fahren. Im Rahmen der Pandemie erlebten das
zu Fuß gehen und auch das Rad fahren starken
Zuspruch und garantieren die Bewegungsfrei-
heit. Das Abstandhalten zu anderen Personen
schien hier leicht möglich. Allerdings wurden
gerade hier bestehende Problemlagen nochmal
deutlicher spürbar als sonst. Abstandhalten
war oftmals aufgrund der gängigen Flächenauf-
teilung zu Ungunsten der Fußgänger- und Rad-
infrastruktur nicht möglich. Die mit Hindernissen
vollgeräumten Gehsteige (E-Ladesäulen, diverse
Boxen, Elektrokästen, Infosäulen, Verkehrs-
stangen und sogar Parkplätze) wurden spätes-
tens jetzt zum Problem. Auch wurde deutlich,
dass es bei schmalen Radwegen Nachbesse-
rungsbedarf gibt.
Gut angenommen: Pop-Up-Radwege
Auf den Platzmangel insbesondere in der Pan-
demie auf Rad- und Gehwegen wurde inter-
national wie auch in Wien mit kurzfristiger Pop-
Up-Infrastruktur reagiert. Die erfolgreichste war
auch die zumindest in Wien umstrittenste: die
Pop-Up-Radwege. Sie wurden als einzige der
kurzfristigen Maßnahmen wie etwa temporär
verordnete Begegnungszonen ohne jegliche
Begleitmaßnahmen sehr gut angenommen.
Einige Städte haben diese Chance sogar genutzt
und aus temporären Radspuren fixe Radwege
umgesetzt.
Bis heute ist die Zahl der Fahrgäste der Öffis in
Wien nicht wieder auf Vorkrisenniveau zurück,
der Radverkehr verzeichnet allerdings ein
Rekordplus von 13 Prozent an den Zählstellen in
der Stadt seit 2019.
Klimafreundliche Verkehrsmittel
Je vielfältiger oder ausgewogener das Verkehrs-
system also die Mobilitätsformen und -angebote
desto resilienter, da im Falle eines Krisenereig-
nisses ein Ausweichen von der einen auf die
andere Fortbewegungsart möglich ist. Multi-
modale Angebote und die Priorisierung von
aktiver Mobilität sowie ressourcenschonende
klimafreundliche Verkehrsmittel sind für krisen-
sichere Mobilität essentiell. Das bedeutet auch
die konsequente Neuverteilung des öffentlichen
Raums zu Gunsten aktiver und klimafreundlicher
Mobilitätsarten. Hier ergibt sich gerade eine
Riesenchance durch die neue flächendeckende
Kurzparkzone in Wien. Die Schaffung guter
Bedingungen für das zu Fuß gehen und Rad-
fahren wirkt jedenfalls enorm auf die Lebensqua-
lität der Menschen: niedrige Geschwindigkeiten,
adäquate Radinfrastruktur, breite Gehsteige, viel
Grün mit Sitzmöglichkeiten, also ein Stadtraum,
der zum Verweilen einlädt. o
Vergleich 2019/2020
Mobiltäts-
verhalten
Im Corona-Jahr 2020
wurden in Wien 37 Pro-
zent aller Wege zu Fuß
und 9 Prozent mit dem
Rad zurückgelegt. Im
Vergleich zum Vorjahr war
das ein deutliches Plus.
Bis heute sind allerdings
die Fahrgäste der Öffis
nicht wieder auf Vor-
krisenniveau zurück. Der
Anteil des motorisierter
Individualverkehrs blieb
gleich. Das zeigt, wie
zentral es ist, attraktive
Angebote für umwelt-
freundliche Mobilität zu
schaffen – nicht nur der
Gesundheit zuliebe.
Quelle: Wiener Linien
Die Schaffung guter Bedin-
gungen für das zu Fuß gehen
und Radfahren wirkt sich
positiv auf die Lebensqualität
aus.
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Fortbewegungsarten, die nicht
auf Rohstoff- oder Energiezufuhr
angewiesen sind, gelten als
besonders krisenfest.
Die Abhängigkeit des motori-
sierten Individualverkehs vom
Öl war schon in den 1960ern
sehr hoch.
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