Arbeit&Wirtschaft 6/2018
„Wenn sie glauben, es geht ohne die
ArbeitnehmerInnen, dann säen sie Wind
und werden dafür Sturm ernten.“
AK-Präsidentin Renate Anderl
„Gäbe es keine Gewerkschaften, müsste
man sie erfinden.“ Bundespräsident
Alexander Van der Bellen
„Wir sind eine selbstbewusste Gewerk-
schaftsbewegung, und wir werden alles
tun, alle unsere Kräfte bündeln, damit für
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein
gutes Leben möglich ist!“
ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian
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künftig auch neue Formen der Mitbe-
stimmung“, verwies sie auf neue Ar-
beitsformen wie Crowdwork und Out-
sourcing.
Zur Debatte rund um die Sozialver-
sicherungen meinte Hartinger-Klein:
„Es ist mein Ansinnen, hier die gleichen
Leistungen für gleiche Beiträge zu ge-
währleisten.“ Bei der AUVA wolle sie
„eine gewisse Effizienz hinterfragen“.
Für diese Ankündigung erntete die Mi-
nisterin laute Pfiffe der Anwesenden.
Auf mehr Zustimmung stieß ihre Zusi-
cherung, dass die Beitragserhebungen
bei den Sozialversicherungen bleiben
werden. Hartinger-Klein betonte zu-
dem: „Neue Selbstbehalte sind für mich
kein ema!“ Kritisiert wurde wieder-
um die geplante Kassenreform: „Wem
gehört die Sozialversicherung? Sie ge-
hört keiner Regierung, sie gehört den
Versicherten! Wir lassen uns diese Er-
rungenschaft nicht wegnehmen!“, zeigte
sich OÖGKK-Vorsitzender Albert Ma-
ringer kämpferisch.
Hartinger-Klein bekräftigte erneut,
dass sie den Jugendvertrauensrat ab-
schaffen will. Dafür erntete sie prompt
eine Mahnung der Gewerkschaftsju-
gend: „Wer den Jugendvertrauensrat ab-
schafft, betreibt gezielten Demokratie-
abbau. Damit will man junge Arbeit-
nehmerInnen offensichtlich mundtot
machen. Nicht mit uns!“, warnte ÖGJ-
Vorsitzende Susanne Hofer. Mit ver-
klebten Armen und Mündern haben
sich JugendgewerkschafterInnen wäh-
rend der Rede der Sozialministerin di-
rekt vor ihr positioniert.
Deutlich mehr Unterstützung als
von der Regierung erhielt der ÖGB von
Bundespräsident Alexander Van der Bel-
len. „Gäbe es die Gewerkschaften nicht,
man müsste sie erfinden“, sagte er in sei-
ner Eröffnungsrede, und lobte den Ein-
satz der „vielen tausend Menschen, die
sich täglich für andere engagieren. Da-
für sag ich Danke.“ Auch die Sozialpart-
nerschaft wird von ihm hoch geschätzt:
„Ich kann mich noch erinnern, wie das
vor der Sozialpartnerschaft war, an Zei-
ten, die von bitterster Armut geprägt
waren. Es wäre besser, den bewährten
Weg der Sozialpartnerschaft weiter zu
gehen.“
Für faire Bedingungen braucht es je-
denfalls starke Gewerkschaften. Mehr
Menschen als je zuvor sind bereit, etwas
für ihre Zukunft zu tun. Derzeit hat der
ÖGB 1,2 Millionen Mitglieder, Ten-
denz steigend, und so müsse es auch
weitergehen, so der neue ÖGB-Präsi-
dent Wolfgang Katzian: „Da ist noch
Luft nach oben.“ Dabei müssen auch
neue Wege beschritten werden: „Wir
werden uns öffnen“, kündigte Katzian
an, „wir werden unsere Strukturen wei-
terentwickeln, aber wir achten auf die
Balance zwischen Bewährtem und Neu-
em. Basis unseres Tuns bleiben unsere
Mitglieder. Ihre Träume, ihre Sorgen
und Lebensrealitäten bleiben Mittel-
punkt unserer Arbeit.“
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florian.kraeftner@oegb.at
oder die Redaktion
aw@oegb.at
Rund 500 Delegierte haben im Rahmen des ÖGB-Bundeskongresses 2018 vom 12.–14. Juni
2018 im Austria Center Vienna das politische Programm sowie die Statuten des ÖGB be-
schlossen. Wolfgang Katzian (61) wurde zum ÖGB-Präsidenten gewählt, Korinna Schu-
mann und Norbert Schnedl zu seinen StellvertreterInnen. Auch der ÖGB-Vorstand wurde
neu gewählt.