
stellen in Graz, Linz, Salzburg und
Klagenfurt.
Für im öffentlichen Verkehr be¬
schäftigt gewesene Arbeiter die Ver¬
sicherungsanstalt der österreichi¬
schen Eisenbahnen in Wien, VI.,
Linke Wienzeile 48—52.
Für alle übrigen Arbeiter die
Allgemeine Invalidenversicherungs¬
anstalt in Wien, V., Blechturm¬
gasse 11, und ihre Landesstellen in
Graz, Linz und Salzburg.
Für Angestellte die Angestellten¬
versicherungsanstalt in Wien, . V.,
Blechturmgasse 11.
Für die Unfallversicherung kom¬
men die folgenden Anstalten in Be¬
tracht:
jedem neuen Mitglied ein Buch!
100.000 Schilling Werheprümien!
Die
Bütketpiide jg-
Quieußeep - ü
veranstaltet anläßlich ihres dreißigjährigen
Bestehens in der Zeit vom 1. Oktober
bis 31. Dezember 1954 einen
fteßdäutHS-
tkü$li?deeweMewed
mit einmaligen Chancen
für das neue Mitglied und für den Werber.
Auskünite und Prospekte:
Büchergilde „Gutenberg", Wien Hl,
Rennweg t, und bei den Vertrauens¬
männern und Geschäftsstellen
der Büchergilde Gutenberg
Für Land- und Forstarbeiter die
Land- und Forstwirtschaftliche Sozial¬
versicherungsanstalt.
Für im öffentlichen Verkehr be¬
schäftigt gewesene Arbeiter die Ver¬
sicherungsanstalt der österreichischen
Eisenbahner.
Für alle übrigen unfallversichert
gewesenen Personen die Allgemeine
Unlällversicherungsanstalt in Wien,
XX., Webergasse 2—6, und ihre Lan¬
desstellen in Graz, Linz und Salz¬
burg.
Jeder heute in Österreich wohn¬
hafte Arbeitnehmer, der irgendwann
einmal in den Oststaaten beschäftigt
war, soll innerhalb eines Jahres seinen
Vormerkungs- oder Rentenantrag ein-
b ringen.
Qrabc
eines Arbeiters
Lines t diios alter •••• (tu höbst:scInvctv ?:
Lasten
War s geschehen du katnsl ins
Krankenbett!
Zwci Tage spalet, cIT wir's no<.h erfaßte«.
Shtml dein Name — und ein Kreuz am
Schwarzen Brett!
I attsend/widi. das war die Nummer
deiner Karle —-
Ich wußte sonsi tm Anfang nichts von dir.
Du tTingsf am Montag trüb zum Tore,
Unterm Arm den blauen Anzug, neben mir Tuusendzwoif, ila^ war rite Nummer deiner Karte.
Der SU;!:!/ an dern Regal tsl heule leer:
Du gingst vor mir hinaus zum groben
Tore
Dort braucht man keine Stempel barte mehr.
Später sagten wir in lätTnerlüIller f falte
Als ersten CJrul.' uns (.|as vertraute „Du"-T~
Wie Lrcunde wurden wir mit einem Male.
Ein gleiches Schicksal tührle uns daru.
Wenn ich heuT für immer Feierabend
machte,
trug ich drüben nur nach Tausendzwulf
nach dir!
Den» jeden Montag gingst du, eh' der
Tag erwachte,
Unterm Arm den blauen Anzug, neben mir.
lose! K I c 11
Manchmal sprachen wir belanglos auf
(fern Wege
Wir gingen fahr um fahr zur gleichen
Schichl
Ob sich der gleiche Glaube in uns rege!
Das wußte einer von dem andern nicht..
Allerfcclcn - Unfcrcn Toten ein ehrcnOcß Gcöcnken
Seite 4 Nr. 228 SOLIDARITÄT