Rückkopplung ist die Beeinflus¬
sung eines Geschehens durch die
Rückwirkung der Folgen auf seinen
weiteren Verlauf. Das Prinzip der
Rückkopplung ist grundlegend für
die Theorie der Steuerungsvorgänge.
Vom wissenschaftlichen Begriff nun
zur Praxis einer Zeitschrift wie »Arbeit
& Wirtschaft«.
Der Großteil der Auflage von mehr
als 30.000 insgesamt geht an Be¬
triebsräte und Personalvertretungen,
und zwar je nach der Beschäftigten¬
zahl des Unternehmens zwischen ein
und vier Stück. Würde nur jeder tau¬
sendste Bezieher im Jahr vier bis fünf
Leserbriefe einsenden, überstiege
das den zur Verfügung stehenden
Platz ganz beträchtlich. Bis jetzt ist
aber dieser Fall noch nicht eingetre¬
ten, und das ist eigentlich schade,
denn die Ansichten der Leser sind für
eine Redaktion immer wichtig.
Bei den monatlichen Sitzungen des
Redaktionskomitees geht es oft sehr
lebhaft zu. Wenn acht, zehn oder
manches Mal auch mehr Kollegen -
und eine Kollegin - nach gründli¬
chem Durchleuchten des jeweils vor¬
liegenden Heftes Vorschläge über
kommende Beiträge einbringen, oft
sehr temperamentvoll ihre Meinun¬
gen darlegen, wird klarerweise nicht
immer volle Übereinstimmung erzielt,
auch wenn sich alle über eines einig
sind: dem Leser soll bei aller Spar¬
samkeit möglichst viel an Interessan¬
tem, an Information geboten werden.
Im übrigen hält sich das Redaktions¬
komitee an den Hinweis, der auf der
zweiten Umschlagseite unten steht:
»Die in der Zeitschrift »Arbeit &
Wirtschaft« wiedergegebenen Artikel
entsprechen nicht notwendigerweise
der Meinung der Redaktion und der
Herausgeber. Jeder Autor trägt die
Verantwortung für seinen Beitrag. Es
ist nicht die Absicht der Redaktion,
die vollständige Übereinstimmung al¬
ler Mitarbeiter zu erzielen. Sie sieht
vielmehr in einer Vielfalt der Meinun¬
gen die Grundlage einer fruchtbaren
geistigen Auseinandersetzung.«
Manchmal drängt sich der Ver¬
dacht auf, daß dieser Hinweis so wie
die ganze zweite Umschlagseite nicht
entsprechend beachtet wird. Wie ist
es anders zu erklären, daß Adreßän-
derungen immer wieder an die Re¬
daktion herangetragen werden, ob¬
wohl für Adreßänderungen eine ei¬
gene Telefonnummer angegeben ist?
Sind vielleicht auch monatliche 48
Seiten zuviel, ist es zuviel, was sonst
noch - durch Tageszeitungen, lllu-
2 arbeit Wirtschaft 1/85
strierte, Hörfunk und Fernsehen -
an Eindrücken alltäglich auf uns ein¬
stürmt? Richtig, niemand vermag
stets alles zu verarbeiten, was von
den verschiedenen Medien an uns
herangetragen wird. Oft genug bleibt
ein unbewältigter Rest übrig. Da hilft
nur eines, freiwillige Einschränkung,
sorgfältiges Auswählen. Dieses Aus¬
wählen sollte nicht mit Gleichgültig¬
keit verwechselt werden, denn
Gleichgültigkeit des Lesers ist für
eine Redaktion, die sich bemüht,
wirklich schmerzhaft, weil ja jeder
von uns in seine Arbeit ein gewisses
Maß an Ehrgeiz mitverpackt.
Natürlich gibt es äußerst gewissen¬
hafte und sorgfältige Mitarbeiter
ebenso wie solche, die es nicht immer
sind, manchmal auch aus Überarbei¬
tung nicht in der Lage sind, jeden Be¬
griff, jedeAussage auf die Goldwaage
zu legen. Da kommt es dann wieder
vor allem auf gegenseitiges Ver¬
trauen und Verständnis zwischen
Mitarbeiter und Redakteuran. Ander¬
seits kann man es einem Autor
durchaus nachfühlen, wenn er wirk¬
lich bestrebt war, beste Arbeit zu lie¬
fern und er dennoch kaum Beach¬
tung findet. Selbst äußerst kritischer
Widerspruch ist da besser als gar
nichts.
