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Wo bleibt das Arbeitszeitgesetz?
Seit Jahren wird auf parlamentari¬
schem Boden um das Arbeits-
zeitgesetz gekämpft. Einigungen
konnten bisher noch immer nicht er¬
zielt werden. Die Vertreter der Ar¬
beitgeber und der Arbeitnehmer sind
sich nur in einem Punkt einig, daß
es nämlich Zeit wäre, die reichs-
deutsche Arbeitszeitordnung endlich
zu beseitigen.
Der Kampf um das Arbeitszeit-
gesefz ist nun in eine neue Phase
eingetreten: Der vom Nationalrat
in der abgelauienen Gesetzgebungs-
periitde nicht mehr behandelte letzte
Entwurf wurde dem neuen National¬
rat vom Ministerrat unverändert
vorgelegt. Der Nationalrat muß
sich also mit dieser Regierungs¬
vorlage beschäftigen.
Die Unternehmervertreter sind der
Auffassung, daß an Stelle der aufzu¬
hebenden Arbeitszeitordnung über¬
haupt kein neues Gesetz treten
müsse. Die Arbeitszeit soll vielmehr,
wie es etwa in Amerika der Fail ist,
durch die jeweiligen Kollektivver¬
träge geregelt werden. Das ameri¬
kanische Vertragssystem ist jedoch
den wirtschaftlichen, gesellschaft¬
lichen und sozialen Verhältnissen
Amerikas angepaßt und läßt sich nicht
auf Österreich übertragen.
Die Regelung der Arbeitsverhält¬
nisse und der daraus entspringenden
Rechte muß vielmehr in Österreich
auf andere Art erfolgen. Schon vor
dem ersten Weltkrieg hat die gewiß
nicht arbeiterfreundliche kaiserliche
Regierung mit gesetzlichen Ma߬
nahmen eingegriffen, um die ärgsten
Mißstände zü beseitigen und die Aus¬
beutung in den Fabriken und Werk¬
stätten zu mildern.
Nach dem Zusammenbruch der
Monarchie hat die Arbeiterschaft
auf die Sozialgesetzgebung ent¬
scheidenden Einfluß genommen.
Auch das Achtstundentagsgesetz
gehört zu den sozialpolitischen Er¬
rungenschaften.
Um ein einmal errungenes Sozial¬
gesetz zu beseitigen, müßte näm¬
lich erst die wirtschaftliche
und die politische Kraft der Ar¬
beiterschaft gebrochen werden —- und
das wird nie wieder geschehen! Kol¬
lektivverträge hingegen bieten nicht
die gleiche Sicherheit, weil sie leich-
?«r geändert werden können. Daher
darf es nicht bei einer kollektivver-
traglichen Regelung der Arbeitszeit
bleiben.
Das Arbeitszeitgesetz ist
kein „Luxus"!
Die Vertreter der Unternehmer
stehen ferner auf dem Standpunkt,
die Großzügigkeit bei der Regelung
der Arbeitszeit müsse dort eine
Grenze finden, wo die lebenswichti¬
gen Funktionen der Wirtschaft und
des öffentlichen Lebens auf dem
Spiel stehen. In der Sozialpolitik sei
eine gewisse Reihung einzuhalten:
Zuerst komme die Konsolidierung
Eine interessante Ausstellung
In der Zeit vom 2. bis 8. Juni 1953
können in der Zedlitzhalle in Wien, I.,
Zedlitzgasse 6, die Entwürfe und
Modelle für den Festzug anlä߬
lich des 3. Gesamtösterreichischen Ge¬
werkschaftstreffen« besichtigt werden. . Die
Ausstellung ist an diesen Tagen von 9
bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.
der Wirtschaft, dann erst könne an
sozialen .Fortschritt gedacht werden;
sonst sei dieser soziale Fortschritt
ein Luxus, den sich Österreich nicht
leisten könne, ohne in einen Zustand
der sozialen Inflation zu schlittern.
Wir anerkennen natürlich die
Forderung nach einer wirtschaft¬
lichen Konsolidierung und haben
ja auch stets zu ihrer Verwirk¬
lichung mit ganzer Kraft beige¬
tragen. Wir bestreiten jedoch ganz
entschieden, daß die gesetzliche
Regelung der Arbeitszeit — be¬
kanntlich eine der ältesten und
wichiigsten Forderungen der organi¬
sierten Arbeiterschait — einen un¬
tragbaren „Luxus" darstellt.
Die Gewerkschaften haben bei
allen Forderungen immer auf das
Wohl des Staates und der Gesamt¬
wirtschaft Rücksicht genommen! Es
wurde noch keine Forderung ge¬
stellt, deren Erfüllung für unsere
Wirtschaft verderbliche Folgen ge¬
habt hätte. Die Regelung der Arbeits¬
zeit ist in der von den Gewerk¬
schaften geforderten Form für die
österreichische Wirtschaft tragbar.
