EDITORIAL
Mitgliederbefragung
in den Arbeiterkammern:
»Ja zur AK!«
In diesem Beitrag erklärt der
Direktor der Wiener Arbeiterkam¬
mer den Ablauf der Mitglieder¬
befragung und beschäftigt sich
auch nochmals mit den Argumen¬
ten pro und kontra Kammern spe¬
ziell im Zusammenhang mit dieser
Befragung: »No-na-Frage« oder
einzige wirklich ehrliche Fragestel¬
lung? Welche politische Bedeutung
und welche rechtlichen Konse¬
quenzen hat diese Befragung? Wie
laufen die Befragungen in anderen
gesetzlichen Interessenvertretun¬
gen (Kammern)? Wie sind die Be¬
triebsräte in diese Befragung einge¬
bunden? „ .
Seite 10
Hoffnung und Zweifel
Der Leiter des österreichischen In¬
stituts für Wirtschaftsforschung,
Helmut Kramer, stellt Betrachtun¬
gen zu Österreichs Wirtschaft an:
Die »Financial Times« brachten
am 23. November 1995 einen Auf¬
macher mit dem Titel »Eight States
>on Course< for Emu«. Darin wird
die Europäische Kommission zi¬
tiert, die in bezug aufdie Errichtung
der Währungsunion optimistisch
sei, weil die Mehrheit der Mitglieds¬
länder eben »on course« ist. Jahre¬
lang haben so gut wie alle politi¬
schen Kräfte den Beitritt des Landes
zur Europäischen Union mit Nach¬
druck unterstützt und angestrebt.
Sie haben sich diesen Weg mit ei¬
nem überzeugenden Votum des
Volkes bestätigen lassen... „ .° Seite 18
Meinungsumschwung
nach dem
Beitritt zur EU?
Von der Arbeitsgemeinschaft für
wissenschaftliche Wirtschaftspoli¬
tik (WIWIPOL) wurde eine Studie
in Auftrag gegeben, mit dem Ziel,
die »Position nach dem EU-Bei-
tritt« zu analysieren. Befragt wur¬
den 560 Arbeitnehmer und 20
fuhrende Gewerkschaftsfunktionä¬
re über ihre Einstellung zur EU, In¬
formationsquellen sowie Einschät¬
zungen betreffend die Erleichte¬
rung bzw. Erschwerung von Lö¬
sungen von wirtschafts-, gesell-
schafts- und gewerkschaftspoliti¬
schen Problemstellungen. Ebenso
wurden »Ratschläge an die Ge¬
werkschaften« eingeholt.
Seite 28
Konsum-Ausgleich:
Beschäftigte als
Hauptopfer
Am 9. März ist es ein Jahr
her seit der Ankündigung der Kon¬
sum-Insolvenz. Viele Zeitgenossen
reagierten auf diese Nachricht mit
Staunen und Unglauben - so, als
hätte man ihnen mitgeteilt, daß das
Wasser ab sofort aufwärts fließt.
Die aus den Anfängen der Arbeiter¬
bewegung stammende Einkaufsge¬
nossenschaft war für zahlreiche Ar¬
beiter und Angestellte ein iden¬
titätsbildender Faktor mit dem
gleichen Gewicht wie Partei
und/oder Gewerkschaft. Hauptop¬
fer dieser Entwicklung waren und
sind die rund 15.300 Arbeitneh¬
mer des Konsum.
Seite 36
In Otto Farnys
»Hexenküche«
Als Hexenmeister, der in seiner
Küche Dubioses zusammenbraut,
wurde der Leiter der Abteilung
Steuerpolitik der Wiener AK po¬
stuliert. Die Kampagne ist kein
Wunder, wenn man bedenkt, daß
er die gegenwärtige Steuerpolitik
prägnant auf den Punkt Dringt:
»Der Faktor Arbeit wird belastet,
während der Faktor Kapital massiv
entlastet wurde...«
Seite 40
Klares Votum für gesetz¬
liche Interessenvertretung
Auf diesen beiden Druckseiten hier, die Sie gerade auf¬
geschlagen haben, sehen Sie eine Art »Speisekarte« für
dieses Heft. Ganz links im Impressum die Namen der Ver¬
antwortlichen und die Adressen, daneben ein Inhaltsver¬
zeichnis, und dann sind da noch einige Hauptartikel her¬
vorgehoben, die Ihr besonderes Interesse finden sollten.
