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IfOfAffffeitO ösferreicf,s Energiequellen
? GROadlC WWQdiVCinmlall müssen ausgebaut werden
Seit einigen Wochen ist sehr viel von „Österreichs Reichtum", der
ungenützten Wasserkrait, die Rede. Von allen Plakatwänden und von
den Bildflächen der Kinos leuchtet uns auf Schritt und Tritt entgegen,
daß Österreich seinen wertvollsten Schatz, die „weiße Kohle", heben
und auswerten soll. Aber haben wir nicht ohnehin schon sieben be¬
deutende, zum Teil bereits iertige Wasserkraftwerke, für die 2,1 Mil¬
liarden Schilling ERP-Investitionen aufgewendet wurden? Ist das für
das kleine Österreich nicht genug?
Wir brauchen mehr Stiom!
Während die stromreichen Län¬
der Frankreich, Schweden, Nor¬
wegen, die Schweiz und Italien
ihre Wasserkräfte zum größten
Teil bereits nutzbar gemacht
haben, konnte Österreich erst un¬
gefähr ein Fünftel der in seinen
Wassern schlummernden Kräfte
freimachen. Auch in der Elektri¬
fizierung ist Österreich gegenüber
diesen Ländern noch im Hinter¬
treffen. Ein Schweizer verbraucht
mit 1800 kWh im Jahr ungefähr
zweimal so viel Strom wie ein
Österreicher, ein Norweger oder
Kanadier viermal soviel. Die Elek¬
trizität nimmt einer österreichi¬
schen Hausfrau kaum 10 Prozent
ihrer schweren Haus- und Küchen¬
arbeit ab, einer amerikanischen
Hausfrau aber mehr als 80 Pro¬
zent. Der Elektrizitätsverbrauch
ist der Ausdruck der Lebenshal¬
tung eines Volkes, und die Ent¬
wicklung der Zivilisation und der
Wirtschaft ist heute ohne den
Ausbau elektrizitäts erzeugender
Anlagen nicht mehr denkbar.
Im Rahmen des Europäischen
Wittschaftsplanes könnte Öster¬
reich nach dem Ausbau seiner
Wasserkräfte mit jährlich an¬
nähernd 4 Milliarden kWh Export¬
überschuß einen achtmal größeren
bundnetzes in den Jahren 1945
bis 1948 erfuhren wir viel Inter¬
essantes über die Wasserkraft¬
projekte des heurigen Jahres.
Da ist das Großkraftwerk Ka-
prun der Tauernkraftwerke A. G.
in Salzburg. In 2000 Meter Höhe
werden hunderttausende Kubik¬
meter Felsmassen und Beton in
Bewegung gesetzt, gigantische
Staumauern errichtet und kilo¬
meterlange Stollen gegraben, um
die Kraft der stürzenden Wasser
nutzbar zu machen. Die Haupt¬
stufe Kaprun ist bis auf Rest¬
arbeiten fertiggestellt. Der 4. Ma¬
schinensatz mit 55 MW Leistung
jagt schon seit Frühjahr 1952 die
erzeugte Energie in den gierigen
Rachen unseres Verbundnetzes.
1953 sind vor allem noch der
Hochwasserüberfall der 120 Meter
hohen Limbergsperre und der
Ausbau der Oberstufe vorgesehen;
Dann soll heuer das Kraftwerk
Reißeck — das besonders für die
Stromversorgung des südlichen
Teiles von Österreich so wichtig
ist — ausgebaut werden. Ein
Arbeitsvermögen von jährlich
348 GWh bei Vollendung des
Kraftwerkes wird der Bevöl¬
kerung im Süden Österreichs eine
gesicherte Stromversorgung brin¬
gen.
wer wird das bezahlen?
Wer einen Schatz heben will,
braucht die notwendigen Werk¬
zeuge dazu. Und an diesem Werk-
zeug — dem Geld — fehlt es der
österreichischen Elektrizitäts Wirt¬
schaft. Sie tritt nun das erstemal
an die Bevölkerung mit dem Er¬
suchen heran, ihr bei der Finan¬
zierung der Bauvorhaben behilf¬
lich zu sein. In Form einer An¬
leihe sollen die notwendigen Mit¬
tel, die uns bisher zum größten
erlebt. Diesmal aber haben die
Elektrizitätsgesellschaften — ob¬
zwar der Schilling heute wieder
eine feste Währung ist — für die
Anleihezeichner besondere Sicher¬
heiten vorgesehen.