Wir sind uns dessen bewußt, daß
jeder soziale Fortschritt verdient
werden muß. Wir sind aber auch der
Meinung, den Fortschritt, den die
neue Ärbeitszeitregelung darstellen
wird, durch unsere Leistungen beim
Wiederaufbau unserer Wirtschaft
und bei der Steigerung der Pro¬
duktivität längst verdient zu haben!
Dr. S. K.
Der Weg zum guten Buch —
und zu einem Motorroller!
Durdi einen Wettbewerb der Budigemeinschaft ,.Büdiergilde Gutenberg“ — Jeder
Teilnehmer erhält für Buchbestellungen einen Gutschein in der Höhe von S 3.—
Eine Wohnung erscheint arm, auf eine Postkarte aufgeklebt oder
wenn nicht wenigstens ein kleines in einem Briefumschlag einzusenden.
Bücherbrett die Bewohner als Men- Betriebe können die ausgefüllten
sehen ausweist, welche geistige Kupons sammeln und geschlossen
Bedürfnislosigkeit nicht ertragen einsenden. Bitte recht deutlich
können. Daran sollen alle jene er- schreiben!
innert werden, die noch nicht den Die Gewinne werden, bei Aus-
Weg zur Büchergilde Gutenberg ge- Schluß des Rechtsweges, unter den
iunden haben. Die Büchergilde richtigen Einsendungen verlost. Auch
Gutenberg ist stets bestrebt, wert- jene Einsendungen, in denen keine
vollsten Inhalt mit ansprechender Bestellung enthalten ist, nehmen an
äußerer Gestalt und niederem Preis der Verlosung teil,
zu verbinden und hält eine reiche Zur Buchauswahl empfiehlt die „So-
Sammlung guter Bücher bereit: Un- lidarität" folgende Veröffentlichun¬
vergängliche Werke aus der Welt- gen der Büchergilde Gutenberg:
literatur, Romane und Erzählungen Edraund Daniek, Die stählerne
österreichischer und fremder Autoren Straße . 15,—
aus aller Welt, Reiseerlebnisse, Jakob Julius David, Der Übergang 15,—
populäres Wissen, Biographien, Per Olof Ekström, Sie tanzte nur
Jugendbücher. Mehr als 120 Bücher einen Sommer, broschiert ? • • 14,—
stehen zur freien Auswahl. Theodor Fontane Effi Briest • • • 21,
Die „Solidarität" will nun allen AaT®heu °llber8' Mlt Llsbet nach . . 27_
Arbeitern und Angestellten den Weg Dr. Hugo Glaser, Wiens große
weisen, der zur größten Buchgemein- Ärzte 1*.—
Schaft, zur Büchergilde Gutenberg, Dr. Hugo Glaser, Pioniere der Heil¬
führt. Wer mit dem beigefügten künde. 18,—
Kupon ein Gildenbuch bestellt, er- Dr. Hugo Glaser, Gesetz und Ge¬
halt von der „Solidarität" einen Gut- heimnis des Lebens. 30,
schein im Werte von 3 Schilling. Graham Greene, Das Herz aller ^
Gleichzeitig veranstaltet die „ ?in8u ir j • j •• i '
„Solidarität wieder ein Preisaus- die Wies|n . i8r_
schreiben: Wer auf dem Kupon die Oskar Holesch, Die Estanzia zu
Preisfrage richtig beantwortet, hat den drej Feigenbäumen • ? • • 27,—
Aussicht auf einen wertvollen Ge- Valentin Katajew, Ein weißes Segel
winn. einsam gleitet . 21,—
„ ... Jack London, Abenteurer des
Die Preisfrage lautet: Schienenstranges 15,—
Wie heißt die älteste Buch- Jack London, Der Seewolf • • • • 18,—
gemeinschaft, die von Arbeitern BuCh ohne.Titel: . 14,_
lind Angestellten gegründet Marianne Lukas, Aus der Tiefe • ? 30,—
wurde und von ihnen verwaltet Erich Pogats, Licht in der Nacht • 24,—
wirilz Ernst Preczang, Severin der
_ ' . u j Wanderer . 21,—
Der Kupon ist entsprechend auszu- GustjiV Renker Vogel ohne Nest ? 15,—
füllen und bis spätestens 31. Juli jonny Ringer, Tropenfracht ? • • • 24,—
1953 an die Redaktion der „Solidari- Günther Schwab, Das Glück am
lät“, Wien I, Hohenstaufengasse 10, Rande . 33,—
Festwochenaktion
der Arbeiterkammer Wien
Um werktätigen Menschen den Besuch
wertvoller kultureller Veranstaltungen im
Rahmen der Wiener Festwochen leichter
möglich zu machen, hat sich die Kammer
für Arbeiter und Angestellte in Wien
entschlossen, eine größere Anzahl von
Karlen iür eine Reihe von Konzerten und
Aufführungen zu verbilligen.
Auskünfte, Programme und Eintritts¬
karten sind für Gewerkschaftsmitglieder
im Bildungsreferat des österreichischen
Gewerkschaftsbundes, Wien, I., Hohen-
stautengasse 30, und bei den Bilduhgs-
reierenten der Fachgewerkschaiten er¬
hältlich.