Hier im Editorial bekommen Sie zu diesem Menü oder
Fahrplan noch aktuelle Ergänzungen, da diese Rubrik ne¬
ben dem Leitartikel der letzte Beitrag ist, der für dieses
Heft fertiggestellt wird, bevor es in Druck geht. Aber gehen
wir der Reihe nach vor.
Da haben wir zum Beispiel die ständige Rubrik »Aus Ar¬
beiterkammern und Gewerkschaften« mit Meldungen aus
diesem Bereich. Für diejenigen, die auf den elektronischen
Datenautobahnen zu Hause sind, gibt es dort Interessan¬
tes: Auch der Österreichische Gewerkschaftsbund ist jetzt
über diese modernste Kommunikationsmöglichkeit er¬
reichbar. Hier noch das Wichtigste: Die Anschrift für das
»WorldWideWeb« lautet »URL://www.oegb.or.at/oegb/«
und diejenige für die elektronische Post über »Internet«
lautet »E-Mail:oegb@oegb.or.at«. Auch in den Arbeiter¬
kammern sind in einigen Bundesländern Anschlüsse in
Vorbereitung. Wer uns also einen Leserbrief schicken will,
kann dies jetzt per Knopfdruck über den Computer erledi¬
gen, falls er nicht zu jenen Steinzeitmenschen gehört, die
ihre Briefe noch mit der Hand auf Papier schreiben, die Ku¬
verts mit (selbst befeuchteten) Briefmarken bekleben und
in diesen gelben Kasten auf der Straße einwerfen.
Aber zurück zum bedruckten Papier dieses Hefts: In
dem Beitrag zur Mitgliederbefragung in den Arbeiterkam¬
mern ist auf Seite 11 auch eine Grafik über die Ergebnisse
der Befragung der Mitglieder in den Wirtschaftskammern
enthalten. Inzwischen liegen auch schon die Ergebnisse
aus dem Burgenland vor: Die Befragung erbrachte 88,8
Prozent Ja-Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 53,34
Prozent.
Auch in Vorarlberg antworteten 85,2 Prozent der Unter¬
nehmer mit Ja auf die Frage: »Sind Sie dafür, daß die Wirt¬
schaftskammer mit ihren Innungen, Gremien, Fachgrup¬
pen und Fachverbänden als gemeinsame gesetzliche In¬
teressenvertretung für alle Unternehmerinnen und Unter¬
nehmer bestehen bleibt?« Die Beteiligung der Unterneh¬
mer an dieser Befragung betrug im »Ländle« 58,1 Prozent.
Damit ist der Trend bestätigt, nach dem die Mitglieder
bei anderen Berufsgruppen ein hohes Maß an Zustim¬
mung zu ihrer gesetzlichen Interessenvertretung zeigen.
Die österreichischen Wirtschaftstreibenden haben ein kla¬
res Votum abgelegt. 81,71 Prozent haben sich in den neun
Bundesländern für die Kammer und letztendlich auch für
das Kammernsystem ausgesprochen. Jetzt wird es darauf
ankommen, daß auch bei der Befragung in den Arbeiter¬
kammern ein derartig eindeutiges Ergebnis erreicht wird.
Denn nur durch Arbeiterkammern und Gewerkschaften als
starke Partner ist gewährleistet, daß Arbeitnehmerinteres¬
sen innerhalb der Sozialpartnerschaft und gegenüber dem
Staat auch in Zukunft wirksam vertreten werden können!
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