Unsere Mission: Gerechtigkeit. (5)

Bibliographic data

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Description

URN:
urn:nbn:at:at-akw:g-791567
Persistent identifier:
AC08718425
Title:
Arbeit und Wirtschaft
Sub title:
AW
Published:
1923
Keywords:
Österreich
Sozialpolitik
Wirtschaftspolitik
DDC Group:
Structure type:
Periodical

Description

URN:
urn:nbn:at:at-akw:g-303709
Persistent identifier:
AC08718425_2013_005
Title:
Unsere Mission: Gerechtigkeit.
Published:
2013
Structure type:
Periodical issue

Description

Title:
Armut ist ein schlechter Koch
Sub title:
Weltweit leiden 1,8 Mrd. Menschen unter mangelnder Ernährung. Wie kann die Zahl der Hungernden reduziert und globale Gerechtigkeit verwirklicht werden?
Creator:
Kolerus, Harald
Structure type:
Article

Table of contents

Table of contents

  • Arbeit und Wirtschaft
  • Unsere Mission: Gerechtigkeit. (5)

Full text

Arbeit&Wirtschaft 5/2013 43Schwerpunkt
lativ gesteuerten Weltmarktpreisen ab-
hängig und somit extrem verwundbar. 
Von den ökologischen Kosten der Mono-
kulturen ganz zu schweigen. 
Modernisierungstheorie
Die Dependenztheorie steht damit in kras-
sem Gegensatz zu den modernisierungs-
theoretischen Ansätzen, die in den 1950er- 
und 1960er-Jahren dominierend waren. 
Deren Quintessenz lautet: „Entwicklungs-
länder sind unterentwickelt, weil und so-
lange sie sich nicht aus den Fesseln der 
Tradition befreien können. Mit anderen 
Worten: Sie müssen so werden, denken, 
handeln und konsumieren wie wir (die 
westlichen, kapitalistischen Industriestaa-
ten, Anm.)“, so Franz Nuscheler in dem 
empfehlenswerten Arbeitsbuch „Entwick-
lungspolitik“. Unterentwicklung wird also 
auf hausgemachte Faktoren wie (Stam-
mes-)Kultur, Tradition und deren negative 
Auswirkungen auf eine produktive Denk-, 
Lebens- und Arbeitsweise zurückgeführt. 
Am Stammtisch könnte die Modernisie-
rungstheorie wie folgt wiedergegeben wer-
den: „Die da unten sind ja an ihrem Elend 
selber schuld! Prost!“ Dieses menschenver-
achtende Vorurteil geht natürlich an der 
Wahrheit weit vorbei, wobei der Einfluss 
der regionalen Kultur auf die Entwick-
lungszusammenarbeit nicht außer Acht 
gelassen werden darf. Miteinander statt 
oktroyierte Hilfe von außen (bzw. oben) 
lautet deshalb die Devise. Michael Linhart, 
Leiter der Sektion für Entwicklungszusam-
menarbeit im Außenministerium, meint 
dazu: „In der Entwicklungszusammenar-
beit wurde erkannt, dass ohne Dialog auf 
gleicher Augenhöhe keine Lösungen ge-
funden werden können. Deshalb stehen 
wir auch in engem Kontakt mit den Pro-
jektpartnern in unseren Schwerpunktlän-
dern.“ So wird zum Beispiel das Ziel Ugan-
das unterstützt, 77 Prozent der Landbe-
völkerung sowie alle StadtbewohnerInnen 
bis 2015 mit sauberem Trinkwasser zu 
versorgen. Mit der Hilfe Österreichs konn-
te im Südwesten des Landes bereits eine 
Million Menschen in ländlichen Klein-
städten an die Wasserversorgungsnetze an-
geschlossen werden.
Überaus erfreulich, wobei Herwig 
Adam, Geschäftsführer der auf Entwick-
lungspolitik konzentrierten Südwind 
Agentur, hinzufügt, dass Entwicklungszu-
sammenarbeit Situationen immer nur 
punktuell verbessern kann: „Für struktu-
relle Änderungen benötigen wir mehr 
 politische Verantwortung und politische 
Lösungen.“ Der Experte sieht dabei den 
Menschenrechtsansatz als gute Basis: „Die 
Umsetzung der UN-Menschenrechts-
charta durch alle Unterzeichnernationen 
würde die Welt in die richtige Richtung 
lenken.“ Auch eine globale Besteuerung 
internationaler Finanzströme und eine 
stärkere Belastung sehr großer Vermögen 
zugunsten der Entwicklungszusammenar-
beit hält Adam für überfällig. Das Süd-
wind Magazin selbst verfolgt die Funkti-
on eines „Watchdog“ und beobachtet sehr 
genau Arbeitsprozesse vom Rohstoffab-
bau bis zur Fertigung des Endprodukts. 
Um Missstände aufzuzeigen, werden Ini-
tiativen gestartet und koordiniert, wie die 
Clean Clothes Kampagne, die bereits zu 
spürbaren Verbesserungen in der Beklei-
dungsindustrie beigetragen hat.
Auch Linhart weist darauf hin, dass 
sehr wohl Fortschritte erzielt werden: „In 
der letzten Dekade hat sich in 83 Least 
Developed Countries (am wenigsten ent-
wickelte Länder, Anm.) das BIP pro Kopf 
im Schnitt immerhin verdoppelt. Auch in 
Subsahara-Afrika sehen wir Erfolge. Me-
dial wird allerdings sehr oft ein falsches 
Bild kommuniziert – Negativschlagzeilen 
stehen leider zumeist im Mittelpunkt.“ 
Tot-Schlagzeilen
Ein Phänomen, das ausführlich in dem 
aktuellen Buch „Afrika! Plädoyer für eine 
differenzierte Berichterstattung“ behan-
delt wird. Autor Martin Sturmer: „Medial 
wird Afrika beinahe ausschließlich negativ 
dargestellt, obwohl es auch sehr viele po-
sitive Meldungen geben würde. Die Ver-
allgemeinerung und das schlechte Image 
führen zu einer ,Betroffenheitsmüdigkeit‘ 
in den Industrienationen, was der Ent-
wicklungszusammenarbeit natürlich nicht 
dienlich ist.“ Deshalb die gute Nachricht 
zum Schluss: Die Zahl der weltweit Hun-
gernden ist seit 1990 um 130 Mio. zurück-
gegangen; ein Etappensieg auf dem Weg 
zu globaler Gerechtigkeit.
Internet:
Mehr Infos unter:
www.suedwind.at
www.entwicklung.at
www.eza.at
www.afrika.info
Schreiben Sie Ihre Meinung  
an den Autor 
haraldkolerus@yahoo.com
oder die Redaktion
aw@oegb.at
Unterentwicklung wird also auf hausgemachte 
Faktoren wie (Stammes-)Kultur, Tradition  
und deren negative Auswirkungen auf eine 
 produktive Denk-, Lebens- und Arbeitsweise 
 zurückgeführt. Am Stammtisch könnte die 
 Modernisierungstheorie wie folgt wieder-
gegeben werden: „Die da unten sind ja an  
ihrem Elend selber schuld! Prost!“
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