22. Jahrgang (1996), Heft 3
Weiters wird in diesem Abschnitt ge
zeigt, daß die Vorteile öffentlicher
Fonds insbesondere in den Bereichen
der Allokations- und Finanzierungs
funktion der Staatstätigkeit zum Tra
gen kommen. Diese theoretische Über
legenheit resultiert vor allem aus einer
behaupteten effizienteren Versorgung
mit öffentlichen Leistungen und gün
stigeren Finanzierungsmöglichkeiten
im Vergleich zur allgemeinen Budget
finanzierung. Die Untersuchung der
Fonds nach finanzpolitischen Haupt
funktionen bestätigt dieses Ergebnis
teilweise: Öffentliche Fonds wurden
vorwiegend zu Finanzierungszwecken
eingerichtet. Die Erfüllung der Alloka
tionsfunktion hat - gemessen an der
Anzahl der Fonds - eher eine geringe
Bedeutung. Manchmal dienen die Fi
nanzierungstätigkeiten von Fonds auch
der Stabilisierung der Wirtschaft.
Im Anschluß an die theoretischen
Überlegungen werden im Kapitel 5 die
rechtlichen Rahmenbedingungen für
die öffentlichen Fonds dargestellt. Be
sonders hinzuweisen ist auf eine tabel
larische Übersicht über die gesetzli
chen Grundlagen und Zwecksetzun
gen aller Bundesfonds im Untersu
chungszeitraum (1970-1992), geglie
dert nach Verwaltungsfonds, selbstän
digen öffentlich-rechtlichen und pri
vatrechtliehen Fonds. Die Darstellung
der (selbständigen öffentlich-rechtli
chen) Landesfonds muß sich ob der
mangelhaften Datengrundlage auf das
Jahr 1990 beschränken.
Ein eigener Abschnitt (Kapitel 6) ist
der Datenproblematik gewidmet. Es
zeigte sich, daß das Defizit bei den Da
ten über die öffentlichen Fonds enorm
ist. Das gilt für die Landesfonds in
weit größerem Ausmaß als für die
Bundesfonds. Die bestehenden Lücken
werden in der Arbeit berechtigterwei
se zum Anlaß genommen, eine Reihe
von Forderungen an die amtliche Sta
tistik zu formulieren.
Der eigentliche Schwerpunkt der
Arbeit liegt in einer umfassenden em
pirischen Analyse des öffentlichen
Wirtschaft und Gesellschaft
Fondswesens (Kapitel 7) sowie in der
zusammenfassenden Beurteilung an
hand der theoretischen und empiri
schen Ergebnisse. Auf Basis einer erst
maligen finanzstatistischen Erfassung
sämtlicher Bundesfonds für die Jahre
1970 bis 1992 und der selbständigen
Landesfonds für das Jahr 1990 wird
die volkswirtschaftliche und finanz
wirtschaftliche Bedeutung ausführlich
untersucht. Dabei wird auf die Ent
wicklung der funktionalen und ökono
mischen Strukturen und auf die intra
govemmentalen Verflechtungen öf
fentlicher Fonds eingegangen. Im De
tail werden die drei größten Fonds
analysiert: der Familienlastenaus
gleichsfonds, der Wasserwirtschafts
fonds und der Krankenanstalten-Zu
sammenarbeitsfonds. Die Landes
fonds werden auf ihre Ausgaben
schwerpunkte hin untersucht.
Die Bundesfonds hatten im Jahr
1992 mit einem Ausgabenvolumen von
über 100 Milliarden Schilling (knapp
9% der Ausgaben des öffentlichen
Sektors) erhebliche Bedeutung. Den
insgesamt 39 Bundesfonds stehen 62
selbständige Landesfonds gegenüber.
Der Anteil der Bundesfonds am Bud
getvolumen des Bundes ist im Zeit
ablauf mit etwa 16 Prozent ziemlich
stabil geblieben. Geringeres finanziel
les Gewicht haben im Vergleich zu den
Bundesfonds die Landesfonds, etwa
drei Prozent der Gesamtausgaben al
ler Bundesländer im Durchschnitt. Die
Anteile zeigen jedoch starke Unter
schiede zwischen den einzelnen Bun
desländem. Auffallend ist auch ihre
deutlich verschiedene Größe. Während
den selbständigen Bundesfonds eine
überdurchschnittliche Bedeutung in
den Bereichen Gesundheit (KRAZAF),
öffentliche Dienstleistungen (Umwelt
und Wasserwirtschaftsfonds) und
Landwirtschaft (Milchwirtschafts
und Getreidewirtschaftsfonds) haben,
kommt den Landesfonds große Bedeu
tung in der Förderung des Wohnungs
baus, der Wirtschaftsförderung und
der Infrastruktur zu.
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