Full text: Haushaltsgroßgeräte - Ausstattung, Nutzung, Eigenschaften und Unterstützung konsumpolitischer Maßnahmen österreichischer Haushalte hinsichtlich Langlebigkeit und Reparierbarkeit (7)

6 Kühlschrank. Ersetzt statt repariert werden Geräte hauptsächlich aufgrund mangelnder Reparier- barkeit, hohen Alters der Geräte und/oder der hohen Reparaturkosten. In diesem Bericht wurden auch die Erwartungen (z.B. Lebensdauer, Qualität, Preis, Marke, Funk- tionen, Design) der Konsument*innen an Haushaltsgeräte untersucht; auf Basis dieser Prioritäten wurden Konsument*innen mit ähnlichen Erwartungen zu Gruppen zusammengefasst und Typen konstruiert (siehe Kapitel 3.3). Die so gefundenen Typen unterscheiden sich sowohl in ihrer sozialen Zusammensetzung, als auch in ihren Handlungsweisen. Ein eher technikorientierter Typ steht einem nachhaltigkeitsorientierten Typen gegenüber und spiegelt damit auch ideologisch divergierende ge- sellschaftliche Entwicklungen wieder. Daneben wurden drei weitere Typen, ein anspruchsvoller Typ, ein sparsamer sowie ein indifferenter Typ herausgearbeitet. Der Vergleich der auf Basis ihrer Erwar- tungen an Haushaltsgeräte konstruierten Typen zeigt die Tendenz, dass der technikorientierte und der indifferente Typ weniger nachhaltig handeln als die Vergleichstypen. Die interessantesten Un- terschiede in den Handlungsmustern betreffen dabei die Nutzungsdauer, Reparaturbereitschaft und Ausgaben bei Haushaltsgeräten. Die nachhaltigkeitsorientierten sowie die sparsamen Typen tendie- ren zu längeren, die technikaffinen und indifferenten zu bedeutend kürzeren Nutzungsdauern. Be- zogen auf Reparaturbereitschaft begrüßen die Typen Nachhaltigkeitsorientiert sowie Anspruchsvoll überdurchschnittlich oft eine Reparatur, während der Technikorientierte und der Indifferente diese zumeist ablehnend sehen. Der Sparsame zeigt je nach Produkt unterschiedliche Haltungen bzgl. einer Reparatur. Hinsichtlich Anschaffungskosten steht vor allem der Sparsame mit sehr niedrigen Ausgaben dem Anspruchsvollen mit einer mehrheitlich sehr teuren Geräteausstattung gegenüber. Konsumpolitische Maßnahmen hinsichtlich Haltbarkeit und Reparierbarkeit von Produkten finden bei den Befragten große Zustimmung (siehe Kapitel 3.4) – am meisten begrüßt werden die Einfüh- rung eines Gütesiegels, das über die zu erwartende Lebensdauer eines Geräts informiert, die Ein- führung einer verpflichtenden 5jährigen Garantie und die gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Softwareupdates über 10 Jahre zu garantieren. Die Konsu- ment*innen unterscheiden sich aber auch hier hinsichtlich ihres Zustimmungsprofils. Der Politiktyp Zustimmung ist am häufigsten vertreten und weist die meisten positiven Antworten hinsichtlich aller Maßnahmen auf, dabei handelt es sich mehrheitlich um Frauen und Personen mit einem etwas hö- heren Durchschnittsalter (50 Jahre). Am anderen Ende befindet sich der Typ Ablehnung, der den meisten Maßnahmen sehr skeptisch gegenübersteht, er ist jedoch mit 12 % auch am seltensten vertreten. Dieser Typ ist zumeist männlich und weist ein niedrigeres Durchschnittsalter (41 Jahre) auf. Davon wurden noch drei weitere Typen (Lebensdauer, Reparierbarkeit, Freiwilligkeit) unter- schieden, die sehr unterschiedlichen Maßnahmen zustimmen. Aus interessenspolitischer Perspektive lassen sich für die Arbeiterkammer diverse politische For- derungen ableiten, die auf europäischer, nationaler wie regionaler Ebene gesetzt werden sollten, um Langlebigkeit und Reparierbarkeit zu erhöhen (Kapitel 4). Im Vordergrund stehen dabei die wei- tere Ausweitung der Gewährleistungspflicht, verpflichtende Herstellergarantien, umfassende Maß- nahmen, um Reparaturen zu ermöglichen (z.B. durch Standardisierung der Produkte, Verfügbarkeit von Ersatzteilen, Stärkung unabhängiger Reparaturdienstleister). Wesentliches Instrument stellt da- bei die Ökodesign-Richtlinie dar, deren jetzige Möglichkeiten einerseits noch stärker ausgereizt wer- den müssen; andererseits sollte diese auch umfassend erneuert werden (z.B. Ausweitung der Pro- duktgruppen, Stärkung der Marktüberwachung). Auch auf gesellschaftlicher Ebene – Stichwort Ver- braucher*innenbildung – sowie im Hinblick auf Konsumenteninformation müssten entsprechende Schritte gesetzt werden, um eine umfassende Transformation hinsichtlich Kreislaufwirtschaft im Rahmen einer nachhaltigen Produktpolitik zu erreichen.
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