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Full text: Solidarität - Jänner 1991, Heft 720 (720)

INHALT Prof. Winfried Bruckner Zu unserem Titelbild: Ausschnitt aus „Der Sommer“ von Guiseppe Arcimboldo (1527-1593). Mit freundlicher Genehmigung „Kunsthistori- sches Museum, Wien“. 2 PERSPEKTIVEN GOLFKRISE: Schwarzes Gold Steht die Welt vor einem neuen Erdölschock? Oder hat sie aus der Vergangenheit gelernt? Im¬ mer dann, wenn es um das schwarze Gold geht, kommt die Weltkonjunktur ins Wanken. GESELLSCHAFT: Zum „Kuckuck“ mit dem Kredit! Viele von uns leben auf Pump. Kredite beleben die Wirtschaft. Aber sie können auch zur Be¬ drohung werden. Dann fliegt der Kuckuck ins Haus. 10 GEWERKSCHAFT: 100 Jahre Metaller Hundert Jahre und kein bißchen leise: Die Geschichte der Metal¬ ler ist typisch für die Entwick¬ lung der Gewerkschaften. 13 LESERBRIEFE 14 CHINA: Der Reisnapf wird leer Arbeitslosigkeit war in China ein unbekannter Begriff. Aber nun häufen sich die Probleme mit der Beschäftigung. 17 PANORAMA 18 UMWELT: Gift auf den Feldern Was da so fotogen wogt, ist kost¬ bare Nahrung. Doch hinter dem leuchtenden Gelb steckt sehr viel Chemie. Das soll sich ändern. 21 KONSUMENTEN: Teures Vaterland Noch immer ist Österreich ein Land der hohen Preise. Das kann sich nur durch mehr Wett¬ bewerb ändern. Die Annähe¬ rung an die EG wird jedenfalls die Preise drücken. Ernte gut, alles gut? Die Ernte, die von den Gewerkschaften in Form von Lohn- und Gehaltsabschiüssen in die Scheune gefahren wurde, ist beacht¬ lich ausgefallen. Ernte gut, alles gut? Nicht ganz. Zu viele konn¬ ten nicht ernten, weil sie das schlechteste aller Lose besitzen: Arbeitslose MM W'e hatte man die Ge- MnWwerkschaften doch angefleht, bekniet, beschworen, bei ihren For¬ derungen Maß zu halten und nicht zu gefräßig zu sein. Fleißarbeit: Die Ge¬ werkschaften wissen sehr genau, wieviel in ihrer Bran¬ che zu erzielen ist, ohne daß diese ins Taumeln kommt. Fast überall läuft die Konjunktur wie ein Glöcklein, das beweisen immer neue Erfolgsmel¬ dungen. Etwa jene, die be¬ sagt, daß unsere Exporte nach Europa erneut stark gestiegen sind. Und zwar durchwegs in Zukunfts¬ branchen, das heißt in hochwertigen Gütern, bei Maschinen, bei Fahrzeu¬ gen. Kein Wunder, daß jene, die diese Produkte erzeu¬ gen, ihren gerechten Anteil verlangten. Und bekamen. Daher kann man gene¬ rell sagen: die Abschlüsse waren gut. Und die Gewerk¬ schaften haben erneut ihre Stärke, aber auch ihr Augenmaß bewiesen. Einziger Wermutstrop¬ fen: Alle jene, die draußen vor der Türe stehen. Weil Kein Preisschnaosen Regierungsverhandlungen sind kein Preisschnapsen. Denn dort geht es nicht um ein Schwein, ^sondern um Österreich. Und darum, wie wir den Weg nach Europa weitergehen, welche wirtschaftlichen Maßnahmen wir set¬ zen, wie wir unsere Pensionen absi¬ chern. Das kann nicht im Husch- Pfusch-Verfahren erledigt werden mm aran wird man sich erinnern müssen: Dieselben M MZeitungen, die von den Politikern ständig mehr mßieistung, mehr Erfolg, mehr Mut, mehr große Per¬ spektiven verlangen, begannen schon kurz nach den Nationalratswahlen darüber zu meckern, das dauere doch alles viel zu lange. Dieselben Zeitungen, die ständig beklagen, in der Politik gehe es doch ohnehin immer nur um Köpfe und Personen und nicht um Sachthemen, beschäftigten sich mit Genuß damit, Kandidaten für Ministerämter ins Spiel zu bringen. Dementierte einer der Betroffenen, schrieb man sofort, er habe eine Niederlage erlitten. Und dieselben Zeitungen, die immer wieder beto¬ nen, es dürfe nicht um Parteitaktik gehen, sondern um Österreich, überschlugen sich mit taktischen Kombina¬ tionen. Daher noch einmal die Position des ÖGB gegen¬ über jeder Regierung: Ein umfangreiches Forderungs¬ paket wurde überreicht. Nun soll es umgesetzt werden. Darauf werden starke Gewerkschaften mit Vehemenz drängen. man billigere Arbeitskräfte haben will. Oder jüngere. Daher können wir der Wirt¬ schaft diesen Vorwurf nicht ersparen: Sie bevorzugt den Wegwerfmenschen. Flier muß rasch ge¬ handelt werden. In Form von Beschäftigungspro¬ grammen. Mit sehr viel Phantasie und Initiative. Hunde setzt man nicht vor die Türe. Menschen schon. Sparefmh Langsam wird die Sparwut der Öster¬ reicher unheimlich: Im Vorjahr lagen be- > reits 1097,9 Milliar¬ den in den Banken ieser Trend hält bereits ? »seit zwanzig Jahren an. Ä^Und seit 1970 hat sich die gesparte Summe ver¬ achtfacht. Damit sind wir im Spitzenfeld. In Japan etwa werden 15,3 Prozent vom Einkommen auf die hohe Kante befördert, Italien, Belgien und Österreich fol¬ gen mit 14,1 Prozent. Natürlich wird jetzt mancher Leser wütend knurren, seine Sparschillin¬ ge habe offensichtlich ein anderer. Aber Tatsache ist doch generell, daß die Ein¬ kommenspolitik der Ge¬ werkschaften erfolgreich war. Und sich in Zukunft ganz besonders auf jene konzentrieren wird, die i noch hinten liegen und ^ Traumbücher statt Sparbü¬ cher besitzen. Die Forderung nach dem 10.000-Schilling-Min- * destlohn war ein sehr deut¬ liches Signal. Sie bleibt auf der Tagesordnung. > 2 Solidarität
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