Gerade bei zwei Ausgaben des ver¬
gangenen Jahres hätte man sich
gerne mehr Zuspruch oder Wider¬
spruch gewünscht, nämlich bei dem
Septemberheft mit den Beiträgen
über Bildschirmtext und bei dem Ok¬
toberheft mit den Beiträgen über Per¬
sonalinformationssysteme. Das muß
doch vielen genug unter die Haut ge¬
gangen sein!
Zeitungen und Magazine, die einen
Großteil ihrer Einnahmen nicht aus
dem Verkauf allein, sondern von be¬
zahlten Anzeigen beziehen, brauchen
ein möglichst günstiges Verhältnis
zwischen Auflage und Einnahmen
aus den Inseraten. Je mehr Leser das
Blatt kaufen, desto höhere Einnah¬
men kann es auch aus Anzeigen er¬
zielen, desto knapper kann der Preis
kalkuliert werden, doch darf er nicht
zu niedrig sein, weil sonst die Wieder¬
verkäufer dem Blatt zuwenig Auf¬
merksamkeit widmen.
Die Gewerkschaftspresse hat es
auch da etwas schwieriger. Eine Zei¬
tung, ein Magazin, das mir nicht zu¬
sagt, kaufe ich nicht mehr, eine Pu¬
blikation, die mit dem Mitgliedsbei¬
trag oder mit einer Funktion verbun¬
den ist, und mir nicht gefällt, die lasse
ich einfach unbeachtet. Sie kostet
aber auch Geld und Arbeit.
Schwierigkeiten ergeben sich ge¬
legentlich aus der Verteilung, wenn
zum Beispiel drei Hefte aus Be¬
quemlichkeit auf einmal an Vertrau¬
enspersonen weitergegeben wurden.
Da kann man sich vorstellen, daß
dann zumindest Terminhinweise
nicht mehr besonders aktuell sind. So
hatte die Redaktion einmal an die
Obmänner der Parlamentsparteien
eine Reihe von gleichen Fragen über
Wirtschaftliches, Soziales und Kul¬
turpolitisches gestellt. Dutzende
Stück dieser Ausgabe wurden aber
erst Wochen nach den Wahlen wei¬
tergereicht.
Das gibt es aber schon längere Zeit
nicht mehr, denn nach einigen Ver¬
waltungsverbesserungen gibt es
kaum noch Beschwerden über die
Zustellung.
Gut angekommen bei den Emp¬
fängern von »Arbeit & Wirtschaft«
sind die »AW Spezial« genannten
Beilagen, doch auch da wären Anre¬
gungen, Wünsche und Hinweise aus
der Leserschaft doch von großem
Nutzen.
Freilich gibt es mitunter-aber wel¬
che Zeitung kennt das nicht? - Zu¬
schriften, die beträchtlich länger sind
als der Beitrag, auf den sie sich be¬
ziehen. Es darf daher niemanden
wundern, daß nicht alle Zuschriften
gleichermaßen berücksichtigt wer¬
den. Anonyme Schreiben werden
zwar gelesen, aber nicht weiter be¬
achtet. Schließlich gibt es ein Redak¬
tionsgeheimnis, das bisher stets ge¬
wahrt wurde, wenn jemand Wert dar¬
auf gelegt hat, ungenannt zu bleiben.
Richtig eingedeckt wird die Redak¬
tion hin und wieder mit Einsendun¬
gen für die Rubrik »0 du mein Öster¬
reich«, so daß es meist nicht möglich
ist, dazu schriftlich Stellung zu neh¬
men, wenn etwa sechs Einsender
gleiche Ausschnitte lieferten. Da
kann eben nur der erste genommen
und genannt werden.
Mit diesem Jännerheft beginnt der
39. Jahrgang seit dem Wiederer¬
scheinen von »Arbeits Wirtschaft« in
der Zweiten Republik. In der Ersten
Republik ist sie ja nur wenig mehr als
ein Jahrzehnt herausgekommen.
Schön wär's, wenn der eine oder
andere ab und zu ein bißchen Zeit er¬
übrigte und eine Briefmarke opferte,
um in Kontakt mit der Redaktion zu
treten. Es gibt auch einige Stamm¬
kunden, die zum Telefon greifen, aber
da ist Schriftliches besser, weil man
sich in aller Ruhe damit befassen
kann.
Die Redaktion verspricht jeden¬
falls, daß Anmerkungen, Anregun¬
gen, Wünsche und Beschwerden der
Leser auch im Jahre 1985 sehr ernst
genommen werden. g. d.