Das zunehmende Auseinanderklaffen von Norm- und Realverbrauch bei PKW-Neuwagen erregt.
Fragwürdige Spielräume für PKW-Hersteller oder eine realitätsferne Feststellung des Normver-
brauchs sind nur Schlaglichter einer Diskussion, die seit rund drei Jahren über den „richtigen Ver-
brauchswert“ geführt wird. Allein: Für die KonsumentInnen hat sich bis jetzt (noch) wenig geändert.
Zwar wird im September 2017 ein neuer Prüfzyklus zur Anwendung kommen, doch schon jetzt wer-
den wieder „Lücken“ vorhergesagt.
Dies war Anlass für uns erneut zu überprüfen, wie viel Treibstoff KonsumentInnen auf Straßen tat-
sächlich aufgrund Ihrer eigenen Aufzeichnungen mit dem PKW benötigen und ob HerstellerInnen
auf diese Kluft zwischenzeitlich reagiert haben. Denn aus unserer Sicht ist und bleibt der Treibstoff-
verbrauch eines der wesentlichen Kriterien für die Kaufentscheidung. Viele unserer Mitglieder sind
auf ihren Arbeits- und Freizeitwegen schließlich auf die Benützung eines PKW angewiesen und
brauchen verlässliche Angaben. Durch falsche Informationen erwachsen unseren Mitgliedern be-
trächtliche Mehrausgaben, zieht man die gesamte Behaltedauer eines PKW in Betracht.
Die Arbeiterkammer Wien hat deshalb 2015 das österreichische Umweltbundesamt erstmals mit
einer Studie beauftragt, die den tatsächlichen Verbrauch von Neuwägen in Österreich erhoben hat.
Alarmierende Kernaussage dieser Studie war, dass PKW in der realen Nutzung beim Treibstoffver-
brauch durchschnittlich 27 % über den Herstellerangaben lagen. Als Ergänzung zu unserer ersten
Studie aus dem Jahr 2015 haben wir in dieser Studie nicht nur die 30 zulassungsstärksten PKW-
Modelle mit Verbrennungsmotoren – also Diesel oder Benzin – sondern auch hybridelektrische PKW
für den Zeitraum von 2014 bis 2016 untersucht. Gewählt wurde dieses kleine, aber ständig wach-
sende PKW-Segment, weil große Erwartungen bei KäuferInnen hinsichtlich Verbrauch und Umwelt-
freundlichkeit geweckt werden und gemeinhin auch als Schlüssel für eine nachhaltige Mobilität ge-
sehen wird.
An dieser Stelle möchte ich auch unseren StudienautorInnen meinen Dank aussprechen, die ein
weiteres Mal wertvolle Grundlagenarbeit für die Interessen der KonsumentInnen in Österreich ge-
leistet haben. Die Ergebnisse dieser Studie haben uns bestärkt, das Thema aktiv weiterzuverfolgen
und keinesfalls nur Lösungen vom nationalen oder EU-Gesetzgeber abzuwarten. All jenen, die wei-
terhin behaupten, der Unterschied zwischen Norm- und Realverbrauch sei nur eine Frage des indi-
viduellen Fahrstils, sei hiermit gesagt: wir bleiben dran.
Rudi Kaske
AK-Präsident