Ursula Holtgrewe und Karin Sardadvar
? Das von 2009 bis 2012 durchgeführte EU-Projekt walqing (Work and Life
Quality in New and Growing Jobs) beschäftigte sich mit den Arbeits-
und Lebensbedingungen der Beschäftigten in wachsenden Branchen im
Niedriglohn- und Niedrigqualifikationsbereich
? Insgesamt ist die Beschäftigung in der EU im Zeitraum von 2000 bis 2008
um fast acht Prozent gestiegen
? Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass rund die Hälfte dieser neu geschaf-
fenen Arbeitsplätze problematische Arbeitsbedingungen aufweist
? In fünf ausgewählten Wachstumsbranchen (Reinigungsgewerbe, Abfall-
wirtschaft, Bauwirtschaft, mobile Altenpflege und Catering) untersuchte
das Projekt walqing, wie Arbeits- und Lebensqualität an diesen „neuen“
Arbeitsplätzen beschaffen sind – und wodurch sie gestaltet werden
? Ihr Wachstum verdanken diese Branchen zum Teil Auslagerungen, auch
aus dem öffentlichen Sektor. Häufig stehen sie in einem intensiven Kos-
tenwettbewerb, in dem die Qualität der Arbeit und der Dienstleistung ins
Hintertreffen geraten
? Die seit 2008 andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise verstärkte die-
sen Kostendruck noch weiter: Der Arbeitsdruck nimmt zu, Arbeits- und
Beschäftigungsverhältnisse werden ungleicher
? Trotz ihrer zentralen gesellschaftlichen Bedeutung ist Arbeit in diesen Bran-
chen häufig geprägt von:
– niedriger Entlohnung
– schwerer körperlicher Arbeit
– niedrigen oder nicht anerkannten Qualifikationen
– geringen beruflichen Perspektiven und
– geringen Möglichkeiten der Interessenvertretung
? Starke Segmentierung in Bezug auf Geschlecht und Herkunft prägt die Ar-
beit in diesen Branchen. Diese Anhäufung von Nachteilen macht manche
Beschäftigtengruppen in diesen Branchen in besonders hohem Maß sozial
verwundbar
? Dennoch lassen sich auch Beispiele für eine positive Ausgestaltung von
Lohn, Arbeitsqualität und Qualifikation ausmachen. Sie finden sich v. a. in
Ländern mit inklusiven Beschäftigungssystemen und einer aktiven Sozial-
partnerschaft