o Spielräume bei der Finanzierung des Defizits und der Staatsschuld
("debt management").
Die Spielräume einer autonomen Finanzierungspolitik werden in der
Währungsunion praktisch verschwinden. Es wird kein Unterschied in
der Wirkung von Inlandskreditaufnahme oder Kreditaufnahme im Wäh-
rungsunions-Ausland bestehen. Wird das Defizit über ausländische
Märkte finanziert, so wird sich der Zinssatz bei den relativ zum Gesamt-
markt geringen Beträgen einer österreichischen Finanzierung praktisch
nicht ändern. Das Gleiche ist auch bei einer Finanzierung im Inland der
Fall, denn jede, auch noch so geringe Zinssteigerungstendenz wUrde so-
fort Kapitalimporte aus dem Ausland hervorrufen, da durch die bereits
vorhandene, vollkommene Liberalisierung und durch den künftigen
Wegfall von Prämien für Wechselkursrisken die Geld- und Kapital-
märkte effizient geworden sind. Es kann also durch eine Inlandskredit-
aufnahme kein nationales "crowding-out" mehr geben.
o Strukturänderungen bei den Ausgaben durch Zinszahlungen
Bei einer Annäherung an den Schuldenstand von 60% des BIP von
einem niedrigeren Stand aus muß bedacht werden, daß dann ein immer
größerer Anteil der zusätzlichen Ausgaben für die Verzinsung der wach-
senden Staatsschuld verwendet werden muß, somit weniger für Ausgaben
im beschäftigungswirksamen Bereich zur Vertugung stehen. Wieviel von
den zusätzlichen Ausgaben fUr Zinsen verwendet werden muß, hängt
vom Verhältnis des Zinssatzes zur Wachstumsrate ab.
Nur wenn der Zinssatz gleich der Wachstumsrate ist, dann wird auch
die Zinsbelasmng des BIP gleichbleiben, liegt der Zinssatz aber höher als
die Wachstumsrate, dann ergibt sich ein wachsender Anteil der Zinsen
am BIP. Tatsächlich lag im Durchschnitt der letzten 10 Jahre die Sekun-
därmarktrendite fUr festverzinsliche Bundesanleihen rund 1 bis 1,5%-
Punkte über der nominellen Wachstumsrate des BIP, sodaß sich auch
daraus eine immer größer werdende Zinsbelastung ergab.
o Die Spielräume bei der Ausgaben- und Einnahmenstruktur
Durch die Veränderung der Ausgaben- und Einnahmenstrukturen
könnte versucht werden, unerwünschte AuslandseinflUsse abzuwehren
oder zu vermindern.
- Bei einem restriktiven, spezifischen Schock kann insbesondere dann
durch Ausgabenstrukturänderungen eine expansive Abhilfe versucht
werden, wenn der Schock in einem Nachfrageausfall in bestimmten
Sektoren (Industrien) oder Nachfragekategorien (z. B. Investitio-
nen) besteht. Eine Umschichtung der Ausgaben stößt allerdings auf
größere - meist politische - Widerstlinde. Die daraus resultierenden
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