Gutschein über
Name:
Adresse:
Die Antwort auf die Preisfrage lautet:
(ßitle deu’lich schreiben)
Ich bestelle (unter Anrechnung des Gutscheines über S 3.—):
Die Einschreibegebühr von S 1.— wird gleichzei.ig verredire!
James Stokley, Wissenschaft er¬
neuert die Welt. 27,— .
Irving Stone, Zur See und im
Sattel . 18,—
Stijn Streuvels, Knecht Jan • ? • 15,—
Valerien Torniu«, Zwischen Hell
und Dunkel . 30,—
B. Traven, Der Schatz der Sierra
Madre 21,—
William Vogt, Die Erde rächt sich 24,—
Theun de Vries, Das Glücksrad - -21,—
Rudolph Wahl, Kaiser Friedrich
Barbarossa . 30,—
Edwin Zellweker, Marianne
Willemer 18,—
Karl Ziak, Erwanderte Heimat • • 27,—
Wer die Frage richtig beant¬
wortet und den Kupon zeitgerecht
einsendet, hat Aussicht auf folgende
Gewinne:
I. Preis: Ein Motorroller, Marke
„Löhner“, in Luxusausführung, im
Wert von 9400 Schilling oder eine
Mittelmeer-Rundfahrt für zwei Per¬
sonen in ungefähr gleichem Wert.
250 Anerkennungspreise :
Je ein Buch „Olav Audunssohn“ von
Sigrid Undsei, Ganzleinenband, im
Wert von 52 Schilling.
Teilnahmeberechtigt ist jedermann.
Das Ergebnis des Preisausschreibens
wird in der Nummer 197 vom 17. Au¬
gust 1953 veröffentlicht. Die auf dem
Kupon angeführten Bücher werden
sofort ausgeliefert, wobei die Ein¬
schreibgebühr in Anrechnung ge¬
bracht wird. Wer bereits Mitglied der
Büchergilde Gutenberg ist und dies
aiuf dem Kupon vermerkt, bezahlt
natürlich keine Einschreibgebühr
mehr.
Die beste Zeit für den Urlaub
Das Büro des Verbandes für Sozial-
tourismiis lenkt die Aufmerksamkeit der
Urlauber aus Arbeiter- und Angestellten¬
kreisen auf die jahrelang beobachtete Tat¬
sache, daß alle Gastwirte in der Zeit vor
dem großen Andrang des Reisepublikums,
der bekanntlich nach dem Schulschluß ein¬
setzt, ihre Gäste aufmerksamer und besser
bedienen können. In den meisten Fällen
sind die Pensionspreise vor der Haupt-
eaison auch billiger. Die Arbeiter und
Angestellten sollten dies bei der Fest¬
setzung ihrer Urlaubszeit berücksichtigen.
Besonders günstige Arrangements ver¬
mitteln die dem Verband für Sozial-
toarrismus angeschlossenen Vereinigungen
(Reisebüro RUEFA, Urlaubsberatung des
Arbeiter- und Angestelltenbundes, öster¬
reichisches Verkehrsbüro) im Zusammen¬
hang mit 40 Prozent ermäßigten Sonder-
zügen (Sitzplatz garantiert) für die Zei-t
vom 27. Juni bis 12. Juli für Steiermark,
Kärnten und Osttirol.
Spenden
für den ÖGB-Kotastrophenfonds
VIII. Ausweis der „HoHandhilie"
Wie wir bereits in der vorigen
Nummer der „Solidarität" mitgeteilt
haben, steht Österreich, im Verhält¬
nis zü seiner Einwohnerzahl, dank
den Spenden der Arbeiter und An¬
gestellten, in der vordersten Reihe
aller Länder, welche dem hollandD
sehen Volk in schwerster Not tat¬
kräftige Hilfe gewährten. Inzwischen
sind folgende Spenden eingelangt:
Franz Rumpelmaier, Steyr . 10,—
Gewerkschaft der Bau- und Holz¬
arbeiter, Jugendsekretariat, Wien .... 536,50
Gewerkschaft der Arbeiter der chemi¬
schen Industrie, Sammelergebnis in di¬
versen chemischen Betrieben . 991,—
Arbeiterbetriebsrat der SchmidhüttCj
Krems . 1000,—
Gewerkschaft der Arbeiter der graphi¬
schen und papierverarbeitenden Ge¬
werbe, Sammelergebnisse in folgenden
Betrieben bzw. Bundesländern:
Wiener Verlag, Wien . 500,—
Walter König, Wien 140,—
Schaufelbühl, Wien 129,—
Centraldruckerei 39,—
Oberösterreich . 4590,—
Weisermühl, Oberösterreich . 506,—
Steiermark 3196,80
Tirol 2585 —
Vorarlberg .. 836,—
Vereinsdruckerei, Steyr 200,—
Die Summe der hier ausgewiesenen
Spenden beträgt
15.259,30 Schilling
Bis einschließlich 15. Mai sind da¬
mit Spenden in der Gesamthöhe von
3,741.044,67 Schilling
eingelangt.
SOLIDARITÄT Nr. 191 Seite 3