Sollte die Kaufkraft des Schil¬
lings sinken, so tritt die Wert¬
sicherungsklausel in Kraft. ' Die
200 gezeichneten Schilling ent¬
sprechen gegenwärtig dem Durch¬
schnittspreis von 925,9 Kilowatt¬
stunden Strom (Verbundstarif).
mmmzm
Ein Denkmal österreichischer Schaffenskraft; Die Limbergsperre der Tauern-
kraftwerke Kaprun
Wenn dieser Strompreis durch eine
Schillingentwertung nun erhöht
würde, so erhöhen sich im selben
Maße der Einlösebetrag und di^'
Zinszahlungen für die Anleihe.
Die Energieanleihe bietet außer
der Sicherheit noch viele andere
Vorteile, die durch entsprechende
Publikationen der Bevölkerung
bekannt gemacht werden.
Aber außer den 5 Prozent Zin¬
sen, der Mündelsicherheit, der
bequemen Teilzahlung, der großen
Treffefchancen und des 20prozen-
tigen staatlichen Zuschusses in
Form von Steuerermäßigungen
sollte jedem Zeichner der Energie¬
anleihe klar sein, daß der Ausbau
der Wasserkräfte Österreichs
Lebensader ist. Und unsere Elek¬
trizitätswirtschaft hat eine „Blut¬
transfusion" dringend notwendig,
wenn sie den Reichtum unseres
Landes, die veredelten Wasser¬
kräfte, für alle Zukunft sichern
will. n.
Teil durch ausländische Hilfe zu¬
strömten, 1953 von uns selbst
aufgebracht werden.
Das Flußkraftwerk Rosenau
Beitrag zur Deckung des europä¬
ischen Stromdefizits leisten als die
Schweiz. Österreich könnte ... ?!
Österreich muß mehr Strom er¬
zeugen, wenn es in seiner wirt¬
schaftlichen Entwicklung von an¬
deren Ländern nicht überrannt
werden will.
Unsere Sorgenkinder
„Drei Kraftwerke sind es, deren
Fertigstellung oder. Ausbau im
Jahre 1953 für Österreichs Elek¬
trizitätswirtschaft von besonderer
Bedeutung sind." Mit dieser Fest¬
stellung beginnt unser Gespräch
mit einem Ingenieur der Verbund¬
gesellschaft. Und nach einigen
trüben Rückblicken auf die häufi¬
gen „Zusammenbrüche" des Ver¬
seife 4 Nr. 191 SOLIDARITÄT
der Ennskraftwerke A. G.
Und da ist schließlich bei den
Ennskraftwerken die 1953 vor¬
gesehene- Fertigstellung des Flu߬
kraftwerkes Rosenau, dessen Tur¬
binen dem Wasser der Enns jähr¬
lich 139 Millionen kWh Elektrizi¬
tät abgewinnen sollen. Drei vor¬
dringliche Projekte für das Jahr
1953, die tausenden Menschen Ar¬
beit und unserem Lande neuen
Reichtum bringen werden.
Warum diese Projekte Sorgen¬
kinder sind? Die Durchführung
dieser Planungen erfordert hunderte
Millionen Schillinge. Und damit
wird eine Frage, der sich kein
Österreicher auf die Dauer ver¬
schließen kann, brennend aktuell.
Viele Arbeiter und Angestellte
werden sich nun fragen, ob denn
gerade ihre paar Schillinge für so
eine Riesenanleihe ausschlag¬
gebend seien. Ja! Wenn jeder Ar¬
beiter und Angestellte die kleinste
aufgelegte Anleihesumme, das
sind 200 Schilling, auf acht
Monatsraten ä 20 Schilling (die
restlichen 40 Schilling bezahlt
der Staat darauf) zeichnen würde,
so ergäbe das ungefähr 360 Mil¬
lionen Schilling, das sind die
Baukosten für ein großes Flu߬
kraftwerk!
„Aber, fallen die kleinen Leute
nicht immer mit ihren Spargeldern
um? Man muß zugeben, daß
diese Frage, die uns ein Kärntner
Bergarbeiter stellt, nicht un¬
berechtigt ist. Die Sparer haben
nach und zwischen den beiden
Weltkriegen viel Unerfreuliches