INHALT Prof. Winfried Bruckner
Zu unserem Titelbild:
Ausschnitt aus
„Der Sommer“
von Guiseppe
Arcimboldo
(1527-1593).
Mit freundlicher
Genehmigung
„Kunsthistori-
sches Museum,
Wien“.
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PERSPEKTIVEN
GOLFKRISE: Schwarzes Gold
Steht die Welt vor einem neuen
Erdölschock? Oder hat sie aus
der Vergangenheit gelernt? Im¬
mer dann, wenn es um das
schwarze Gold geht, kommt die
Weltkonjunktur ins Wanken.
GESELLSCHAFT: Zum
„Kuckuck“ mit dem Kredit!
Viele von uns leben auf Pump.
Kredite beleben die Wirtschaft.
Aber sie können auch zur Be¬
drohung werden. Dann fliegt
der Kuckuck ins Haus.
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GEWERKSCHAFT:
100 Jahre Metaller
Hundert Jahre und kein bißchen
leise: Die Geschichte der Metal¬
ler ist typisch für die Entwick¬
lung der Gewerkschaften.
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LESERBRIEFE
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CHINA: Der Reisnapf wird leer
Arbeitslosigkeit war in China ein
unbekannter Begriff. Aber nun
häufen sich die Probleme mit
der Beschäftigung.
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PANORAMA
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UMWELT: Gift auf den Feldern
Was da so fotogen wogt, ist kost¬
bare Nahrung. Doch hinter dem
leuchtenden Gelb steckt sehr viel
Chemie. Das soll sich ändern.
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KONSUMENTEN:
Teures Vaterland
Noch immer ist Österreich ein
Land der hohen Preise. Das
kann sich nur durch mehr Wett¬
bewerb ändern. Die Annähe¬
rung an die EG wird jedenfalls
die Preise drücken.
Ernte gut, alles gut?
Die Ernte, die von den Gewerkschaften in Form von Lohn- und
Gehaltsabschiüssen in die Scheune gefahren wurde, ist beacht¬
lich ausgefallen. Ernte gut, alles gut? Nicht ganz. Zu viele konn¬
ten nicht ernten, weil sie das schlechteste aller Lose besitzen:
Arbeitslose
MM W'e hatte man die Ge-
MnWwerkschaften doch
angefleht, bekniet,
beschworen, bei ihren For¬
derungen Maß zu halten
und nicht zu gefräßig zu
sein. Fleißarbeit: Die Ge¬
werkschaften wissen sehr
genau, wieviel in ihrer Bran¬
che zu erzielen ist, ohne
daß diese ins Taumeln
kommt. Fast überall läuft
die Konjunktur wie ein
Glöcklein, das beweisen
immer neue Erfolgsmel¬
dungen. Etwa jene, die be¬
sagt, daß unsere Exporte
nach Europa erneut stark
gestiegen sind. Und zwar
durchwegs in Zukunfts¬
branchen, das heißt in
hochwertigen Gütern, bei
Maschinen, bei Fahrzeu¬
gen. Kein Wunder, daß jene,
die diese Produkte erzeu¬
gen, ihren gerechten Anteil
verlangten. Und bekamen.
Daher kann man gene¬
rell sagen: die Abschlüsse
waren gut. Und die Gewerk¬
schaften haben erneut ihre
Stärke, aber auch ihr
Augenmaß bewiesen.
Einziger Wermutstrop¬
fen: Alle jene, die draußen
vor der Türe stehen. Weil
Kein Preisschnaosen
Regierungsverhandlungen sind kein
Preisschnapsen. Denn dort geht es
nicht um ein Schwein, ^sondern um
Österreich. Und darum, wie wir den
Weg nach Europa weitergehen, welche
wirtschaftlichen Maßnahmen wir set¬
zen, wie wir unsere Pensionen absi¬
chern. Das kann nicht im Husch-
Pfusch-Verfahren erledigt werden
mm aran wird man sich erinnern müssen: Dieselben
M MZeitungen, die von den Politikern ständig mehr
mßieistung, mehr Erfolg, mehr Mut, mehr große Per¬
spektiven verlangen, begannen schon kurz nach den
Nationalratswahlen darüber zu meckern, das dauere
doch alles viel zu lange.
Dieselben Zeitungen, die ständig beklagen, in der
Politik gehe es doch ohnehin immer nur um Köpfe und
Personen und nicht um Sachthemen, beschäftigten
sich mit Genuß damit, Kandidaten für Ministerämter ins
Spiel zu bringen. Dementierte einer der Betroffenen,
schrieb man sofort, er habe eine Niederlage erlitten.
Und dieselben Zeitungen, die immer wieder beto¬
nen, es dürfe nicht um Parteitaktik gehen, sondern um
Österreich, überschlugen sich mit taktischen Kombina¬
tionen.
Daher noch einmal die Position des ÖGB gegen¬
über jeder Regierung: Ein umfangreiches Forderungs¬
paket wurde überreicht. Nun soll es umgesetzt werden.
Darauf werden starke Gewerkschaften mit Vehemenz
drängen.
man billigere Arbeitskräfte
haben will. Oder jüngere.
Daher können wir der Wirt¬
schaft diesen Vorwurf nicht
ersparen: Sie bevorzugt
den Wegwerfmenschen.
Flier muß rasch ge¬
handelt werden. In Form
von Beschäftigungspro¬
grammen. Mit sehr viel
Phantasie und Initiative.
Hunde setzt man nicht
vor die Türe.
Menschen schon.
Sparefmh
Langsam wird die
Sparwut der Öster¬
reicher unheimlich:
Im Vorjahr lagen be- >
reits 1097,9 Milliar¬
den in den Banken
ieser Trend hält bereits
? »seit zwanzig Jahren an.
Ä^Und seit 1970 hat sich
die gesparte Summe ver¬
achtfacht. Damit sind wir im
Spitzenfeld. In Japan etwa
werden 15,3 Prozent vom
Einkommen auf die hohe
Kante befördert, Italien,
Belgien und Österreich fol¬
gen mit 14,1 Prozent.
Natürlich wird jetzt
mancher Leser wütend
knurren, seine Sparschillin¬
ge habe offensichtlich ein
anderer. Aber Tatsache ist
doch generell, daß die Ein¬
kommenspolitik der Ge¬
werkschaften erfolgreich
war. Und sich in Zukunft
ganz besonders auf jene
konzentrieren wird, die i
noch hinten liegen und ^
Traumbücher statt Sparbü¬
cher besitzen.
Die Forderung nach
dem 10.000-Schilling-Min- *
destlohn war ein sehr deut¬
liches Signal. Sie bleibt auf
der Tagesordnung. >
2 Solidarität