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ZUSAMMENFASSUNG
Diese Studie untersucht die existierende Literatur zum Einfluss der Globalisierung auf
den Arbeitsmarkt und die Einkommensverteilung einerseits zwischen Arbeit und
Kapital sowie andererseits innerhalb des Faktors Arbeit (zwischen den diversen
Sektoren, aber auch zwischen qualifizierten und unqualifizierten ArbeitnehmerInnen)
in den entwickelten Ländern, insbesondere in den alten EU-Ländern, sowie in
Österreich.
Zwei Aspekte der Globalisierung werden analysiert: internationaler Handel sowie
ausländische Direktinvestitionen (FDI). Die Auswirkungen internationaler
Verlagerungen (Outsourcing) werden in diesem Zusammenhang ebenfalls untersucht.
Für die Analyse der Verbindungen zwischen Globalisierung und Arbeitsmarkt wurden
drei grundsätzliche Zugänge gewählt: 1. Außenhandelstheorie, 2. Arbeitsökonomie, 3.
Politische Ökonomie.
Ausgehend von den Theoremen von Heckscher-Ohlin und Stolper-Samuelson, besagt
die traditionelle Außenhandelstheorie, dass in Ländern, die reich an Kapital und an
qualifizierten Arbeitskräften sind, die Löhne und die Beschäftigung von niedrig
qualifizierten Arbeitskräften oder von Beschäftigten in jenen Sektoren die verstärkter
Importkonkurrenz ausgesetzt sind, trotz insgesamt steigender Wohlfahrt sinken
können. Hat jedoch bisher das ursprüngliche Stolper-Samuelson-Modell die durch
Außenhandel hervorgerufene Umverteilung von Arbeit zu Kapital betont, so hat die
handelstheoretischen Diskussion in den letzten Jahrzehnten stärker die Umverteilung
innerhalb des Faktors Arbeit in den Mittelpunkt gestellt. Was früher die Feststellung
eines unvermeidlichen Verlierers bei Marktöffnungen in der traditionellen
Außenhandelstheorie war, ist laut der neuen Außenhandelstheorie vermeidbar,
angesichts der signifikanten zusätzlichen Effizienzgewinne durch den Außenhandel
infolge steigender Skaleneffekte, technologischer Spillovers, mehr Wettbewerb und
größerer Produktvariation (Helpman und Krugman, 1985)
Auf Basis von Faktoranalysen untersuchen arbeitsökonomische Ansätze die
Auswirkungen des Außenhandels hinsichtlich der Verschiebung der
Arbeitskräftenachfrage in Reaktion auf zum einen die Exporte, welche eine Quelle der
Nachfrage sind, ,und zum anderen in Reaktion auf die Importe, weil diese die
Nachfrage mindern (vgl. Katz und Murphy, 1992; Borjas et al., 1992; Wood, 1994).
So erhöhen Exporte die Beschäftigung, während Importe diese reduzieren. Aus
mikroökonomischer und institutioneller Sicht hingegen, werden durch den
Außenhandel nicht nur die Nachfragestrukturen beeinflusst, sondern auch die
Lohnverhandlungspositionen: a) einerseits durch niedrigere Renten wegen des
verstärkten internationalen Wettbewerbs, b) andererseits durch handelsbedingte
technologische Entwicklungen, die negative Effizienzeffekte haben und zu einer
Disziplinierung der Arbeitskräfte führen (vgl. Greenaway et al.; 1999a&b). Der
Rückgang im gewerkschaftlichen Organisationsgrad in den letzten Jahrzehnten spielt
hier mit den Außenhandelseffekten und der Zunahme der Ungleichheit zusammen.
(vgl. z.B. Freeman, 1998).
Die polit-ökonomische Literatur geht zunächst von ähnlichen Argumenten aus wie
institutionalistische arbeitsökonomische Analysen, betont aber zusätzlich noch, dass
die spezifischen Wechselwirkungen neoliberaler Politik und Globalisierung in der
gegenwärtigen Zeitperiode zu einer Verschlechterung der Lohnverhandlungsstärke