20. Jahrgang (1994), Heft 4 Wirtschaft und Gesellschaft
Anmerkungen zu Verschuldung und
Überschuldung in Österreich
Karl Kollmann
1. Vorbemerkung
Die folgenden Ausführungen versuchen in knapper Form den bisheri
gen Österreichischen Kenntnisstand zu den Fragen der Verschuldung
und Überschuldung privater Haushalte zusammenzufassen.
Die individuelle wirtschaftliche Zerrüttung privater Lebenssituatio
nen, also der Sachverhalt der Überschuldung einer Person, findet mitt
lerweile eine zwar vergleichsweise strenge und für den Betroffenen fra
gile, jedoch immerhin im Einzelfall noch realisierbare Lösungsmöglich
keit durch das in Österreich geschaffene Privatinsolvenzrecht (1) . Mit
dieser Maßnahme, die auf herbe - sozialpolitisch heute auch für Unter
nehmen wirklich unverständliche - Kritik der Protagonisten der Kredit
wirtschaft gestoßen ist, sind die Probleme zwar nicht gelöst, jedoch in
ihrer möglichen Problemlösung zumindest etwas "gelockert" .
Versagt hat bislang der bildungspolitische Aktivitätsraum insbeson
dere durch das Fehlen einer schulischen Vermittlung von konsumwirt
schaftlichem und haushaltswirtschaftlichem Wissen.
2. Zur wirtschaftlichen Lage von Verbrauchern bzw. der privaten
Haushalte
In der Entwicklung der letzten Jahre zeigt sich gemäß den makroöko
nomischen Daten und den Haushaltsbefragungen, eine stetige Zunahme
der durchschnittlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der privaten
Haushalte. Der Besitzstand an dauerhaften Konsumgütern, mithin eines
der geläufigen Maße für Wohlstand, steigt kontinuierlich an (2).
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