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DIGITALISIERUNG UND BESTEUERUNG
Martin Saringer
Oktober 2017
Die wichtigsten Punkte
?? Die Digitalisierung hat zu geänderten steuerlichen
Rahmenbedingungen geführt. Die Grundprinzipi-
en der internationalen Unternehmensbesteuerung
sind fast 100 Jahre alt und nicht mehr zeitgemäß.
Gewinnverlagerungen in Niedrigsteuerländer und
Steueroasen sind aufgrund der zunehmenden
Bedeutung von immateriellen Vermögensgegen-
ständen (z. B. Marken, Daten, uäm) problemlos
möglich. Das führt dazu, dass die effektiven Steu-
ersätze in der digitalen Wirtschaft nur halb so
hoch sind wie in der traditionellen Wirtschaft
?? Rahmenbedingungen müssen geschaffen wer-
den, die sicherstellen, dass auch die Unterneh-
men der digitalen Wirtschaft und die Akteure der
„Sharing Economy“ fair und angemessen besteu-
ert werden, um Wettbewerbsverzerrungen zu be-
seitigen und den Beitrag zum Wohlfahrtstaat si-
chern.
?? Ein Paradigmenwechsel bei der Ertragsbesteue-
rung ist unumgänglich, um sicherzustellen, dass
Gewinne dort besteuert werden, wo sie anfallen
und die Wertschöpfung erwirtschaftet wird („Uni-
tary Taxation“, Digitale Betriebsstätte)
?? Bei der Mehrwertsteuer gilt schon jetzt das Be-
stimmungslandprinzip, d. h. es gelten die Bestim-
mungen des Landes indem sich die KundInnen
befinden. Geeignete Kontroll- und Sanktionsmög-
lichkeiten die sicherstellen, dass die Regelungen
eingehalten werden sind zu implementieren
?? Im Bereich der „Sharing Economy“ sind Regelun-
gen die zu mehr Transparenz führen unumgäng-
lich um einen fairen Wettbewerb sicherzustellen.
Die Ausgangslage
Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren zu er-
heblichen Veränderungen in der Wirtschaft geführt.
Im Jahr 2006 befand sich lediglich ein Unternehmen
aus der digitalen Wirtschaft unter den Top 20 der
Unternehmen weltweit. Im Jahr 2017 stammen 9 der
Top 20 aus der digitalen Wirtschaft und die ersten
vier Plätze nehmen geschlossen Unternehmen aus
der digitalen Wirtschaft ein (Apple, Alphabet-Goog-
le, Microsoft, Amazon). Die Grundprinzipien des in-
ternationalen Steuerrechts sind allerdings fast 100
Jahre alt. OECD und EU sind gefordert eine faire
Besteuerung der digitalen Wirtschaft sicherzustellen.
Die Digitalisierung hat auch einen neuen Boom in der
sogenannten „Sharing Economy“, der Ökonomie des
Teilens ausgelöst, die ebenfalls neue Anforderungen
an die Besteuerungsregeln stellt, weil es regelmäßig
zu Überschneidungen zwischen privaten und wirt-
schaftlichen Aktivitäten kommt.
Herausforderungen der Digitalisierung für die
Besteuerung
Die Digitalisierung hat zu erheblichen Umbrüchen in
der Unternehmenslandschaft geführt. Bei vielen der
neuen Unternehmen der digitalen Wirtschaft fehlen
die klassischen Produktionsstätten und anstelle die-
ser sind die immateriellen Vermögensgegenstände
für die Wertschöpfung verantwortlich. Diese können
problemlos an nahezu jeden beliebigen Ort verlagert
werden. In vielen Fällen ist darüber hinaus auch kei-
ne physische Präsenz bei den KundInnen notwendig
um die Produkte zu vertreiben. Internet und Digita-
lisierung führen hier zu einer weitreichenden Glo-
balisierung und Unternehmen können ihre Gewinne
problemlos in Niedrigsteuerländer und Steueroasen
verlagern. Im Gegensatz dazu ist die Unternehmens-
besteuerung immer noch Angelegenheit der einzel-
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