INTERNATIONALES
Die Firmen sparen
Zwei Drittel aller Unfäl¬
le auf den Baustellen haben
jedoch weder mit mangeln¬
der Ausrüstung noch mit
Alkohol, sondern mit nicht
vorhandenen Schutzvor¬
richtungen zu tun, da, so
Experten der »Arbeitsauf¬
sicht«, viele Baufirmen
dem enormen Kosten- und
Konkurrenzdruck nur
durch, wenn auch unerlaub¬
te, »Sparmaßnahmen« aus¬
weichen können. Das müs¬
sen oft die Arbeiter mit ih¬
rer Gesundheit und manch¬
mal auch mit ihrem Leben
bezahlen.
Ungarische Baufirmen
kaufen, vor allem in Öster¬
reich und in Deutschland,
ausrangierte Baumaschi¬
nen für einen Spottpreis
auf, die dann im Land kurz
»auffrisiert« und schnell
zum Einsatz gebracht wer¬
den. Dass auch diese kaum
noch gewarteten Maschi¬
nen Unfälle verursachen,
muss wohl nicht besonders
betont werden.
Bereits vor zwei Jahren
erklärte Abteilungsleiter
Haragos in einem Gespräch
mit der Budapester Tages¬
zeitung »Nepszabadsäg«,
dass diese »veralteten
Westmaschinen den stren¬
gen Schutzbestimmungen
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in ihren Heimatländern
längst nicht mehr entspre¬
chen. Bei uns gibt es jedoch
keine eindeutigen Bestim¬
mungen, wie lange diese
Maschinen und Baufahr¬
zeuge eingesetzt werden
dürfen. Wir wissen nicht
einmal, wie viele Jahre man
diese Maschinen überhaupt
benützen kann«.
Neben den veralteten
Maschinen, Bau- und ande¬
ren Fahrzeugen fehlen in
Ungarn nicht selten auch
gut ausgebildete Fachkräf¬
te. Da »die Arbeitskraft im¬
mer noch relativ billig ist,
stellen manche Firmen
nicht genügend ausgebilde¬
te Arbeitskräfte ein, die
Unfälle verursachen«, so
Frau 1. Gäspär von der Bu¬
dapester »Arbeitsaufsicht«.
Nicht nur in der Bau¬
wirtschaft steigt die Zahl
der Arbeits- und Berufsun¬
fälle, sondern auch im
Gastgewerbe bzw. in der
Fremdenverkehrswirt-
schaft. Hier wiederum, so
Meldungen der »Arbeits¬
aufsicht«, führt der Einsatz
von nicht sach- und fach¬
gemäß ausgebildeten Ar¬
beitskräften — vor allem
Studenten in den Semester¬
ferien - zu Unfällen, da
diese Hilfskräfte weder
über eingehende Fach¬
kenntnisse noch über eine
entsprechende Schutzbe¬
kleidung, wie z. B. rutsch¬
feste Gummistiefel, verfü¬
gen.
Keine Gefahrenzulage
für Feuerwehr
Arbeitsplatz- und ar¬
beitsrechtliche Probleme
und Schwierigkeiten hat in
Ungarn auch die Berufs¬
feuerwehr. So beklagte -
allerdings noch zur Zeit der
abgewählten konservativen
Orbän-Regierung - Imre
Galos von der Unabhängi¬
gen Gewerkschaft der Be¬
rufsfeuerwehr den politi¬
schen Druck des Innenmi¬
nisteriums gegen die Pro¬
testveranstaltungen ihrer
Mitglieder. So manche pro¬
testierenden Feuerwehrleu¬
te wurden nämlich überre¬
det, Kündigungsschreiben
zu unterzeichnen. Das Ziel
eines 72-stündigen Streiks
war die Rücknahme der da¬
mals geplanten Streichung
der Gefahrenzulage.
Wunder kann auch die
neue sozial-liberale Regie¬
rung in Ungarn nicht wir¬
ken. Deshalb beschlossen
Ende September die Inter¬
essenvertretungen, »nur«
einen 3%igen Lohnzu¬
wachs zu empfehlen. Da
die offizielle Inflationsrate
rund 5 Prozent beträgt, ha¬
ben sich die Gewerkschaf¬
ten mit diesem »mageren«
Lohn- und Gehaltszuwachs
nicht einverstanden erklärt.
Da Finanzminister Läslö
Csaba gleichzeitig eine
Steuerreform versprach,
wurde trotz des geringen
Zuwachses eine Real¬
lohnerhöhung in Aussicht
gestellt.
Die Sozialpartner treffen
sich in Ungarn im so ge¬
nannten »Interessenaus¬
gleichsrat«, der - als regie¬
rungsnahe Institution — die
Vorschläge des Finanzmi¬
nisters den Sozialpartnern
unterbreitet.
Einzelne Gewerkschaf¬
ten, vor allem aus der Bau-,
Fremdenverkehrs- und
Landwirtschaft, wollen Si-
cherheits- und Unfallver¬
hütungsfragen auch im »In¬
teressenausgleichsrat« zur
Sprache bringen; die Ver¬
treter der Wirtschaft lehnen
dieses Ansinnen jedoch ab.
Noch.
Peter Stiegnitz, Budapest
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Ungarische Baufirmen kaufen bei uns ausrangierte Baumaschinen, frisieren
diese im Land auf und - schnell eingesetzt - verursachen sie oft Unfälle
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