KONSUMENTEN
Kraft zu setzen und Fir¬
men, die sich solcher¬
art bereichern, zu be¬
strafen.
Wie gesagt, so ist es
in anderen europäischen
Ländern. Wer in Öster¬
reich Europapreise will,
der wird auch das öster¬
reichische Kartellrecht eu¬
ropakonform gestalten
müssen.
„Haben Sie schon gese¬
hen? Bei der Firma M. ist
die Packung Kaffee um
fünf Schilling teurer als
der gleiche Kaffee in ei¬
nem anderen Geschäft.
Und die Kekse sind um
drei Schilling teurer! Fast
alles ist dort teurer.
Warum unternehmen Sie
nichts dagegen?“ wird ein
Funktionär der Konsu¬
menteninformation in ei¬
ner U-Bahn-Station laut-
In Ausnahme¬
fällen muß
der Staat die
Möglichkeit
haben,
Preise auch
amtlich
festzusetzen.
stark von einem Passanten
angesprochen. Sofort bil¬
det sich eine Menschen¬
traube um die beiden Dis¬
kutierenden. Eine Art
Passagendiskussion ent¬
steht. „Sie müssen doch
nicht in dem teuren Ge¬
schäft kaufen. Kaufen Sie
einfach im billigeren“,
antwortet der Funktionär.
Doch er stößt auf wenig
Verständnis. „Die hohen
Preise müßte man einfach
verbieten!“ ruft eine Stim¬
me aus den Hintergrund.
„Was heißt Wettbewerb?
Daß der Kaffee so teuer
ist, merke ich ja erst bei
der Kassa. Und auch nur
dann, wenn ich weiß, was
der Kaffee woanders ko¬
stet.“ Die Empörung en¬
det erst, als der Zug in die
U-Bahn-Station einfährt. Tatsache ist, daß über¬
höhte Preise in Öster¬
reich nicht durch
eine Entscheidung der Be¬
hörde, nicht durch Verbot
der hohen Preise, sondern
durch Wettbewerb be¬
kämpft werden. Wenn der
Betrieb, der zu hohe Prei¬
se verlangt, auf seiner
Ware sitzenbleibt, wird er
wohl oder übel billiger
werden.
Wenn ein niedriger
Preis vermehrte Nachfra¬
ge bedeutet, dann wird der
billige Betrieb zwar bei je¬
dem verkauften Stück we¬
niger, durch vermehrten
Umsatz insgesamt jedoch
mehr verdienen.
Das alles setzt freilich
voraus, daß die Menschen
Preise vergleichen kön¬
nen. Zum Beispiel da¬
durch, daß auf jeder Pak-
kung ein Preispickerl
klebt. Doch diese Preis-
pickerln beginnen zu ver¬
schwinden. Die Rechnung
an der Scanner-Kasse
kann sie nicht ersetzen.
Schon gar nicht, wenn dort
unvernünftige Abkürzun¬
gen verwendet werden
und man ahnen muß, daß
„3 Pkt.Tsch.“ drei Pakete
Papiertaschentücher be¬
deuten.
Wettbewerb
Dem letzten Nationalrat
lag knapp vor den Wahlen
ein Entwurf für ein Preis¬
auszeichnungsgesetz vor.
Es wurde leider nicht
mehr verabschiedet. Wer
Europapreise will, wird
dem Käufer auch den
Preisvergleich erleichtern
müssen und für ein zeitge¬
mäßes Preisauszeich¬
nungsgesetz eintreten.
1 lZ7as tun’ wenn der MW/ Wettbewerb, der
Fr die niedrigeren
Preise bringen soll, trotz
aller Bemühungen des
Staates nicht funktioniert
und nicht zum Leben er¬
weckt werden kann? Was
tun, wenn die Erdölwirt¬
schaft riesige Lager voll
billig eingekauften Rohöls
und Benzin hat, aber die
Preise erhöht, weil das
Wiederauffüllen dieser
Lager irgendwann nach ei¬
nem Jahr, wenn die Vorrä¬
te aufgebraucht sind, teu¬
rer kommen könnte? Was
tun, wenn die Preise für
Benzin und Heizöl hinauf¬
gesetzt werden, weil die
Weltmarktpreise steigen -
auch wenn sich das auf die
österreichische Versor¬
gung noch gar nicht aus¬
wirkt - aber oben bleiben,
wenn die Weltmarktpreise
wieder fallen?
In Ausnahmefällen muß
der Staat die Möglichkeit
haben, Preise auch amt¬
lich festzusetzen. Und er
muß die Möglichkeit ha¬
ben, Preistreiber, die un¬
gewöhnliche Situationen
brutal zu ihrem Vorteil
mißbrauchen, empfindlich
zu bestrafen. Auch das
gibt es in anderen Län¬
dern. Auch das gehört zu
Europapreisen.
Europapreise würden
bedeuten, daß unser aller
Lebensstandard um zehn
Prozent höher ist als heu¬
te. Europapreise würden
bedeuten, daß Österreichs
Wirtschaft sich zeitgerecht
auf den europäischen
Wettbewerb vorbereitet.
Doch sie kommen nicht
von selbst. Jede einzelne
Branche kämpft in ihrem
Bereich für die Erhaltung
ihres eigenen hohen Preis¬
niveaus. Es wird großer
Anstrengungen der Ge¬
werkschaften und Arbei¬
terkammern bedürfen, um
diesen Egoismus zu über¬
winden und im Interesse
von uns allen echte Preis¬
senkungen durch- pi
zusetzen. CJ
Text: Dr. Fritz Koppe
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S22.12''990und
6 4.1991
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• 23 2.1991 und
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