KONSUMENTEN
Schaufenster in München: Die Preise - etwa im Elektrohandel - liegen
deutlich unter den österreichischen. Und heimische Unternehmer werben
mit deutschen Preisen. Ein Beweis dafür, daß hier vieles nicht stimmt
bereitet. Aber wer sich
heute diesen Schwierig¬
keiten nicht stellt, wird in
wenigen Jahren von dem
viel rauheren Wind des eu¬
ropäischen Wettbewerbs
hinweggefegt werden. Die
Antwort auf die Frage,
wie wir schon 1991 und
1992 niedrigere Preise er¬
reichen, entscheidet dar¬
über, wie sich unsere Wirt¬
schaft in den späteren Jah¬
ren in der Konkurrenz des
Europamarktes behaup¬
ten kann. Gelingt es uns,
durch besseren Wettbe¬
werb um zehn Prozent
niedrigere Preise zu errei¬
chen, so leben wir schon
jetzt um zehn Prozent bes¬
ser und profitieren auch in
Zukunft von einer gesün¬
der gewordenen Wirt¬
schaft.
Sinnlose Gesetze
Inflationsbekämpfung
ist Teil der Wirtschaftspoli¬
tik. Österreichs Wirt¬
schaftspolitik ist erfolg¬
reich. Die Teuerung ist in
Österreich geringer als
im europäischen Durch¬
schnitt. Der Preisabstand
zwischen Österreich und
Europa wird damit von
Jahr zu Jahr geringer.
Wir brauchen aber nicht
nur Inflationsbekämpfung,
wir brauchen echte Preis¬
senkungen. Der Weg, wie
dies erreicht werden kann,
ist längst bekannt.
Da sind zunächst sinnlos
gewordene Gesetze, die
den Wettbewerb behin¬
dern und die ersatzlos auf¬
gehoben werden könnten:
das Rabattgesetz, das
Zugabengesetz und die
Ausverkaufsordnung.
eichen Sinn hat es,
einem Autohänd¬
ler zu verbieten,
einen höheren Preisnach¬
laß als drei Prozent zu ge¬
währen? Und wenn ein
Betrieb das Verbot der Bil¬
ligpreise umgeht, indem er
seinen Kunden Benzingut¬
scheine schenkt, so wird
gegen ihn nach dem Zu¬
gabengesetz vorgegangen.
Und warum soll die Be¬
hörde gegen einen Buch¬
händler einschreiten, der
Studenten, die sich als sol¬
che legitimieren, Fachbü¬
cher billiger verkauft?
Warum riskiert ein Händ¬
ler, der ankündigt, daß er
die angeblich nur „unver¬
bindlich“ empfohlenen
Preise der Herstellerfirma
um zehn Prozent unterbie¬
tet, in kostspielige, exi¬
stenzbedrohende Prozesse
verwickelt zu werden? So¬
gar Beugehaft, also Ar¬
rest, kann gegen einen
Händler verhängt werden,
der hartnäckig billiger ist
als die Herstellerfirmen
empfehlen.
Da kommt ein Pensio¬
nist in einen Laden, klagt,
daß er sich das ersehnte
Gerät nicht kaufen kann,
weil ihm dreihundert
In der wirt¬
schaftlichen
Praxis fürchtet
man in
• • Österreich
den Wettbewerb
wie der Teufel
das Weihwasser.
Schilling fehlen. Der
Händler erbarmt sich sei¬
ner und gewährt ihm einen
um dreihundert Schilling
niedrigeren Sonderpreis.
Zu einem anderen Händ¬
ler kommt ein junger
Mann um 18.10 Uhr, nach
der offiziellen Laden¬
schlußzeit, um rasch noch
etwas einzukaufen. Und er
bekommt seine Ware. Bei¬
de waren allerdings keine
normalen Kunden. Beide
waren von einer Detektiv¬
firma ausgeschickt, um
Material gegen Händler zu
sammeln, die sich mit un¬
erwünscht niedrigen Prei¬
sen zufriedene Kunden
schaffen.
In beiden Fällen gab es
kostspielige Prozesse ge¬
gen die Billiganbieter. Bei¬
de verloren ihren Prozeß
und mußten als „Strafe“
dafür, daß sie aus der Rei¬
he der Hochpreisanbieter
tanzten, mehr als hun¬
derttausend Schilling be¬
zahlen. Auch die Honorar¬
note für die Detektive
(den Pensionisten, der
sich das Gerät nicht leisten
konnte, und den jungen
Mann, der noch schnell
nach Ladenschluß einkau¬
fen wollte) müssen sie be¬
zahlen.
ie Unternehmer ha¬
ben bisher eine er¬
satzlose Aufhebung
des Rabattgesetzes, des
Zugabengesetzes und der
Ausverkaufsordnung ver¬
hindert. Deshalb ist der
hier dargestellte Unfug
auch heute noch möglich.
Wer Europapreise will,
wird diese seit Jahrzehn¬
ten sinnlos gewordenen
Gesetze aber beseitigen
müssen.
Kartelle
In allen europäischen
Ländern gibt es Kartellge¬
setze.
Auch in Österreich.
Doch es gibt einen wesent¬
lichen Unterschied.
Im Ausland werden die
Kartellgesetze dazu ver¬
wendet, Vereinbarungen,
die dazu führen, daß Prei¬
se ungerechtfertigt hoch
gehalten werden, außer
22 Solidarität
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